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Interpharm 2012
Homöopathie kann vielfach unterstützend wirken
Die Leber ist das größte Stoffwechselorgan des Körpers. Hier wird durch die Speicherung und Freisetzung von Glucagon der Blutzuckerhaushalt mit beeinflusst und der zur Verdauung nötige Gallensaft produziert. Außerdem finden hier wichtige Entgiftungsprozesse statt, die unter anderem auch zur Metabolisierung und Ausscheidung von Arzneistoffen führen. Liegen Lebererkrankungen vor, werden daher viele Stoffwechselprozesse beeinträchtigt.
Bei den meisten chronischen Lebererkrankungen handelt es sich um Entzündungen, die durch Viren ausgelöst werden. Eine Therapie mit Interferonen wird durchgeführt, um die Viruslast zu senken. Doch die Behandlung schwächt den Körper, grippeähnliche Symptome treten auf, die Patienten leiden an Schlafstörungen sowie Konzentrations- und Leistungsschwäche. Hier können homöopathische Arzneimittel ergänzend eingesetzt werden: Taraxacum D6, Phosphorus D12 und Solanum lycopersicum D6 können kurmäßig über einen längeren Zeitraum gegeben werden (siehe Tabelle).
Bei Krebserkrankungen mit Metastasenbildung in der Leber oder bei einer Erhöhung der Transaminasen durch Behandlung mit Psychopharmaka (z. B. Haloperidol, Amitryptilin) und Antiepileptika (z. B. Valproat, Carbamazepin) können homöopathische Arzneimittel ebenfalls ergänzend gegeben werden. Infrage kommen hier Picrorhiza D6 oder Flor de Piedra D6 (Lophophyrum leandri). Diese beiden homöopathischen Arzneimittel können sehr gut im wöchentlichen Wechsel eingesetzt werden.
Spezielle Lebererkrankungen wie die Neugeborenengelbsucht und das Pfeiffersche Drüsenfieber können ebenfalls ergänzend mit Homöopathika behandelt werden. Sechzig Prozent aller Säuglinge entwickeln kurz nach der Geburt eine mehr oder minder stark ausgeprägte Gelbsucht, die dadurch entsteht, dass die Enzyme zum Abbau des Bilirubins noch nicht ausreichend vorhanden sind. Normalerweise ist die Neugeborenengelbsucht vorübergehend und harmlos, überschreitet das Bilirubin jedoch die Blut-Hirn-Schranke, kann es sich in den Basalganglien des Gehirns ablagern und unter Umständen deren Funktionsfähigkeit dauerhaft schädigen.
Behandelt wird eine Neugeborenengelbsucht mittels Phototherapie (Bestrahlung mit Licht der Wellenlänge 460 nm). Hierdurch wird eine Doppelbindung im Bilirubin gespalten, wodurch wasserlösliches Lumirubin entsteht. Dieses kann auch ohne Beteiligung der Leber über den Urin ausgeschieden werden. Die Phototherapie wird üblicherweise dann durchgeführt, wenn ungefähr 72 Stunden nach der Geburt ein Schwellenwert von 20 mg Bilirubin/dl Blut festgestellt werden kann. Unterstützend zur Phototherapie kann dem Neugeborenen auch 2 x täglich ein Globulus Natrium sulfuricum D12 gegeben werden.
Bei Pfeifferschem Drüsenfieber handelt es sich um eine Viruserkrankung, die ursächlich nicht behandelbar ist. Symptomatisch muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet, das auftretende Fieber sollte mit senkenden Medikamenten behandelt werden. Ruhe ist entscheidend für die Genesung des Patienten! Kurmäßig über mehrere Wochen (siehe Tabelle) kann Ceanothus americanus D6 in der Dosierung 3 x täglich fünf Globuli vor dem Essen ergänzend eingenommen werden.
