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Interpharm 2012
Beratung bei der Einnahme oraler Zytostatika
Derzeit werden rund 30 orale Zytostatika zur Therapie maligner Erkrankungen eingesetzt, und es ist abzusehen, dass die Entwicklung oraler Krebsmedikamente in den nächsten Jahren stark ansteigen wird. Damit wachsen aber auch die Probleme, die bei der Therapie mit oralen Zytostatika auftreten können. Dies sind etwa neue Nebenwirkungen, Interaktionen, das Aufrechterhalten einer hohen Compliance, Fehleinschätzungen des Patienten und die Notwendigkeit einer exakten Einnahme. Bereits letzteres kann den Patienten und den beratenden Apotheker oder Arzt vor schwer lösbare Aufgaben stellen. Weitschies erläuterte dies anhand einiger Beispiele, die aus aktuellen Fachinformationen entnommen wurden.
"Einnahme mit Wasser". Hier fehlt die wichtige Angabe, mit wie viel Wasser die Kapsel bzw. Tablette zu schlucken ist. Ferner fehlen die Hinweise, dass Leitungswasser getrunken werden sollte und dass die Einnahme in aufrechter Haltung zu erfolgen hat. Kapseln oder Tabletten müssen mit mindestens 100 ml Wasser geschluckt werden, um ein Hängenbleiben in der Speiseröhre und als Folge eine Verzögerung der Absorption zu vermeiden. Werden mehrere Medikamente eingenommen, müssen mindestens 200 ml Wasser in kleinen Schlucken getrunken werden.
"Einnahme nüchtern oder eine Stunde nach dem Essen". Dies ist nicht dasselbe, da eine Stunde nach der Mahlzeit kein Nüchternzustand vorliegt.
"Einnahme mit dem Frühstück". Bei einem unterschiedlichen Kaloriengehalt des Frühstücks (ein gehaltvolles, amerikanisches Frühstück kann bis zu 1000 Kalorien enthalten) werden sich auch die Resorption des Wirkstoffs und die Magenentleerung verändern. Bei einigen Wirkstoffen kann sich die Bioverfügbarkeit durch eine kalorienreiche Mahlzeit um ein Vielfaches erhöhen.
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen und zeigen, dass bereits bei der Einnahme eines oralen Zytostatikums Fehler gemacht werden können. Weitschies bemängelte in diesem Zusammenhang die ungenauen, teilweise lückenhaften und mitunter nicht nachvollziehbaren Angaben auf den Beipackzetteln und in der Fachinformation. Des Weiteren fehlen häufig die Hinweise, dass die Arzneiform nicht zerkleinert oder zermörsert werden darf (cmr-Substanzen). Um diese Defizite in den Angaben zu erkennen und dem Patienten konkrete Einnahmehinweise geben zu können, sollte sich der Apotheker auf diesem Gebiet fortbilden, zum Beispiel durch eine Teilnahme an der DGOP-Initiative "Orale Krebstherapie – sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung".
DGOP-Initiative "Orale Krebstherapie – sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung"Die Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) führt in Zusammenarbeit mit der Bundesapothekerkammer die Initiative "Orale Krebstherapie – sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung" durch, die noch in diesem Jahr starten soll. Hierzu werden bundesweit Fortbildungen für Apothekenmitarbeiter angeboten. Die Umsetzung in der Praxis sieht vor, dass der Patient bei der Abgabe oraler Zytostatika über wichtige Aspekte der Einnahme, mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen mit freiverkäuflichen Arzneimitteln aufgeklärt wird. Jeder Patient erhält einen individuellen Einnahmeplan, auf dem er Einnahme und unerwünschte Wirkungen vermerken soll. Dieser Dokumentationsbogen begleitet den Patienten und seinen betreuenden Apotheker im Verlauf der weiteren Therapie. |
pj
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DAZ 2012, Nr. 12, S. 59
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