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Arzneimittel und Therapie
Hilft körpereigenes Palmitoyl ethanolamid?
Etwa 7,5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Schmerzen, etwa 2 Millionen davon an neuropathischen Schmerzen. Klinisch sind diese durch Brennen, Kribbeln sowie durch eine Überempfindlichkeit gegen Berührung und Kälte bzw. Wärme charakterisiert.
Für Palmitoylethanolamid (PEA, N-(2-Hydroxyethyl)hexa decansäureamid, Palmidrol) wird eine schmerzlindernde Wirkung bei verschiedenen Schmerzsyndromen postuliert, wobei der Wirkmechanismus kontrovers diskutiert wird. Der endogene Cannabinoid-Agonist ist ubiquitär in allen aeroben Zellen vorhanden und soll nicht wie herkömmliche Mittel den Schmerz über die Nervenzellen unterdrücken, sondern soll direkt über Glia- und Mastzellen wirken.
Auch in der menschlichen Haut wurde die Expression von Cannabinoidrezeptoren auf sensorischen Nervenfasern und Mastzellen beschrieben. Eine topische Zubereitungen mit dem endogenen Cannabinoid-Agonisten Palmitoylethanolamid wird in der Therapie des chronischen Pruitus eingesetzt.
Unter dem Handelsnamen Normast® 600 mg Mikrogranulat steht Palmitoylethanol amid als diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät) seit Kurzem auch in Deutschland zur Verfügung. Als Anwendungsgebiet wird angegeben: Zur diätetischen Behandlung chronischer oder wiederkehrender Entzündungsprozesse sowie chronischer neuropathischer Schmerzen. Palmitoylethanolamid soll körpereigene Abwehrreaktionen bei chronischen Entzündungsprozessen ins Gleichgewicht bringen, so die Angaben in der Packungsbeilage. Neue Ergebnisse zur Therapie von chronischen Schmerzen mit PEA wurden jetzt von Wissenschaftlern der Universität Witten-Herdecke auf dem Kongress der Italienischen Anästhesiologen und Schmerzärzte in Perugia (Italien) vorgestellt. In klinischen Versuchen an mehr als 2000 Patienten zeigte die Substanz bei geringen Nebenwirkungen eine stark schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung. Gelegentlich trat in den ersten Tagen der Einnahme ein Wärmegefühl im Gesicht auf, da der Wirkstoff die Blutgefäße geringfügig erweitern kann.
QuelleUniversität Witten-Herdecke: Prof. Dr. Hesselink stellt neuen Wirkstoff vor. Mitteilung vom 24.11. 2011.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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