Präventionspreis

Prävention – es tut sich viel

2. Präventionspreis von WIPIG und DAZ in München verliehen

Ein Bericht von Peter Ditzel

Die Erkenntnis, dass es besser ist, Krankheiten durch Prävention zu verhindern und für den Erhalt der Gesundheit Geld auszugeben statt für teure therapeutische Maßnahmen, setzt sich immer mehr durch. Das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) und die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) haben zum zweiten Mal einen Präventionspreis ausgeschrieben, der Ideen und Projekte auszeichnet, die die Gesundheitsvorbeugung fördern. Der Preis wurde am 16. November 2011 in München verliehen.
Thomas Benkert

Schirmherr des Präventionspreises war Bayerns Gesundheitsminister Dr. Markus Söder. Da er unlängst zum bayerischen Finanzminister ernannt wurde, hatte kurzfristig Ministerialdirektor Michael Höhenberger vom Bayerischen Gesundheitsministerium zugesagt, der Preisverleihung beizuwohnen.

Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, konnte rund 200 geladene Gäste im Scholastika Haus des Akademischen Gesangverein München begrüßen. Er stellte heraus, das in diesem Jahr erstmals auch ein Preis für die beste Präventionskooperation von Arzt und Apotheker verliehen wurde. Er erinnerte daran, dass es ein richtiger Schritt war, als 2007 die Bayerische Landesapothekerkammer das WIPIG gründete mit dem Ziel, den Präventionsgedanken stärker ins Bewusstsein zu bringen. Die Apotheke als Ort für Prävention ist dabei der richtige Ansatz, so Benkert. Er verwies zudem auf die bisherige außerordentlich erfolgreiche Arbeit des WIPIG, zahlreiche Projekte seien bereits auf den Weg gebracht worden. Einen besonderen Dank sprach er der Dr. August und Dr. Anni Lesmüller-Stiftung aus, die auch in diesem Jahr den zweiten Präventionspreis finanziell unterstützt hat.


Prävention muss noch wichtiger werden: Ministerialdirektor Michael Höhenberger.

Ohne Prävention wird es nicht mehr gehen

Ministerialdirektor Michael Höhenberger vom Bayerischen Gesundheitsministerium stellte in seinem Grußwort heraus: Bayern werde sich vor dem Hintergrund der derzeit diskutierten Änderung der Apothekenbetriebsordnung gegen alle Versuche wehren, die vollversorgende Apotheke vor Ort durch Internethandel, Pick-up-Stellen, Apotheken light und sonstige Formen zu ersetzen. "Unsere Präsenzapotheken sind wesentlicher Teil unserer hochwertigen Gesundheitsversorgung und daran wollen wir nicht rütteln lassen", so Höhenberger.

Der Ministerialdirektor lobte die herausragende Gesundheitsversorgung Deutschlands, wies aber auch auf die kommenden demografischen Probleme hin. Die Zahl der Beitragszahler nimmt ab, die Kosten für die Gesundheitsversorgung werden weiter steigen – "wie lange wird sich unsere hochwertige Gesundheitsversorgung vor diesem Hintergrund noch aufrechterhalten lassen?" Eine Lösungsmöglichkeit könnte in der Prävention liegen: Die Gesundheitsexperten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen schätzen, dass 25 bis 30 Prozent der Gesundheitsausgaben in Deutschland durch langfristige Prävention vermeidbar sind, so Höhenberger: "Das Thema Prävention muss man angesichts dieser Entwicklung noch viel wichtiger nehmen als man es in der Vergangenheit getan hat." Er schlug vor, auf Präventionsmöglichkeiten bereits an den Schulen verstärkt hinzuweisen. Er wolle sich dafür einsetzen, beispielsweise auch den Rundfunk für Präventionsprojekte zu gewinnen. Und er begrüße es sehr, wenn sich auch die Presse, namentlich auch die Deutsche Apotheker Zeitung, an Präventionsprojekten beteilige. Er hoffe auch, dass Krankenkassen noch mehr als bisher Geld in die Prävention steckten. Ein weiterer Schwerpunkt der Präventionsförderung in Bayern sei die Initiative Männergesundheit. Die Lebenserwartung der Männer sei fünf Jahre geringer als die der Frauen. Männer bekommen durchschnittlich zehn Jahre früher einen Herzinfarkt, Männer über 55 Jahren erkranken deutlich häufiger an Krebs als Frauen. Ein Grund hierfür sei die geringere Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, so der Ministerialdirektor. Außerdem setze man verstärkt auf Aufklärung über gesunde Ernährung und mehr Bewegung.

Dr. Helmut Schlager, Geschäftsführer des WIPIG, moderierte den Abend.

