DAZ aktuell

Neue Erkenntnisse von Anti-Aging bis Wundtherapie

Themenvielfalt auf der GD-Jahrestagung

BERLIN (cb). Vom 1. bis 3. März führte die Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. (GD) in Berlin ihre 16. Jahrestagung durch. Rund 200 Teilnehmer – Hautärzte, Apotheker und andere auf dem Gebiet der Dermopharmazie tätige Fachleute – nutzten die Gelegenheit zum interdisziplinären wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch.
Präsidium der Eröffnungs-Pressekonferenz der 16. Jahrestagung der GD Gesellschaft für Dermopharmazie e.V. (v.l.): Prof. Dr. Leonhard Zastrow, Prof. Dr. Christel Müller-Goymann, GD-Vorsitzender Dr. Joachim Kresken, Dr. Tatjana Pavicic, Prof. Dr. Matthias Augustin Foto: Claudia Bruhn

Die wissenschaftliche Leitung der Tagung lag in den Händen von Professor Dr. Christel Müller-Goymann vom Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Braunschweig und Professor Dr. Dr.-Ing. Jürgen Lademann von der Dermatologischen Klinik des Berliner Universitätsklinikums Charité. Auf der Eröffnungspressekonferenz gaben GD-Vorsitzender Dr. Joachim Kresken sowie einige der zahlreichen in- und ausländischen Referenten einen Überblick über die Themenvielfalt der mehr als 50 Vorträge der dreitägigen wissenschaftlichen Veranstaltung. Kresken verwies insbesondere auf die Interdisziplinarität der Tagung, die sich auch in den Themen der präsentierten wissenschaftlichen Poster widerspiegle, von denen einige ausgezeichnet werden konnten (s. Kasten).


Ausgezeichnete Poster


1. Preis: Kolditz F, et al.: Effects of InlB321-CD in solution and hydrogel formulation on immortalized human keratinocyte cell line.

2. Preis: Dähnhardt D, et al.: Direct evaluation of the barrier integrity by visualization of the intercellular lipid lamellae using TEM. Pilot study with an emollient on children with atopic skin.

3. Preis (2 x vergeben):

  • Schwarz JC, et al.: 19F-NMR for drug quantification in tape stripping experiments.
  • Zoschke C, et al.: Current state of development of human polymerase α inhibitors as innovative tumor therapeutics.

Auswirkungen von VStG und AMNOG

Professor Dr. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, erläuterte mögliche Auswirkungen des am 1. Januar 2012 in Kraft getretenen Gesetzes zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-VStG) für die Behandlung von Hautkrankheiten. So sei es beispielsweise theoretisch möglich, dass einige gesetzliche Krankenkassen die seit 2004 aus der Erstattungsfähigkeit ausgeschlossenen rezeptfreien Dermatika wieder in die Erstattung aufnehmen. Ob dies allerdings tatsächlich realisiert wird, ist seiner Ansicht nach fraglich. Es bleibe daher abzuwarten, wie der Gemeinsame Bundesausschuss bis Ende 2012 die gesetzlichen Regelungen in die Praxis umsetzen wird.

Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung" aktualisiert

Auf der 14. GD-Jahrestagung im Jahre 2010 hatte Dr. Tatjana Pavicic, die Leiterin der GD-Fachgruppe Dermokosmetik, die GD-Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung" vorgestellt. Sie unterzieht die in Anti-Aging-Kosmetika eingesetzten Wirkstoffe einer kritischen Bewertung und teilt die Substanzen je nach Qualität des erbrachten Wirksamkeitsnachweises in verschiedene Kategorien ein. "Seit 2010 sind viele neue Publikationen erschienen, sodass wir uns bereits nach zwei Jahren zu einer Aktualisierung entschlossen haben", erläuterte die Dermatologin. Zu den neu aufgenommenen Substanzen zählt beispielsweise Salicyloyl-Phytosphingosin, ein Sphingolipid, das in Studien schon in geringen Konzentrationen positiv auf lichtgeschädigte Altershaut wirkte. Neu eingeordnet wurde niedrigmolekulare Hyaluronsäure, die unter anderem in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie die Tiefe periorbitaler Fältchen signifikant reduzieren konnte. Zwar richtet sich die Leitlinie in erster Linie an "Personen, die Dermokosmetika gegen Hautalterung entwickeln, herstellen, prüfen, analysieren, vermarkten oder zu ihrer Anwendung beraten", wie es im Text heißt. Nach Pavicics Ansicht ist sie jedoch so verständlich formuliert, dass auch interessierte Laien etwas damit anfangen können. "Wir wollten mit dieser Studie aber auch Firmen anregen, mit Kosmetika Studien nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin durchzuführen", so Pavicic.

Neue Erkenntnisse zum Sonnenschutz

Moderne Sonnenschutzmittel sollten möglichst so zusammengesetzt sein, dass sie nicht nur gegen UV-Strahlung, sondern gegen das gesamte Wellenlängenspektrum der Sonne schützen. Denn nach heutigem Erkenntnisstand ist nicht nur die UV-Strahlung, sondern auch der sichtbare und der Infrarot-(IR)-Anteil der Sonnenstrahlung an der Bildung krebserzeugender reaktiver Sauerstoffspezies (reactive oxygen species, ROS) beteiligt.

Prof. Dr. Leonhard Zastrow verwies darauf, dass diese ROS mithilfe der Elektronen-Spin-Resonanz-(ESR)-Spektroskopie gemessen werden können. Daraus ließe sich dann für ein Sonnenschutzmittel ein "Radikalschutzfaktor" berechnen, der aussagefähiger wäre als der derzeitige Lichtschutzfaktor. Die Lichtschutzexperten der GD sind sich jedoch darin einig, dass dieser Faktor nicht als zusätzlicher Wert neben dem etablierten Lichtschutzfaktor (LSF) auf den Verpackungen von Sonnenschutzmitteln angegeben werden sollte, da dies die Verbraucher möglicherweise verunsichern könnte.

Neue Broschüre

Die Gesellschaft für Dermopharmazie veröffentlicht regelmäßig Broschüren, um Verbraucher über wichtige Themen aus ihrem Wissenschaftsbereich zu informieren. Aktuell ist jetzt eine Verbraucherbroschüre zum Thema "Heller Hautkrebs" erschienen. Der GD-Vorsitzende Kresken, der als Mitglied der GD-Task Force "Licht.Hautkrebs.Prävention" an der Erarbeitung maßgeblich beteiligt war, informierte darüber, dass die Tumorart mit jährlich 300.000 Neuerkrankungen wesentlich häufiger auftritt als der schwarze Hautkrebs, an dem in Deutschland jährlich rund 14.000 Menschen erkranken.

Die Broschüre kann bei der GD gegen eine geringe Gebühr angefordert oder von der Website www.gd-online.de kostenlos heruntergeladen werden.



DAZ 2012, Nr. 10, S. 41

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