Fortbildungskongress

Knochenbrüche mit dramatischen Folgen

Der Oberschenkelhalsbruch ist gefürchtet. Wie Prof. Dr. Reiner Bartl erklärte, sterben rund 20% der meist älteren Patienten an seinen Folgen. Viele andere verlieren ihre Selbstständigkeit oder werden dauerhaft pflegebedürftig.
Prof. Dr. Reiner Bartl Foto: DAZ/hel

Oft ist ein derartiger Bruch das erste Zeichen für eine zu niedrige Knochendichte, eine Osteoporose. Bartl forderte, dass nach einem derartigen Knochenbruch bereits in der Unfallchirurgie generell die Knochendichte gemessen werden müsse, um rechtzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten und weitere Brüche zu verhindern. Durch eine rechtzeitige Therapie könne die Hälfte aller osteoporosebedingten Frakturen vermieden werden.

Ernährung und Bewegung

Die Basis für starke Knochen wird in der Jugend gelegt. Um das 30. Lebensjahr herum wird die maximale Knochendichte erreicht, etwa ab dem 40. Lebensjahr geht Knochenmasse allmählich wieder verloren.

Mit einer calciumreichen Ernährung wird der Knochen aufgebaut. Eine ausgewogene Nahrung sollte täglich mindestens 1000 mg Calcium enthalten, das entspricht der Calciummenge in einem Liter Milch. Daneben ist regelmäßige Bewegung für Aufbau und Erhalt der Knochenmasse entscheidend.

Rauchen schädigt den Knochen

Knochenschädigende Faktoren sind Rauchen und Alkohol. "Rauchen ist der Knochenterrorist Nr. 1", sagte Bartl und erklärte, dass Raucherinnen ihr Osteoporoserisiko verdoppeln. Ebenso schädigt übermäßiger Alkoholgenuss den Knochen.

Zu den unvermeidbaren schädlichen Faktoren gehört eine längerfristige Therapie mit Glucocorticoiden, zum Beispiel bei entzündlichen Erkrankungen. Deshalb sollten hier rechtzeitig Kontrollen durchgeführt und Therapiemaßnahmen ergriffen werden.

Messung der Knochendichte

Zur Früherkennung einer Osteoporose kann in der Apotheke die Knochendichte mit Ultraschall am Fußknöchel gemessen werden. Diese Messung könne allerdings nur einen Hinweis auf eine zu niedrige Knochendichte geben und ersetze keine exakte Messung, so Bartl. Auf jeden Fall sollten Betroffene bei zu niedrigen Werten einen Arzt aufsuchen, der die Knochendichte mit einer DXA-Messung (Dual-Röntgen-Absorptiometrie) bestimmt, der derzeitigen Standardmethode.

1000 mg Calcium, 1000 Einheiten Vitamin D3

Zur Behandlung der Osteoporose werden 1000 mg Calcium pro Tag empfohlen. Damit das Calcium aus der Nahrung aufgenommen und in den Knochen eingebaut wird, ist Vitamin D notwendig, das aus seinen Vorstufen bei Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet wird. In Deutschland haben 80 Prozent der Frauen einen Vitamin-D-Mangel, so dass eine zusätzliche tägliche Einnahme von 1000 I.E. Vitamin D3 generell empfohlen werden kann.

Wirksame Mittel zur Therapie

Bisphosphonate wie Risedronat und Alendronat lagern sich zunächst an der Knochenoberfläche an und verhindern dort den Abbau, später werden sie in den Knochen eingelagert und wirken langfristig. Da Bisphosphonate im Gastrointestinaltrakt schlecht resorbiert werden, müssen sie in hohen Dosen eingenommen werden. Optimal wirksam sind laut Bartl einmal jährliche Spritzen. Da Bisphosphonate zu Kiefernekrosen führen können, dürfen sie nicht angewendet werden, wenn innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate Zahnimplantate geplant sind.

Neu ist der monoklonale Antikörper Denosumab, der zweimal jährlich unter die Haut gespritzt wird. Er richtet sich gegen das Protein RANKL, das den Umbau der Osteoklasten-Vorstufen zu reifen Osteoklasten fördert, und hemmt dadurch die Bildung der Osteoklasten. Sein Nachteil: Er wirkt auch auf andere Zellen und kann daher zu zahlreichen unerwünschten Wirkungen führen. Weitere Osteoporosemittel sind das Schilddrüsenhormon Calcitonin sowie die künstlichen Parathormone Teriparatid und Parathyrin, die gut wirksam sind, aber wegen der täglich notwendigen Anwendung nur bei schweren Formen der Osteoporose eingesetzt werden.


hel


Zum Weiterlesen


Schwerpunkt Osteoporose: Der rote Faden in der Osteoporose-Therapie.

DAZ 2008, Nr. 43, S. 54 – 80



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DAZ 2011, Nr. 7, S. 89

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