Prisma

Prazosin wirkt als Traumfänger

Der Alpha-1-Blocker Prazosin hat in mehreren Studien eine vorbeugende Wirkung gegen posttraumatisch bedingte Albträume gezeigt. Möglicherweise bahnt sich damit eine Renaissance für das mittlerweile von anderen Substanzen verdrängte Antihypertensivum an.

Wiederkehrende Albträume nach einem traumatischen Ereignis sind ein großes Problem im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie können für die Betroffenen so schlimm sein, dass sie eine Alkohol- oder Drogensucht entwickeln, um den Träumen "zu entgehen". Daher sucht man seit Längerem nach Strategien gegen die Träume. Möglicherweise ist ein Ansatz die Blockade von Alpha-1-Rezeptoren im Gehirn. Gerade diese Rezeptoren sollen an den grausamen Träumen beteiligt sein. Durch ein vermehrtes Ansprechen auf den Neurotransmitter Noradrenalin sorgen sie für unterbrochenen Schlaf und Angstzustände in der Nacht. Bereits 2003 konnte in einer kleinen, placebokontrollierten Studie an Vietnamveteranen durch die Gabe des Alpha-1-Blockers Prazosin eine Verbesserung des Schlafes und eine Reduktion der Albträume innerhalb weniger Tage beobachtet werden. Zwölf nachfolgende Studien, die nun von Simon Kung zusammengefasst wurden, belegen zusätzlich die gute Verträglichkeit des Antihypertonikums. Auch wurde gezeigt, dass die Albträume bei einigen Patienten zurückkamen, wenn die Prazosin-Gabe gestoppt wurde. Wie Kung auf dem Europäischen Psychiaterkongress in Prag berichtete, bietet der Blut-Hirn-Schranken-gängige Arzneistoff somit eine "vielversprechende" Möglichkeit, Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen von ihren Albträumen zu befreien. Eine Pilotstudie aus dem Jahr 2009 von Murray Raskind legt zudem nahe, dass Prazosin auch bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit hilfreich sein könnte. Die Daten der Studie waren der Ausschlag für eine entsprechende Phase-II-Studie im US-Institut für Alkoholmissbrauch, die derzeit durchgeführt wird. Die Ergebnisse werden im nächsten Jahr erwartet.


sk


Quelle: Kung, S. et al, Mitteilung der University of Rochester



DAZ 2012, Nr. 11, S. 8

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