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Weniger kann mehr sein
Jetzt präsentierte der Internist und Geriater Doron Garfinkel vom Shoham Geriatric Medical Center, Israel, eine radikale Lösung des Problems: "Es ist durchaus möglich, die Zahl der Medikamentengabe bei älteren Patienten zu reduzieren, ja sogar zu halbieren, ohne deren Versorgung zu gefährden."
Mit seinen Kollegen schaute er sich die Medikation von 70 alten Patienten (Ø 83 Jahre) an, die rund acht Präparate in Dauermedikation einnahmen. Nach gründlicher Analyse halbierten Ärzte bei 64 Patienten die Zahl der Präparate. Bis auf zwei Ausnahmen blieb deren Gesundheitszustand stabil. Garfinkel sieht seine Vermutung bestätigt, dass mehr Medikamente nicht unbedingt mehr Nutzen bringen.
Beers- und Priscus-Liste als Maßstäbe
Auch deutsche Forscher haben sich des Themas angenommen. Sie untersuchten 549 Datensätze zuerst anhand der US-amerikanischen, aber nach deutschen Gegebenheiten modifizierten Beers-Liste und fanden: 31 bis 44 Prozent der Patienten erhielten ungeeignete Medikamente.
Gemessen an den Kriterien der deutschen Priscus-Liste, bekamen vier von zehn Patienten eine potenziell ungeeignete Medikation.
Oftmals wissen die behandelnden Ärzte nicht, was ihre Kollegen ihrem Patienten verschrieben haben – aber die Stammapotheke des Patienten weiß es.
InternetDoron Garfinkel: "Less is more": http://www.drugstop.co.il Beers-Liste: http://en.wikipedia.org/wiki/Beers_List Priscus-Liste: http://priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUS-TP3_2011.pdf |
Apotheken in der Pflicht
Um arzneimittelbedingte Wechselwirkungen und Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen, haben ABDA und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein Modell zur Arzneitherapie vorgeschlagen. Demnach verordnen die Ärzte den Arzneistoff inklusive Dosierung und Therapiedauer. Apotheker wählen dann das geeignete Präparat aus – unter pharmazeutischen und ökonomischen Gesichtspunkten. Stellen sie Kontraindikationen, Wechselwirkungen oder Doppelverordnungen fest, nehmen sie mit dem Arzt Kontakt auf. Auch die Therapietreue steigt bei dieser Vorgehensweise, denn Patienten kommen bei Medikationsproblemen nachweislich zuerst in die Apotheke vor Ort.
ADEXA unterstützt das ABDA-KBV-Modell auch noch unter einem anderen Blickwinkel: Apothekenangestellte könnten sich so eher auf ihre Kernkompeten zen konzentrieren, anstatt nur noch als verlängerter Arm der Krankenkassen zu fungieren.
Michael van den Heuvel
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