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ApoBank: Dividende trotz Griechenland-Verlust

Bilanz der Apotheker- und Ärztebank 2011

DÜSSELDORF (lk). Trotz eines erheblichen Millionen-Verlustes mit Griechenland-Investitionen hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) auch im Jahr 2011 schwarze Zahlen geschrieben und wird eine Dividende an ihre Genossenschaftsmitglieder zahlen. Im Zuge der Umsetzung des Zukunftsprogramms kündigte ApoBank-Vorstandssprecher Herbert Pfennig Pläne zum Personalum- und -abbau an, der noch in diesem Jahr beginnen soll.
Sieht die ApoBank auf einem guten Weg: ApoBank-Vorstandssprecher Herbert Pfennig. Die Aussichten für die Apotheker nannte er auf der Bilanzpressekonferenz dagegen wenig rosig. Foto: ApoBank

Die Griechenland-Krise hat die ApoBank im vergangenen Jahr knapp über 80 Millionen Euro gekostet. Zusätzliche 15 Millionen Euro verlor die Bank in Ungarn. In beiden Ländern war die ApoBank mit sogenannten Credit Default-Swaps (Kreditausfallversicherungen) investiert, die im Zuge der Euro-Krise jetzt fällig wurden und zu einem Totalausfall führten. Beide Positionen konnten jedoch durch bereits vorhandene Rückstellungen aufgefangen werden. Insgesamt kostete die Risikovorsorge für Finanzinstrumente und andere Beteiligungen die ApoBank im vergangenen Jahr 120 Millionen Euro. Nach Angaben von Bank-Chef Pfennig ist damit aber das "Kapitel Griechenland" für   die ApoBank – wenn auch verlustreich – abgeschlossen.

Vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlung wird die ApoBank ihren rund 100.000 Mitgliedern erneut eine Gewinnbeteiligung in Höhe von vier Prozent aus dem Jahresüberschuss von 43,1 Millionen Euro auszahlen. Parallel ermöglicht das Ergebnis die Rücklagen zu dotieren und so die Kapitalbasis zu stärken. Pfennig: "In einem für den gesamten Bankensektor anhaltend schwierigen Marktumfeld haben wir unser primäres wirtschaftliches Ziel, die Dividendenfähigkeit, erreicht und können unsere Mitglieder weiterhin am positiven Ergebnis unserer Bank beteiligen." Grundlage dafür war die positive Entwicklung im Geschäft mit den Heilberuflern. Mit mehr als vier Milliarden Euro bei den Neuausleihungen hat die ApoBank im abgelaufenen Geschäftsjahr Existenzgründungen, Praxis- und Apothekeninvestitionen sowie private Vorhaben unterstützt. Pfennig: "Diese Entwicklung belegt, dass uns die Heilberufler als Finanzierungs- und Anlageberater vertrauen. Damit erfüllen wir nicht nur eine wesentliche Funktion in der Versorgung des deutschen Gesundheitsmarktes mit Finanzdienstleistungen, sondern auch unseren Satzungsauftrag, die wirtschaftliche Förderung der Heilberufler."

AMNOG-Folgen


Lage der Apotheker ist unendlich schwer geworden

Seit Wochen und Monaten klagen viele Apotheker über eine deutlich verschlechterte Wirtschaftslage. Jetzt kommt dafür quasi die "amtliche" Bestätigung. Auch die ApoBank sieht die Lage der Apotheker aufgrund ihres Einblicks in die Bilanzen der Pharmazeuten erheblich belastet. "Das AMNOG war ein Schlag ins Kontor", sagte ApoBank-Vorstandssprecher Herbert Pfennig bei der Vorstellung der Bankbilanz. "Die Einkommensverhältnisse der Apotheker haben deutlich gelitten."

Das Leben eines Apothekers sei "unendlich schwierig geworden". Vor allem in Randgebieten und auf dem Land stelle sich für viele kleine Apotheken die "Sinnfrage". Es sei kaum noch möglich dort Nachfolger bei altersbedingter Aufgabe einer Apotheke zu finden, so Pfennig: "Ich befürchte in den nächsten Jahren eine Beschleunigung des Abbaus des Apothekenbestandes."

