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Arzneimittel und Therapie
Zulassungserweiterung für Prucaloprid?
In Deutschlands leiden etwa 20% der Bevölkerung zumindest gelegentlich unter Obstipation, von der Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Ursachen sind krankhafte Darmveränderungen, Fehlernährung, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Stoffwechselstörungen, Störungen des Elektrolythaushaltes, häufig bedingt aber auch durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Im Vergleich zur gelegentlichen Verstopfung hält eine chronische Obstipation mindestens über drei Monate an. Der Stuhlgang ist oft erst jeden dritten oder vierten Tag möglich. Das seit Anfang 2010 zur Verfügung stehende Prucaloprid (Resolor®) besetzt Serotonin-5-HT4 -Rezeptoren im Dickdarm und aktiviert dadurch Nerven in der Darmwand. Diese Rezeptoren sind im gesamten Gastrointestinaltrakt vorhanden und spielen offenbar eine Schlüsselrolle bei der Modulation der Motilität des Gastrointestinaltrakts. Als Folge kommt es zu vermehrten physiologischen peristaltischen Reflexen und einer dadurch beschleunigten Darmpassage, die Bewegung des Darminhalts im Dickdarm und dessen Entleerung werden gefördert. In drei multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien zeigte das Präparat eine gegenüber Placebo überzeugende Wirksamkeit. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen in den zulassungsrelevanten Studien waren Kopfschmerzen und gastrointestinale Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Prucaloprid ist zur Therapie der schweren chronischen Verstopfung bei Frauen zugelassen, bei denen Abführmittel eine unzureichende Wirkung gezeigt hatten.
Nicht nur bei idiopathischer chronischer Obstipation
Nachdem im Oktober letzten Jahres im Rahmen eines Symposiums aktuelle Ergebnisse einer randomisiert, doppelblind und placebokontrollierten durchgeführten Phase-III-Studie aus dem asiatisch-pazifischen Raum vorgestellt worden waren, plant das Pharmaunternehmen jetzt eine Erweiterung der Zulassung für Prucaloprid. Die tägliche Einnahme von 2 mg Prucaloprid über zwölf Wochen führte nicht nur zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome, sondern verbesserte auch die Lebensqualität der Patienten erheblich. An der Studie hatten auch männliche Probanden teilgenommen, und die positiven Ergebnisse waren mit denen der Teilnehmerinnen vergleichbar. Die Sicherheit und Wirksamkeit von Prucaloprid in der Anwendung bei Männern wurde bislang nicht in kontrollierten klinischen Prüfungen belegt. Daher hat Shire jetzt eine Zulassungsstudie mit ausschließlich männlichen Probanden initiiert. Da die Darmperistaltik bei Morbus Parkinson oder bei einer Opiattherapie erheblich gestört sein kann, erscheint eine entsprechende Therapieoption auch für männliche Patienten sinnvoll.
Quelle
Dr. Hans-Peter Hanssen
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