Arzneimittel und Therapie

Weniger Genitalwarzen durch konsequente HPV-Impfung

Nationales Impfprogramm in Australien ist erfolgreich

Die Deutschen sind impfmüde. Das gilt ganz besonders für die HPV-Impfung. Anders die Australier, die im Rahmen eines nationalen Impfprogramms mit einer tetravalenten Vakzine konsequent gegen HPV impfen. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Das Risiko für Genitalwarzen und hochgradige zervikal-Läsionen ist dadurch deutlich gesunken.
Foto SPLAgentur Focus
Bestimmte Genotypen der humanenPapillomaviren (HPV) verursachen Gebärmutterhalskrebs.In Studien konnte HPV-DNAin ca. 90% der Zervixkarzinome nachgewiesenwerden. Die Prävalenz von HPV-Infektionenwird für Europa auf 8 bis 15% geschätzt. Sie istunter jungen Frauen am höchsten.

Die offizielle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist seit März 2007 eindeutig: Junge Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren sollten zur Reduktion der Krankheitslast durch den Gebärmutterhalskrebs vor Aufnahme des ersten Geschlechtsverkehrs gegen humane Papillomaviren (Typen HPV 16, 18) geimpft werden. Doch dies bleibt hierzulande weitgehend ungehört. Die Durchimpfungsrate liegt gerade einmal bei 30%, erläuterte Prof. Dr. Monika Hampl von der Frauenklinik der Universität Düsseldorf auf dem von Sanofi Pasteur MSD veranstalteten Symposium "HPV-Impfung: der nächste Schritt" am 8. März 2012 in Düsseldorf. Dabei lässt sich durch die konsequente Impfung mit dem tetravalenten HPV-Impfstoff Gardasil® , der sich gegen die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 richtet, das Risiko für Genitalwarzen und zervikale Krebsvorstufen (zervikale intraepitheliale Neoplasien, CIN) deutlich reduzieren. Besser stehen andere Länder da. In Belgien, Spanien oder England werden etwa 60% erreicht. Noch höher sind die Impfraten im Rahmen von Schulimpfprogrammen. Hier erreichen die Engländer eine Impfrate von 88%, die Australier von etwa 80%.


HPV belagert nicht nur die Zervix


Humane Papillomaviren sind nicht nur entscheidend an der Entwicklung des Zervixkarzinoms beteiligt. Sie mischen auch bei anderen Karzinomen kräftig mit, nämlich bei 70% der Vulva- und Vaginalkarzinome, bei 70% der Analkarzinome und bei 40% der Peniskarzinome. Auch bei 31% der oropharyngealen Karzinome werden sie gefunden.

Schneller Effekt: Reduktion von Genitalwarzen

Wie effektiv die Impfung ist, zeigen aktuelle Daten aus dem nationalen HPV-Impfprogramm in Australien. Seit April 2007 werden dort 12- bis 13-jährige Mädchen mit dem tetravalenten Impfstoff immunisiert. Von Juli 2007 bis Dezember 2009 war die Impfung auch für 13- bis 18-jährige Mädchen und, in einem Catch-up-Programm, für Frauen zwischen 18 und 26 Jahren möglich. Mit durchschlagendem Erfolg, wie Prof. Dr. Monika Hampl deutlich machte. Bereits 2009 schlug sich die Impfung in einer Reduktion der Genitalwarzen nieder. Sie gingen bei Frauen zwischen 12 und 26 Jahren um 59% zurück, Ende 2010 war ein Rückgang um 73% zu verzeichnen. Bei den unter 21-Jährigen sank die Häufigkeit HPV-6- und HPV-11-induzierter Genitalwarzen vier Jahre nach Start des Schulimpfprogramms von 18,6 auf 1%. Davon profitierten auch die Männer mit einem Rückgang der Genitalwarzen um etwa 40%. Besonders problematisch ist es, wenn eine Schwangere zum Zeitpunkt der Geburt unter Genitalwarzen leidet. Dann besteht das Risiko einer vertikalen Übertragung von HPV auf das Kind, die eine Larynxpapillomatose nach sich ziehen kann.

Noch wichtiger als der Blick auf Genitalwarzen ist der Blick auf hochgradige Krebsvorstufen des Zervixkarzinoms. Die Auswertung der Registerdaten zeigt auch hier einen Rückgang. Beim Vergleich der Inzidenzrate vor und nach Einführung des Schulimpfprogramms (Januar 2003 bis März 2007 und April 2007 bis Dezember 2009) ergab sich eine Reduktion der Neuerkrankungen an höhergradigen Zervixdysplasien (CIN2+) bei Mädchen unter 18 Jahren um 47% von 0,8% auf 0,4%, erläuterte Prof. Dr. Monika Hampl, Düsseldorf. "Das ist nahezu eine Halbierung der Inzidenz hochgradiger zervikaler Läsionen" betonte sie. Dies zeige, wie wichtig frühzeitiges Impfen sei.

Überzeugende Datenlage für die STIKO

In die Diskussion geraten war die HPV-Impfung in Deutschland als Ende 2008 eine Gruppe deutscher Wissenschaftler den Nutzen der Impfung infrage stellte. Die STIKO veröffentliche daraufhin eine Neubewertung unter Berücksichtigung von HTA (Health Technology Assessment) verschiedener europäischer Länder sowie zwischenzeitlich publizierten Daten aus klinischen Zulassungsstudien mit dem tetravalenten Impfstoff. Demnach bietet die Impfung einen 97- bis 100%igen Schutz vor HPV-16, -18-assoziierten Gebärmutterhalskrebsvorstufen. Und die STIKO blieb bei ihrer Empfehlung.


Apothekerin Dr. Beate Fessler



DAZ 2012, Nr. 16, S. 41

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