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Chancengleichheit in der Schule? Fehlanzeige!
In Deutschland ist das Elternhaus nach wie vor entscheidend für die Schullaufbahn: Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben eine um den Faktor fünf geringere Chance, das Gymnasium zu besuchen. Allerdings sind die Unterschiede regional stark ausgeprägt:
In Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sehen höhere Schulen lieber Kinder aus gebildetem, reichem Elternhaus, bei gleicher Leistung kommen diese sechsmal häufiger auf das Gymnasium als Arbeiterkinder. In Bremen besteht doppelt so oft wie in Brandenburg ein Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der Lesekompetenz.
Auch beim Abitur gibt es Unterschiede: Während in Baden-Württemberg, im Saarland, in Nordrhein-Westfalen oder in Hamburg mehr als die Hälfte der Gymnasiasten das "Abi" bekommt, sind es in Mecklenburg-Vorpommern nur 36 Prozent. Sachsen hingegen hat ein relativ durchlässiges Schulsystem: Kinder aus unteren Sozialschichten haben auf dem Gymnasium gute Chancen, nur wenige bleiben sitzen.
Schlechte Förderung, schlechte Betreuung
Auch bei der gezielten Unterstützung schwacher Schüler offenbaren sich regionale Diskrepanzen: Beispielsweise besuchen in Sachsen-Anhalt dreimal mehr Kinder eine Förderschule als in Schleswig-Holstein, und 14 Prozent aller Jugendlichen aus Mecklenburg-Vorpommern schaffen den Hauptschulabschluss nicht. Je nach Bundesland gelingt der Weg aus der Förder- in die Regelschule nur in 0,3 bis 3,8 Prozent aller Fälle.
Die Betreuungssituation ist genauso unterschiedlich: In Bayern bekommt nur jeder Zehnte einen Platz in der Ganztagsschule, in Sachsen hingegen nehmen drei von vier Kindern diese Möglichkeit wahr. "Hier bestehen Gerechtigkeitslücken, denn sowohl die Ganztagsschule als auch der Besuch einer Regel- statt einer Förderschule steigern die Bildungschancen", sagt Jörg Drager, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung.
InternetChancenspiegel – Zur Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der deutschen Schulsysteme. www.bertelsmann-stiftung.de |
Bildungserfolg: nicht immer leistungsabhängig
Die Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt erheblichen Nachholbedarf im deutschen Schulsystem. Gut hat keine Region abgeschnitten – laut IFS-Wissenschaftler Professor Wilfried Bos gibt es in allen Bundesländern Nachholbedarf. Besonders problematisch bewerten die Autoren den Einfluss des Elternhauses auf die Schulbildung. Jörg Drager: "Wir können es nicht hinnehmen, wenn Bildungserfolg in erheblichem Maße von der Herkunft abhängig ist." Möglicherweise identifizierten die Autoren jedoch nicht alle Schwachpunkte. Die Kultusministerkonferenz weigerte sich nämlich, Daten zur Integration von Schülern mit Behinderung herauszugeben. Eine weitere Baustelle?
Michael van den Heuvel
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