Prisma

Bakterien mithilfe von Bakterien bekämpfen

Foto: Blickfang – Fotolia.com
Bei der Untersuchung eines Probioltikums haben Wissenschaftler aus Dresden in Escherichia coli G3/10 ein bislang unbekanntes Eiweiß entdeckt, das krankheitserregende Darmbakterien abtötet. Mikrozin S haben die Wissenschaftler das neu entdeckte Eiweiß getauft. Es ist weltweit das 15. Mikrozin, das bisher identifiziert werden konnte – und laut den Forschern als potenzielles Antibiotikum hochinteressant.

Mikrozine sind kleine Eiweiße, die von Darmbakterien – meist Escherichia coli – hergestellt werden und antibakteriell wirken. Sie töten also andere, auch eng verwandte Bakterien ab, die mit ihrem Erzeuger-Stamm beispielsweise um Nahrung konkurrieren. Mit Mikrozin S ist die Liste der bislang identifizierten Eiweiße nun um eines länger geworden. "Die im genetischen Code von E. coli G3/10 unter 5000 anderen Genen versteckte, winzige Sequenz des Mikrozins zu finden, glich der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen", erklärt dazu die Doktorandin Anke Zschüttig vom Dresdner Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Die anschließend in Versuchen festgestellte Wirkung von Mikrozin S auf einen anderen, krankheitserregenden E. coli-Stamm ist für die Wissenschaftler äußerst spannend. Auch wenn die genauen Wirkprinzipien des Mikrozins noch nicht vollständig bekannt sind, eröffnen sich damit Ansätze für Alternativen zum Einsatz herkömmlicher Antibiotika. "Unsere Forschung gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass der 2011 aktiv gewesene EHEC-Stamm durch unser neu entdecktes Mikrozin S wirkungsvoll bekämpft wird", erläutert Professor Florian Gunzer, Leiter der aktuellen Studie. Die Erkenntnisse führten bei den Wissenschaftlern auch zu einem weiteren Denkansatz: Mikrozin produzierende Probiotika könnten künftig als Futterzusatz z. B. bei Rindern zum Einsatz kommen, um deren Ausscheiden von EHEC-Erregern zu minimieren. Außerdem wäre mit den Mikrozinen eine Reduktion des immer wieder kritisierten massenhaften Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung denkbar.


ral


Quelle: Zschüttig, A. et al.: PloS One 2012; 7(3): e33351



DAZ 2012, Nr. 14, S. 8

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