Arzneimittel und Therapie

IL-17-Antikörper bessern Psoriasis

Ixekizumab und Brodalumab in Phase II erfolgreich

Zwar können sehr unterschiedliche Faktoren Auslöser oder Risikofaktoren für die Entstehung der Schuppenflechte (Psoriasis) sein und auch deren Krankheitsverlauf beeinflussen; eine zentrale Rolle in der Pathogenese spielen jedoch offensichtlich bestimmte Zytokine. Eine wichtige Funktion hat in diesem Zusammenhang das Interleukin 17 (IL-17), das Autoimmunreaktionen induziert. In Phase-II-Studien haben die Antikörper Ixekizumab und Brodalumab, die das Zytokin blockieren, jetzt eine deutliche Wirkung bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis gezeigt.
Hoffnung bei Schuppenflechte ? Die gegen den Botenstoff Interleukin 17 gerichteten monoklonalen Antikörper Ixekizumab und Brodalumab zeigten in Phase-II-Studien eindrucksvolle Ergebnisse bei der Psoriasis-Behandlung. Foto: Remicade

Die Psoriasis (Schuppenflechte) ist höchstwahrscheinlich eine Autoimmunerkrankung, an der rund 2 bis 3% der Bevölkerung in Mitteleuropa leiden. In typischen Fällen tritt sie als Dermatose mit stark schuppenden, punktförmigen bis handtellergroßen Hautstellen vor allem an den Knien, Ellenbogen und der Kopfhaut sowie Veränderungen an den Nägeln auf. Neben einer genetischen Prädisposition können Infektionen, Medikamente (Betablocker, Lithium, Interferon, Chloroquin), mechanische Reize, aber auch klimatische Einflüsse und Stress Auslöser und Risikofaktoren für die Erkrankung sein und den Krankheitsverlauf bestimmen.

Eine zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen der Psoriasis spielen verschiedene Interleukine. Das bereits zugelassene Ustekinumab (Stelara) blockiert die Interleukine 12 und 23. An Schuppenflechte leidende Patienten bilden verstärkt Interleukin 22. Im Tierversuch dämpfte eine IL-22-Blockade Entzündungen, IL-22-Injektionen hingegen lösten bei gesunden Tieren Psoriasis-ähnliche Symptome aus. Das Signalzytokin Interleukin 17 wird von CD4-positiven T-Zellen unter anderem in der Haut gebildet. In der gesunden Haut kann IL-17 gemeinsam mit IL-22 eine Psoriasis-ähnliche Hautreaktion auslösen. Zu einer Psoriasis-Therapie den mit den monoklonalen Antikörpern Ixekizumab (Eli Lilli) und Brodalumab (Amgen) wurden jetzt die Ergebnisse von Phase-II-Studien veröffentlicht. Ixekizumab blockiert das Interleukin 17 selbst, Brodalumab dessen Rezeptor. Die Dosis-Findungsstudien wurden an 142 Patienten (Ixekizumab) und 192 Patienten (Brodalumab), die alle an einer mittelschweren bis schweren Psoriasis litten, durchgeführt. Die Applikation der Antikörper erfolgte sechs Mal subkutan, nach zwölf Wochen wurde der Therapieerfolg bestimmt.

Beide Antikörper zeigten nicht nur eine gute Verträglichkeit, sondern auch eine hervorragende Wirksamkeit. Ixekizumab reduzierte bei mehr als 80% der Patienten den Flächen- und Schweregrad der Psoriasis (PASI) der Patienten um mindestens 75%. Unter Placebo waren es weniger als 8%. Bei fast 40% der Patienten kam es zu einer vollständigen Abheilung. In der Brodalumab-Studie konnte eine Reduzierung des PASI-Werts bei fast 80% der Patienten um mindestens 75% und bei mehr als 70% der Patienten um 90% erzielt werden. Unter Placebo konnte keine Besserung beobachtet werden.

Eine Nachbeobachtungszeit von zwölf Wochen sei für eine abschließende Beurteilung allerdings zu kurz, so ein Kommentar im Editorial New England Journal of Medicine. Zudem blockierten die Antikörper mit Interleukin IL-17 einen Botenstoff, der für die Infektabwehr von grundsätzlicher Bedeutung sei. In Zulassungsstudien muss daher die Sicherheit geprüft werden. Mögliche Therapievorteile mit den beiden neuen Antikörpern müssten sich dann in der klinischen Praxis zeigen.


Quelle

Papp, K.A.; et al.: Brodalumab, an Anti– Interleukin-17– Receptor Antibody for Psoriasis. N. Engl. J. Med. 2012; 366(13): 1181-1189.

Leonardi, C.; et al.: Anti– Interleukin-17 Monoclonal Antibody Ixekizumab in Chronic Plaque Psoriasis. N. Engl. J. Med. 2012; 366(13): 1190-1199.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 14, S. 64

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