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Versicherte wollen keinen Präparateaustausch

BERLIN (jz/ks). Das Verhältnis zwischen Versicherten und niedergelassenen Ärzten in Deutschland ist durchaus gut. Dies ergab eine telefonische Befragung der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Wenig gut finden Versicherte der Umfrage zufolge dagegen den aufgrund von Rabattverträgen nötigen Austausch von wirkstoffgleichen Präparaten in der Apotheke.
Foto: BVmed, Berlin
Ein gutes Vertrauensverhältnis haben Patienten in Deutschland laut einer Umfrage zu ihrem Arzt. Weniger Vertrauen haben sie in Arzneimittel, die in der Apotheke aufgrund von Rabattverträgen ausgetauscht werden müssen.

Für die aktuelle Untersuchung befragte das Unternehmen im September 2011 insgesamt 2048 zufällig ausgewählte in Deutschland lebende Personen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren. Danach genießen Deutschlands Ärzte in der Bevölkerung nicht nur viel Vertrauen, sondern werden von den Patienten auch als fachkompetent wahrgenommen. Fast unverändert im Verhältnis zum Vorjahr sprachen insgesamt 91 Prozent (2010: 92 Prozent) aller Befragten von einem guten bis sehr guten Vertrauensverhältnis zu dem Arzt, den sie in den letzten zwölf Monaten zuletzt besucht haben.

Problematische Wartezeiten beim Facharzt

Die Zufriedenheit der Versicherten mit der Wartezeit auf einen Termin veränderte sich ebenfalls kaum. Jeder Zweite bekam seinen Termin sofort oder ging einfach ohne Termin zum Arzt. 32 Prozent warteten dagegen länger als drei Tage, zehn Prozent gar länger als drei Wochen. Dass diese Zahlen nicht so dramatisch wirken, ist den Haus ärzten zuzuschreiben. Bei Fachärzten sieht die Situation weniger rosig aus: Hier muss jeder Fünfte länger als drei Wochen auf einen Termin warten (Hausarzt: drei Prozent). Nicht schönzureden ist auch die Tatsache, dass gesetzlich Versicherte gegenüber privat Versicherten das Nachsehen haben: Während 24 Prozent der GKV-Versicherten über drei Wochen Wartezeit einplanen mussten, waren es unter den PKV-Versicherten nur fünf Prozent. Und so räumt auch der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler ein, dass es noch immer Fälle gibt, in denen Patienten eindeutig zu lange warten müssen.

Vorbehalte gegen Arzneimittelaustausch

KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller verwies auf einen weiteren Aspekt der Befragung: 44 Prozent der Versicherten finden den Austausch wirkstoffgleicher Präparate nicht richtig. Müller: "Die Verunsicherung der Patienten, insbesondere der älteren, die aufgrund von Rabattverträgen nicht mehr ihr gewohntes Präparat in der Apotheke erhalten, ist allzu verständlich." Eine Lösung für das Problem sieht er in dem gemeinsam mit der ABDA entwickelten Modell der Wirkstoffverordnung. "Wir sind zuversichtlich, dass sich unser Konzept in dem im Versorgungsstrukturgesetz geplanten Modellvorhaben bewähren wird", so der KBV-Vorstand.

Wo Patienten der Schuh drückt

In einer zweiten von der KBV in Auftrag gegebenen Studie untersuchte die Medizinische Hochschule Hannover Meinungen und Vorstellungen der Patienten über die Gesundheitsversorgung. Dafür wurden in sechs Gruppendiskussionen 44 Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund befragt. Es stellte sich heraus, dass von den Befragten eine Ungleichheit in der Versorgung zwischen gesetzlich und privat Versicherten wahrgenommen wird. Auch ein Ärztemangel, besonders in den ländlichen Regionen, wurde von den Teilnehmern der Gruppendiskussionen konstatiert. Als Folgen wurden Wartezeiten von bis zu sechs Monaten, lange Anfahrtswege und Überalterung der Ärzte genannt. Im Bereich der Finanzierung zeigten sich die Befragten verunsichert. Eigenbeteiligung und Selbstzahlerleistungen nehmen aus ihrer Sicht zu. Zudem fühlen sich viele durch Angebote einer IGe-Leistung "überrumpelt". Insgesamt meinen die Befragten, sie würden zu wenig über die Versorgung informiert. KBV-Chef Köhler macht dafür die Krankenkassen verantwortlich: "Wenn die Kassen ihrer selbst reklamierten Aufgabe nicht nachkommen, die Versicherten ausreichend über Versorgungsangebote zu informieren, werden wir das in Zukunft verstärkt in die Hand nehmen".



DAZ 2011, Nr. 47, S. 46

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