Eine Leberfunktionsstörung, die mit starkem Völlegefühl, Schmerzen in der Lebergegend (rechte Körperhälfte) und Blähungen einhergeht, kann mit Lycopodium D12 zweimal täglich fünf Globuli behandelt werden.
homöopathika bei Lebererkrankungen. | |||
homöopathisches arzneimittel | Causa/Lokalisation | Leitsymptome | einnahmehinweise |
Natrium sulfuricum D12 | Neugeborenen-Gelbsucht (man- gelnde Enzyminduktion der Leber nach der Geburt) | sichtbare gelbliche Verfärbung der Haut des Neugeborenen nach der Geburt | 2 x täglich 1 Globulus (Kügelchen) unterstützend zur Phototherapie |
Ceanothus americanus D6 | Pfeiffersches Drüsenfieber; Erkrankungen, die mit einer ver- größerten Milz zusammenhängen | Appetitlosigkeit mangelnde Leistungsfähigkeit, Herzklopfen und Atemnot bei geringer Anstrengung Neigung zu breiigem Stuhl |
3 x täglich 5
Globuli 10 Minuten vor dem Essen kurmäßige Anwendung 3 Wochen Einnahme 1 Woche Pause 3 Wochen Einnahme eventuell wiederholen |
Taraxacum D6 | Folgen einer akuten Hepatitis (v. a. Hepatitis A) | Widerwille gegen
fette Speisen Abgeschlagenheitsgefühl in den Muskeln wenig Appetit Gelbfärbung der Haut |
3 x täglich 5 Globuli kurmäßige Anwendung (siehe Ceanothus amercianus) |
Solanum lycopersicum | Begleittherapie bei Hepatitis (v. a. Hepatitis C) | Stauungen im Verdauungstrakt | |
Phosphorus D12 | Begleittherapie bei chronischer Hepatitis | wässrige
Durchfälle rasche Erschöpfungszustände neigt zu spontanen Hauteinblutungen meist ausgeprägtes Durstgefühl |
2 x täglich 5
Globuli „wait and see“ - Dauer der be- gleitenden homöopathischen Therapie nach Entwicklung der Beschwerden |
Picrorhiza D6 | Begleittherapie einer Chemothera- pie oder medikamentöser Behand- lung, die mit einer Transamina- senerhöhung einhergeht (Antiepi- leptika, Psychopharmaka) | Müdigkeit kein
Appetit Druckschmerzen im Oberbauch trockene Haut, Hautjucken |
3 x täglich 5
Globuli kurmäßige Anwendung oder jeweils einen Tag in der Woche Pause Therapiedauer bis zu einem halben Jahr |
Flor de Piedra D6 | Supportivtherapie bei
Lebermetas- rechtsseitige
Bauchschmerzen, auch tasen;
Sodbrennen chronische Lebererkrankungen gelblich gefärbter, oft weicher Stuhl rheumatische Beschwerden meist am rechten Arm oder Bein starkes Hautjucken (Kopf/Bein), oft mit trockenem Ausschlag |
Kann gut im wöchentlichen Wechsel mit Picrorhiza einge- nommen werden | |
Lycopodium D12 | Konstitutionsmittel bei Leberfunk- tionsstörung | betonte
„Rechtsseitigkeit“ von Be- schwerden (Halsschmerzen rechts- seitig,
Kopfschmerzen begrenzt auf die rechte Schläfe) Beschwerden nehmen zum Nach- mittag/Abend hin zu starkes Völlegefühl mit Schmerzen Überempfindlichkeit des Bauchraums Heißhunger mit raschem Sättigungs- gefühl |
2 x täglich 5 Globuli |
Grenzen der homöopathischen Selbstmedikation
Die Homöopathie versteht sich bei Lebererkrankungen als Begleittherapie. Sollten starke, kolikartige Schmerzen auftreten, der Verdacht auf das Vorliegen von Gallensteinen bestehen, Appetitlosigkeit, anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung sowie eine Gelbfärbung der Haut – besonders der Augen – eintreten, muss die homöopathische Behandlung abgebrochen und unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Für die homöopathische Selbstmedikation gilt, dass ausschließlich akute Erkrankungen therapiert werden sollten. Die Behandlung von Kindern, Schwangeren oder Menschen mit chronischen Erkrankungen sollte nur sehr sorgfältig, am besten nach Empfehlung eines Arztes oder eines Homöopathen, erfolgen. Auch (fiebrige) Infekte können nur dann selbst behandelt werden, wenn genügend Erfahrung in der Behandlung mit homöopathischen Mitteln vorliegt.
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DAZ 2012, Nr. 12, S. 93
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