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Arzneimittel und Therapie
Die Suche nach protektiven Antikörpern geht weiter
Durch welche immunologischen Mechanismen es letztlich zu diesem Schutz kommen kann, wurde nun in einer Analyse geklärt, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde [4]. In der RV144-Studie, die 2009 in Thailand durchgeführt wurde, betrug die geschätzte Effektivität des verwendeten Impfschemas gegen HIV-1 31,2% [3]. In einer Fallkontrollstudie sollte nun geklärt werden, welche Antikörper oder zellulären Immunsysteme mit dem HIV-Infektionsrisiko korrelieren [4]. Von 17 möglichen immunologischen Details wurden sechs für die primäre Analyse des Zusammenhangs zwischen T-Zellen, IgG- und IgA-Antikörpern und dem Infektionsrisiko ausgewählt. Diese limitierte Zahl von Variablen wurde ausgewählt, um die statistische Power des Ergebnisses beim Vergleich der Variablen mit der Wahrscheinlichkeit, HIV zu entwickeln, zu erhöhen. Zu diesen sechs primären Variablen gehörten fünf Antikörper-Hüllproteine und ein Protein des zellulären Immunsystems. Die Patienten der RV144-Studie wurden in den Wochen 0, 4, 12 und 24 geimpft. In der 26. Woche, also zwei Wochen nach der letzten Impfung, wurde die Immunisierung überprüft. Das Auftreten von einer HIV-Infektion wurde in einem weiteren Follow-up von 42 Monaten dokumentiert. Die durch die Impfung induzierte Immunantwort wurde im Hinblick auf alle für die Primäranalyse ausgewählten Variablen wöchentlich quantitativ ausgewertet. Bei einer multivariablen Regressionsanalyse aller sechs Variablen gemeinsam zeigte sich ein Trend im Hinblick auf die Vorhersagbarkeit des Infektionsrisikos mithilfe der Variablen (p = 0,08 für alle sechs Variablen zusammen), bei zweien waren aber deutlich signifikante Zusammenhänge zur Infektion der geimpften Probanden zu erkennen: So zeigte sich, dass eine Bindung von IgG an ein Gerüstprotein des V1V2-Antigens umgekehrt mit dem Auftreten einer Infektion korrelierte. Die Bindung des IgA-Antikörpers an ein HIV-Hüllprotein korrelierte dagegen direkt mit dem Auftreten von Infektionen. Diese beiden Risiko-Korrelate zusammengenommen liefern offensichtlich einen hohen Zusammenhang mit der Infektionsrate und können wichtige Hypothesen auf Immunantworten generieren, die für einen HIV-1-Schutz nötig sind. Außerdem können sie für weitere Studien die Auswahl primärer Endpunkte verbessern, was letztlich zu verbesserten Impfstoffen führen kann. Wenn es sich zeigt, dass ein Schutz vor einer HIV-Infektion durch V1V2 IgG-Antikörper gewährleistet werden kann, sollten künftige Impfstoffe induzieren, dass hohe Level von V1V2-Antikörpern und niedrige Level von IgA-Antikörper-Hüllproteinen erzeugt werden, um dadurch die Effektivität des Impfstoffs zu erhöhen. Die Ergebnisse der RV144-Studie werfen aber auch weitere Fragen auf, besonders im Hinblick auf die Übertragbarkeit auf andere Populationen. Die ersten Effektivitätsstudien wurden mit Hoch-Risiko-Populationen durchgeführt, die RV144-Studie dagegen mit einer Population mit geringem bis moderatem Risiko, nämlich einer überwiegend heterosexuellen Population. Hier kann es zu einer schlechteren Virusübertragung kommen, und somit sind positive Effekte eventuell gar nicht auf die Impfung zurückzuführen. Insofern wird im kommentiert, dass möglichst bald weitere Studien initiiert werden sollten, um die Ergebnisse der RV144-Studie besser verstehen zu können.
Quelle
Apothekerin Dr. Annette Junker
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