Gesundheitspolitik

AMNOG-Folgen in Zahlen

Rohgewinn-Entwicklung zeigt weiter abwärts

ROSTOCK (tmb). Wie wirkt sich das AMNOG auf das wirtschaftliche Ergebnis der Apotheken aus? Nach vielen theoretischen Überlegungen gibt es nun vorläufige Geschäftszahlen aus Apotheken. Steuerberater Torsten Eimicke stellte beim Wirtschaftsseminar des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 24. Oktober in Rostock Daten der Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover vor. Demnach setzt sich der langjährige Rohgewinnrückgang fort und das Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke sinkt erneut beträchtlich.

Torsten Eimicke Foto: AZ/tmb

Die Umsätze der Apotheken sind von Januar bis Juli 2012 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres in Mecklenburg-Vorpommern um 2,4 Prozent, in den östlichen Ländern insgesamt um 2,1 Prozent gestiegen, erklärte Eimicke. Der positive Trend bei den Barumsätzen – im Osten insgesamt plus 3,5 Prozent – stamme fast nur aus der PKV und kaum aus der Selbstmedikation. Zum Versand verwies Eimicke auf IMS-Daten, nach denen die Packungszahlen und Umsätze für OTC-Arzneimittel dort um 8 Prozent gestiegen seien, während der Rx-Umsatz im Versand zurückgegangen sei.

Gemäß Daten der Treuhand Hannover sank der Rohgewinnanteil in den Apotheken weiter. Im Osten betrage der Rohgewinn gemäß der vorläufigen Auswertung nur noch 22,9 Prozent vom Nettoumsatz (im Mecklenburg-Vorpommern 23,1 Prozent) gegenüber 23,5 Prozent im Vorjahr. Im Westen sei der Rohgewinn auf 25,0 Prozent zurückgegangen – gegenüber 25,8 Prozent im Vorjahr. Die seit Jahren erkennbare abwärts gerichtete Treppe setze sich damit fort, erklärte Eimicke.

Verschiedene Apothekentypen

Bei der Umsatzentwicklung sieht Eimicke eine klare Polarisierung. 60 Prozent der Apotheken hätten eine gute Umsatzentwicklung, 40 Prozent dagegen einen Umsatzrückgang zu verzeichnen. In größeren Apotheken sinke der Rohgewinn stärker, in kleineren Apotheken mit zurückgehenden Umsätzen sei die Rohgewinneinbuße dagegen geringer, weil diese Apotheken einen höheren Anteil niedrigpreisiger Packungen haben.

Konditionen und Kosten 2012

Durch die Neuregelung der Großhandelsvergütung seien die Großhandelsabrechnungen nicht einfacher geworden, bedauerte Eimicke. Nur ein kleiner Teil des variablen 3,15-Prozent-Aufschlags werde an die Apotheken weitergegeben. Kleine Apotheken würden Rabatte unter 1 Prozent erhalten, große dagegen teilweise über 2 Prozent, aber nicht die maximal zulässigen 3 Prozent. Hinzu kämen mögliche Skonti. So sei die erste Verhandlungsrunde 2012 an den Großhandel gegangen. Die zweite Runde habe nun wieder Teilerfolge für die Apotheken gebracht; zumindest würden einige Sondergebühren wegfallen.

Eine weitere Belastung sind die höheren Kosten der Apotheken. Eimicke verwies dazu insbesondere auf die Tarifabschlüsse und den Trend zu immer höher qualifiziertem Personal. In der vorläufigen Gewinn- und Verlustrechnung einer durchschnittlichen Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern betrage das Vorsteuerergebnis jetzt noch 5,7 Prozent vom Nettoumsatz. Gegenüber dem Vorjahr sei es um rund 15 Prozent gesunken. Wenn die Monate August und September einbezogen werden, sei der Rückgang sogar noch stärker, kündigte Eimicke an.

Trend ab 2013

Die Erhöhung des Festzuschlages der Apotheken um 25 Cent pro Packung würde einer solchen Apotheke etwa 10.000 Euro pro Jahr zusätzlichen Rohgewinn bringen. Doch erwartet Eimicke, dass dieses Geld durch die Umsetzung der neuen Apothekenbetriebsordnung wieder weg sei. Als besonders kostenintensive Aspekte nannte er die möglicherweise nötige Anschaffung einer Klimaanlage, Drucker und Software für die Rezeptur und den zusätzlichen Zeitaufwand für die Dokumentation in der Rezeptur und Defektur.



AZ 2012, Nr. 44, S. 8

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