"VorWerts" – Offensive zur Neukundengewinnung

Auf dieser Basis will die ApoBank ihre Zukunft aufbauen. Vor allem das Privatkundengeschäft soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Dazu plant die ApoBank unter dem Namen "VorWerts" eine Offensive zur Gewinnung neuer Kunden bei Medizin- und Pharmaziestudenten und bei angestellten Heilberuflern. Während die ApoBank bei selbstständigen Apothekern und Ärzten auf einen Marktanteil von circa 60 Prozent verweisen kann, liegt der Marktanteil bei Studenten nur bei unter 10 Prozent und bei Angestellten bei knapp 20 Prozent. Ziel der Bank ist es sowohl bei Studenten wie Angestellten bis zum Jahr 2020 einen Marktanteil von 30 Prozent zu erreichen. Dazu sollen in den ApoBank-Filialen spezielle "Private Banking" Berater für beide Zielgruppen eingesetzt werden. Diese sollen im Zuge des geplanten Personalumbaus durch Umschulungen und Qualifizierung aus den vorhandenen 1300 Filialmitarbeitern gewonnen werden.

IT-Bereich-Umbau macht Personalabbau wahrscheinlich

Durch den zum 31. März abgeschlossenen Umbau des ApoBank IT-Bereichs erhofft sich die Bank eine "Freisetzung von Personal in erheblichem Umfang" für diese neuen Aufgaben. Nach Angaben von Pfennig laufen bereits Gespräche mit dem Betriebsrat der Bank, wie der Personalum- und -abbau organisiert werden soll. Auf Nachfrage wollte Pfennig keine konkrete Angabe zum Umfang des Personalabbaus machen. Nur so viel: Kurzfristig sei "netto" ein Personalabbau wahrscheinlich. Mittelfristig könne man wieder zum aktuellen Personalbestand zurückkehren, so Pfennig. Derzeit beschäftigt die ApoBank rund 2500 Mitarbeiter, davon 1300 in den Filialen.

Der Umbau des IT-Bereichs und dessen Ausgliederung an den zum Raiffeisen-Verbund gehörenden Dienstleister GAD habe die Bank 180 Millionen Euro gekostet. 40 Millionen Euro müssen noch im laufenden Geschäftsjahr 2012 verdaut werden. Dann versprich sich Pfennig erhebliche Einsparungen der Verwaltungskosten der ApoBank, die sich ab 2013 pro Jahr auf 30 Millionen Euro belaufen sollen. Der Verwaltungsaufwand inklusive Abschreibungen lag 2011 bei 485,4 Millionen Euro und damit über dem Wert des Vorjahres (2010: 452,4 Millionen Euro).

Fast 2500 neue Mitglieder

Ihre Kundenzahl konnte die ApoBank im Geschäftsjahr 2011 weiter erhöhen. Mehr als 12.000 neue Kunden und fast 2500 neue Mitglieder belegen laut ApoBank die starke Position der Bank im Gesundheitswesen. Nach dem Dividendenausfall im Jahr 2009 im Zuge der internationalen Finanzmarktkrise hatten zahlreiche ApoBank-Genossen ihre Mitgliedschaft gekündigt.

Ausblick: Rahmenbedingungen bleiben schwierig

Im laufenden Geschäftsjahr 2012 werden sich laut ApoBank die Rahmenbedingungen für den gesamten deutschen Bankensektor weiter verschärfen. Insbesondere steigen im Zuge von Basel III erneut die Eigenkapital- und Refinanzierungskosten. Pfennig: "Aufgrund ihrer guten Marktposition und ihrer fokussierten geschäftspolitischen Ausrichtung plant die Bank dennoch in ihrem Kerngeschäft zu wachsen. Gleichwohl wird die Aufwandsseite von den abschließenden Aufwendungen für die IT-Migration sowie von Investitionen in das Zukunftsprogramm "VorWerts" geprägt sein."

Insgesamt plant die ApoBank nach heutigem Stand auch im Jahr 2012 einen Jahresüberschuss zu erwirtschaften, der ihr sowohl eine angemessene Dividendenzahlung als auch eine Dotierung der Rücklagen ermöglicht. Pfennig: "Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Konzentration auf unser Kerngeschäft richtig war. Diesen Weg werden wir konsequent fortsetzen. Unsere wirtschaftliche Basis ist stabil und die Weichen für eine weitere nachhaltige Entwicklung als verlässlicher Finanzdienstleister sind gestellt."

Von der Intensivstation ins normale Patientenzimmer

Mit einem medizinischen Vergleich beschrieb Pfennig die Lage der ApoBank: Nach der Finanzkrise lag die Bank 2009 auf der Intensivstation. 2011 konnte die ApoBank nach schmerzhaften Abschreibungen im Wertpapiergeschäft ins normale Patientenzimmer verlegt werden. Das abgelaufene Jahr 2011 diente der Rehabilitation. 2012 gehe die ApoBank ins Trainingslager, um ab 2013 im Rennen um einen Spitzenplatz in der Bankenwelt wieder kontrolliert konkurrieren zu können. Pfennig: "Wir werden die ApoBank kräftig modernisieren."



DAZ 2012, Nr. 16, S. 31

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