Fachmedien

Jahrhundertmedikament ASS

Karsten Schrör, Acetylsalicylsäure, 2. vollständig neu überarbeitete und aktualisierte Auflage 2011, 410 Seiten, 110 Abbildungen, 40 Tabellen, 49,90 Euro. Dr. Schrör Verlag, Frechen. ISBN 978-3-9806004-9-1

Es ist etwas Außergewöhnliches, wenn ein Pharmakon mehr als einhundert Jahre nach seiner Markteinführung noch immer zu den meistverordneten (meistverkauften) Arzneimitteln gehört und außerdem von ihm immer wieder wichtige neue Eigenschaften und damit neue Indikationen entdeckt werden.

Zu diesen so genannten Jahrhundert-medikamenten gehört unstrittig die Acetylsalicylsäure (ASS), die weltweit größte Verbreitung zunächst als Analgetikum/Antiphlogistikum sowie später als Thrombozytenaggregationshemmer gefunden hat. Ein Pharmakon also, dessen literarische Würdigung eine interessante und lohnende Aufgabe ist.

Dieser Aufgabe hat sich Professor Karsten Schrör, einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Cyclooxygenasen, dem wesentli-chen Angriffspunkt von ASS, erfolgreich unterzogen. Bereits 2008 publizierte er unter dem Titel Acetylsalicylic Acid die erste Edition seiner ASS-Monographie in englisch, 2011 folgte die zweite, vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, nun auch in deutsch.

Zwar hat sich am prinzipiellen Aufbau des Werks nichts geändert, doch merkt man beim Vergleich der beiden Auflagen, mit welcher Sorgfalt und Detailkenntnis die Überarbeitung erfolgte. Mit jetzt mehr als 2000 Zitaten werden die getroffenen Aussagen belegt, Fotografien der an der Entwicklung von ASS beteiligten Forscher sowie zahlreiche informative Abbildungen und Tabellen ergänzen sinnvoll den Text.

Kapitel 1 des Buches enthält wesentliche Angaben zur Geschichte und Chemie von ASS, nicht zuletzt wird auch auf Salicin eingegangen, den Naturstoff aus der Weidenrinde, von dem sich ASS und die anderen Salicylate ableiten.

In Kapitel 2 werden dann die pharmakologischen Eigenschaften von ASS eingehend diskutiert. An die Besprechung der pharmakokinetischen Eigenschaften schließt sich die Beschreibung der verschiedenen zellulären Wirkungsmechanismen sowie die der Wirkungen von ASS auf Gewebe und Organe an. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist nicht zuletzt die Diskussion über potenzielle antikanzerogene Eigenschaften von ASS.

Kapitel 3 ist der Toxizität und dem Sicherheitsprofil von ASS gewidmet. Systemische Nebenwirkungen werden ebenso umfassend abgehandelt wie die Organtoxizitäten (im Gastrointestinaltrakt, an Niere, Leber und dem audiovestibulären System) und die nicht dosisabhängigen (pseudo)allergischen Reaktionen von ASS (unter anderem beim Widal-Syndrom, Urticaria/Angioödem und Reye-Syndrom).

Im abschließenden Kapitel 4 werden dann die klinischen Anwendungen von ASS intensiv besprochen. Zurecht aus heutiger Sicht werden zunächst thromboembolische Erkrankungen als ASS-Indikationen diskutiert: Koronare und zerebrovaskuläre Gefäßerkrankungen, periphere arterielle Verschlusskrankheit, venöse Thrombosen und Präeklampsie. Es folgen Ausführungen zur Anwendung von ASS bei Schmerz, Fieber und entzündlichen Erkrankungen (u. a. Arthritiden, Kawasaki-Syndrom) sowie Angaben zu weiteren klinischen Indikationen (kolorektalen Karzinomen und – noch nicht definitiv evaluiert – Morbus Alzheimer).

Insgesamt betrachtet liegt in der zweiten Auflage des Buches von Karsten Schrör erneut eine umfassende, klar gegliederte, den heutigen Kenntnisstand wissenschaftlich korrekt und unabhängig beschreibende Synopse zu dem Jahrhundertmedikament Acetylsalicylsäure vor. Sehr nützlich zur raschen ersten Information sowie zur Gedächtnisauffrischung sind die Zusammenfassungen am Ende jedes Unterkapitels.

Die zahlreichen Literaturangaben wurden bereits erwähnt. Stets liest sich das Werk einleuchtend, spannend und anregend. Für mich jedenfalls war die Lektüre dieser neuen Auflage erneut lehrreich und zugleich wiederum ein intellektueller Genuss. Professor Schrör ist hierzu aufrichtig zu gratulieren, dem Werk eine weite Verbreitung zu wünschen.


Prof. Dr. Dr. Ernst Mutschler, Mainz



Einfach und schnell bestellen


Per Post: Deutscher Apotheker Verlag, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart

Per Telefon: 0711 – 2582 341

Per Fax: 0711 – 2582 290

Per Freecall: 0800 – 2990 000 (zum Nulltarif mit Bandaufzeichnung)

Per E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de

Im Internet: www.buchoffizin.de




DAZ 2011, Nr. 48, S. 147

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.