DAZ aktuell

So wünscht sich die Bevölkerung die Apotheke der Zukunft

Ergebnisse einer aktuellen IFH-Studie

KÖLN (cs). Das Institut für Handelsforschung GmbH (IFH) aus Köln hat im Auftrag der Apothekerkammern und -verbände Nordrhein-Westfalens eine Studie über die Wünsche der Bevölkerung an die Apotheke der Zukunft durchgeführt. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem anlässlich einer Pressekonferenz in Düsseldorf, an der auch die NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens teilnahm, vorgestellt.
Die Studie "Apotheke der Zukunft" präsentierten (v. l.): Dr. Preißner, IFH, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gesundheitsministerin Barbara Steffens, Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Dr. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, und Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe.
Foto: IFH

Die Apotheke als wohnortnaher, leicht erreichbarer Ansprechpartner in Fragen zum Arzneimittel und zur Gesundheit wurde von mehr als 90 Prozent der Befragten als Wunsch für die Zukunft gefordert. Bestimmte Dienstleistungen sollten gestärkt werden und auch von der Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker sowie Serviceleistungen zur Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit versprechen sich vor allem die heute Unter-40-Jährigen künftig einen Benefit. Dieses Ergebnis, so Steffens, unterstreiche ihre Einschätzung, dass eine quartiersbezogene Versorgung der Menschen an Bedeutung gewinne. Die Apotheke sei insbesondere für ältere Menschen mehr als nur eine Arzneimittelabgabestelle, vielmehr habe sie viele Funktionen wie Beratung, Übersetzung des Beipackzettels und auch die Erläuterung der vom Arzt gestellten Diagnose. Die Ergebnisse der Studie sollten nicht nur für Nordrhein-Westfalen, sondern auch auf bundespolitischer Ebene näher betrachtet werden. Die Stärkung und Weiterentwicklung der Apotheke sei vor dem Hintergrund des demografischen Wandels unumgänglich. Auch im Bereich der Prävention müsse die Rolle des Apothekers neu diskutiert werden. Bedauerlicherweise, so Steffens, würden die von den Apotheken angebotenen Gesundheitschecks bislang noch zu wenig in Anspruch genommen.

Thomas Preis als Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e. V. sowie die Kammerpräsidenten Gabriele Overwiening aus Westfalen-Lippe und Lutz Engelen aus Nordrhein ergänzten die Ausführungen des Forschungsinstitutes. Sie machten deutlich, dass die Ergebnisse für die weitere berufspolitische Arbeit gute Ansätze liefern. Insbesondere der Ausbau der Serviceleistungen mit heilberuflichem Nährwert in der Quartiersversorgung müsse stärker entwickelt werden, so Preis. Dabei ließen sich Kosten einsparen. Engelen berichtete über eine amerikanische Studie, wonach die Kosten zur Behandlung von UAW ebenso so hoch seien, wie die zur Behandlung aller Krebserkrankungen. Hier biete die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker neue Chancen. Damit die von den Patienten gewünschte Konzentration auf sie und ihre Arzneimitteltherapie umgesetzt werden können, so Overwiening, benötigten die Apotheker Rahmenbedingungen, in denen sie ihr Wissen zum Wohle der Patienten einsetzen können.

Die Situation heute ...

Etwa ein Viertel der Bevölkerung sucht derzeit eine Apotheke mindestens ein bis zweimal im Monat, zwölf Prozent davon sogar bis zu zweimal die Woche auf. Dabei bevorzugen 63 Prozent den Besuch der Stammapotheke, 16 Prozent halten mehreren Apotheken die Treue.

Nur zehn Prozent der Befragten sehen im Apotheker einen reinen Kaufmann, gut ein Viertel nur den Heilberufler. Der überwiegende Teil der Bevölkerung, nämlich 64 Prozent, sieht den Apotheker zu gleichen Teilen als Kaufmann und Heilberufler.

Vier Fünftel der Befragten gaben an, dass sie ein hohes Vertrauen in ihre Apotheke haben und ausreichend Beratungszeit zur Verfügung steht. Die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Apotheke ist insgesamt also sehr hoch. Wenn in der Apotheke ein Arztbesuch angeraten wird, so befolgen diesen Rat in der Regel rund 83 Prozent.


Zukünftige Rolle der Apotheke im Gesundheitswesen. Gefragt wurden Bürger, inwiefern sie den oben gemachten Aussagen zustimmen oder diese ablehnen.

... und die Zukunft

Über 90 Prozent der Studienteilnehmer sprechen sich für den Erhalt der Apotheke als rasches und niedrigschwelliges Angebot im Gesundheitswesen aus. Etwa 70 Prozent sehen sogar wegen wegfallender ärztlicher Leistungen für die Apotheke eine wachsende Bedeutung, wobei hier die Unterschiede zwischen Alt und Jung oder regelmäßigem und seltenem Arzneimittelbedarf keine große Rolle spielen. Gefragt nach speziellen Leistungen, sind 32 Prozent der Ansicht, dass die Beratung zu Arzneimitteln insgesamt noch an Bedeutung zunehmen wird. 29 Prozent haben diesen Eindruck auch für den OTC-Bereich. Für ein Viertel der Umfrageteilnehmer wird die Apotheke ein immer wichtiger werdender Ansprechpartner und zudem eine Beratungs- und in Abstimmung mit dem Arzt auch Therapiebegleitungsstelle bei chronischen Erkrankungen. Die stärkere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker wird von Patienten über 60 Jahre zu 45 Prozent, von den Unter-40-Jährigen zu 35 Prozent gewünscht. Bezüglich des Erstellens von Medikationsplänen sowie Rezeptverlängerungen und der Dokumentation von Kontrollwerten sind die Unter-40-Jährigen interessierter.

Für die Gestaltung von Apothekenbetriebsräumen sollte in Zukunft darüber nachgedacht werden, zwischen dem Kassen- und dem Beratungsbereich klarer zu trennen, denn rund zwei Drittel der Befragten wünschen das. Genauso sollte das Beratungs- und Serviceangebot der Apotheken mindestens erhalten werden – 62 Prozent – besser sogar noch ausgebaut werden – 36 Prozent. Dabei stehen vor alle Liefer- und Botendienste, das Führen persönlicher Kundenakten und die Möglichkeiten der Arzneimittelvorbestellung ganz oben auf der Wunschliste der Kunden. Viele andere Aspekte wie die Arzneimittel- oder Reise- und Impfberatung hingegen, wird von vielen bereits als Mindeststandard angesehen. Insgesamt steigt mit dem Alter das Bedürfnis nach mehr Service und Beratung.



DAZ 2012, Nr. 16, S. 22

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