DAZ aktuell

Satte Einnahmeüberschüsse bei den gesetzlichen Kassen

BERLIN (ks). Die gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten neun Monaten 2011 einen Überschuss von rund 3,9 Mrd. Euro erzielt. Positiv verlief für die Kassen insbesondere die Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln. Sie mussten in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 5,7 Prozent bzw. 1,29 Mrd. Euro weniger für Medikamente ausgeben als im Vorjahreszeitraum. Dies geht aus akutellen Daten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur GKV-Finanzentwicklung hervor.

Zu früh will man sich im BMG allerdings nicht freuen: Es sei zu beachten, dass die Ausgaben der Krankenkassen im vierten Quartal regelmäßig um rund eine bis 1,5 Mrd. Euro höher sind als die der Vorquartale. Die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erfolgen jedoch in monatlich gleichen Teilbeträgen. Daher sei davon auszugehen, dass der Überschuss in den letzten Monaten des Jahres noch "deutlich abschmilzt". Der Gesundheitsfonds weist demgegenüber von Januar bis September einen Überschuss von rund 1,37 Mrd. Euro aus. Im Unterschied zur Finanzentwicklung bei den Kassen sind die Beitragseinnahmen des Gesundheitsfonds regelmäßig zum Ende eines Jahres ("Weihnachtsgeldeffekt") höher als in den Monaten zuvor.

Betrachtet man die einzelnen Krankenkassenarten, so verbuchten die AOKen und die Ersatzkassen mit rund 1,376 bzw. 1,681 Mrd. Euro die höchsten Überschüsse. Bei den kleineren Krankenkassenarten erzielten die Betriebskrankenkassen Überschüsse von 464 Mio. Euro, die Innungskrankenkassen von 259 Mio. Euro und die Knappschaft Bahn-See von 120 Mio. Euro.

Sinkende Arzneimittelausgaben

Insgesamt sind die Leistungsausgaben der Krankenkassen im 1. bis 3. Quartal 2011 um 2,5 Prozent je Versicherten gestiegen. Dieser vergleichsweise moderate Anstieg ist vor allem der aus Kassensicht günstigen Entwicklung bei den Arzneimittelausgaben geschuldet. Nach Jahren eines beständigen Aus gabenanstiegs konnte nun ein Rückgang um 5,7 Prozent erreicht werden. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits seit August 2010 ab, als die Krankenkassen durch die Anhebung des Herstellerrabatts für Nicht-Festbetragsarzneimittel jeden Monat um mehr als 100 Mio. Euro entlastet wurden.

Ab 1. Januar 2011 half das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) zusätzlich. Auch wenn die frühe Nutzenbewertung für neue Arzneimittel noch keine Effekte zeigen konnte: Apotheken und pharmazeutische Großhändler leisten ihren Sparbeitrag – dies lässt das BMG in seiner Pressemeldung zur Finanz entwicklung allerdings unerwähnt. Es verweist lieber auf die Rabattverträge zwischen Kassen und Pharmaunternehmen. Diese hätten im Bereich der Festbetragsarzneien die Kassen "in erheblichem Umfang" entlastet. Die Kassen haben bereits im 1. bis 3. Quartal 2011 Rabatte von 1,1 Mrd. Euro und damit ca. 61 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (0,7 Mrd. Euro) ausgewiesen.

Neben den Rabattvereinbarungen habe auch die Einführung neuer Festbeträge zu den Einsparungen beigetragen, so das BMG. Im weiteren Jahresverlauf rechnet das Ministerium aber mit einem Abflachen des Ausgabenrückgangs. Denn seit August 2011 entstehen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum keine zusätzlichen Einsparungen aus der Anhebung des gesetzlichen Herstellerrabatts für Nicht-Festbetrags-Arzneimittel. Auch bei den vom Deutschen Apothekerverband veröffentlichten monatlichen GKV-Arzneimittelausgaben im Zeitraum August bis Oktober 2011ist im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum wieder ein leichter Ausgabenanstieg zu verzeichnen.

Krankenhausausgaben steigen kräftig

In den anderen größeren Leistungsbereichen ist die Entwicklung der Ausgaben sehr unterschiedlich verlaufen: Bei den Ausgaben für ambulante ärztliche Behandlung war ein Zuwachs von 2,3 Prozent je Versicherten zu verzeichnen, bei ärztlichen Früherkennungs maßnahmen lag das Plus bei 3,8 Prozent. Dies lässt dem BMG zufolge noch keine validen Schlüsse auf die Ausgabenentwicklung im Gesamtjahr zu, da für 2011 bislang lediglich in begrenztem Umfang Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen vorliegen.

Die Krankenhausausgaben stiegen je Versicherten um 4,2 Prozent und lagen damit deutlich über dem durchschnittlichen Anstieg bei den Leistungsausgaben. Der Ausgabenzuwachs beim Krankengeld hat sich mit einem erneuten Plus von 9,4 Prozent nach den zweistelligen Zuwachsraten in den letzten Jahren auch in 2011 nur geringfügig abgeflacht. Die Netto-Verwaltungskosten der Kassen sind um 1,5 Prozent je Versicherten gestiegen. Dabei gab es allerdings deutliche Unterschiede bei den einzelnen Kassenarten: So lag die Spannbreite bei den Anstiegen zwischen 0,6 Prozent bei den AOKen und 4,9 Prozent im Durchschnitt der IKKen.



DAZ 2011, Nr. 49, S. 28

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