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Arzneimittel und Therapie
Prostatakrebs-Früherkennung
Das Prostatakarzinom ist eine bösartige Tumorerkrankung und geht vom Drüsengewebe der (Prostata) aus. Der Prostatakrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes und stellt nach dem Bronchial- und dem kolorektalen Karzinom die dritthäufigste tödliche Krebserkrankung dar. Jährlich werden in Deutschland mehr als 40.000 Prostatakarzinome neu diagnostiziert. Die in den letzten Jahrzehnten beobachtete starke Zunahme ist allerdings wohl eher auf eine verbesserte Diagnostik und eine allgemein höhere Lebenserwartung zurückzuführen.
PSA-Screening in Europa erfolgreicher?
Ein wichtiger Bestandteil auch der Tumordiagnostik ist das PSA (prostataspezifisches Antigen), das allerdings als reiner Gewebemarker auch beim Gesunden nachweisbar ist und auch bei einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) erhöht sein kann. Ziel des PSA-Screenings ist die Erhöhung der Lebenserwartung durch Früherkennung eines Prostatakarzinoms. In der jetzt veröffentlichten Megastudie ERSPC (European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer) wurden seit 1991 mehr als 180.000 Männer zwischen 55 und 69 Jahren in acht europäischen Ländern auf ein PSA-Screening oder eine Kontrollgruppe ohne Screening randomisiert. Teilnehmer aus Deutschland nahmen nicht an der Studie teil. Die PSA-Tests wurden alle vier Jahre durchgeführt. Nach neun Jahren konnte eine Reduktion der prostatakrebsspezifischen Mortalität um 20% beobachtet werden, nach elf Jahren 21%.
An der vergleichbaren US-amerikanischen Studie Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial hatten seit 1993 mehr als 76.000 Männer im Alter von 55 bis 74 Jahren teilgenommen. Die PSA-Tests wurden im Rahmen der Studie jährlich durchgeführt. Nach sieben Jahren war noch kein positiver Einfluss auf die Prostatakrebs-spezifische Mortalität nachzuweisen.
Auch wenn es zunächst so aussieht, als sei der PSA-Test in Europa erfolgreicher, so konnte jedoch auch hier kein Einfluss auf die Gesamtsterblichkeit festgestellt werden. Selbst nach Ansicht der Autoren liefern regelmäßige PSA-Tests keinen Hinweis auf seine Notwendigkeit. Vielmehr "seien mehr Informationen zum Verhältnis von Nutzen und Risiken des Screenings und zur Kosteneffektivität erforderlich". Kritikpunkte gibt es auch zum Studiendesign. In einem Editorial der Fachzeitschrift werden Unterschiede in der Umsetzung des Studienprotokolls in den einzelnen teilnehmenden Ländern bemängelt. Auch seien offensichtlich unterschiedliche Therapien in den einzelnen Gruppen zur Anwendung gekommen.
QuelleSchröder, F.H.; et al.: Prostate-Cancer Mortality at 11 Years of Follow-up. N Eng J Med. (2012) 366 (11): 981 – 990.Miller, A.B.: New Data on Prostate-Cancer Mortality after PSA Screening. N Eng J Med (2012) 366 (11): 1047 – 1048.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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