Um alle Präventionsaufgaben zu erfüllen, seien Partner wie die Apotheken wichtig. "Der Präventionspreis des WIPIG und der DAZ passt hier exzellent ins Bild", ergänzte er. Als Beispiel nannte er das ausgezeichnete Projekt, bei dem es um Sucht- und Gewaltvorbeugung an den Schulen geht. Vor dem Hintergrund, dass in Bayern 2009 allein über 5500 Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren wegen Alkoholvergiftung stationär behandelt wurden, zeigten solche Projekte, wie wichtig Aufklärung und Prävention seien. Für die Initiative des Präventionspreises und die Aktivitäten in diesem Zusammenhang sprach Höhenberger dem Wissenschaftlichen Institut für Prävention im Gesundheitswesen und der Deutschen Apotheker Zeitung Dank und Anerkennung seitens des Bayerischen Gesundheitsministeriums aus.


Machten Mut für mehr Prävention in der Apotheke: Cynthia Milz und Peter Ditzel.

Der Präventionsgedanke wächst

Cynthia Milz, Sprecherin des WIPIG-Institutsdirektoriums, und Peter Ditzel, Chefredakteur der Deutschen Apotheker Zeitung, stellten in ihrer gemeinsamen Ansprache zur Preisverleihung die Bedeutung der Apotheke für die Prävention in den Mittelpunkt. Die Jury sei begeistert gewesen, so Milz, über die 110 hochwertigen eingegangenen Ideen und Projekte von Apotheken, Wissenschaft und Arzt-Apotheker-Kooperationen. Es habe viele mutige Kolleginnen und Kollegen gegeben, die Ideen in die Tat umsetzten, die einfach etwas ausprobierten. Selbst Aktionen, die nicht den erhofften Erfolg gebracht hätten, seien sehr wichtig gewesen.

Ditzel wies darauf hin, dass Prävention, wie die Grußworte des bayerischen Ministerialdirektors Michael Höhenberger gezeigt haben, auch in der Politik eine große Rolle spiele. Bereits die große Koalition mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt versuchte ein Präventionsgesetz auf die Beine zu stellen. Es scheiterte jedoch an Strukturen zur Finanzierung und Durchführung. Jetzt beschäftigen sich erneut die Parteien aller Couleur mit der Möglichkeit, ein Präventionsgesetz zu schaffen. Und während die Politik noch mit Gesetzesanträgen zur Prävention ringt, etabliert sich der Präventionsgedanke, Aktionen rund um gesunde Ernährung und mehr Bewegung, zunehmend in der Bevölkerung, so Ditzel. Die Apotheke tue gut daran, diese Strömungen aufzugreifen. Die eingereichten Arbeiten zum Präventionspreis verdeutlichten, dass dies viele Apotheken erkannt haben.

Die Preisverleihung

Insgesamt konnten in diesem Jahr 14 Preise vergeben werden.


Bereich Wissenschaft.

Der 1. Preis ging an Dr. Ursula Kramer, Freiburg, mit der Präventionsstudie zu Vorsorge- und Impfangeboten. Die Studie untersuchte u. a. Ansatzpunkte für Arztpraxen, die zu einer besseren Nutzung der Impf- und Vorsorgeangebote beitragen können. Es wird auf Potenziale hingewiesen, die sich durch eine verbesserte Netzwerkarbeit und eine aktivere Einbindung des Apothekers in die Primärprävention u. a. durch aktivere Kundensprache, eröffnen. Hürden, die die geringe Nutzung gesetzlicher Vorsorgeangebote erklären, wurden untersucht und Ansatzpunkte aufgezeigt, mit denen diese Hürden erfolgreicher überwunden werden können.

1. Preis Wissenschaft Dr. Ursula Kramer (li.) und Laudatorin Prof. Dr. Kristina Leuner.

Den 2. Platz belegten im Bereich Wissenschaft die "Multidisziplinäre Interventionsstudien zur Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit" unter Prof. Dr. Thilo Bertsche, Universität Leipzig. Die Arbeit umfasst zahlreiche prospektive kontrollierte klinische Studien. Diese untersuchten klinisch-pharmazeutische Betreuungs- und Schulungskonzepte im Krankenhaus. Dazu wurden häufig auch eigens entwickelte elektronische Arzneimittelinformationssysteme und Entscheidungsmodelle (Decision-Matrix-Modelle) eingesetzt. All diese Maßnahmen erwiesen sich als hoch effektiv in der Prävention von Medikationsfehlern im Behandlungsalltag. Häufig wurde die Medikationsfehlerprävalenz durch die eingesetzten Maßnahmen mehr als halbiert. Dabei deckten die Maßnahmen alle Bereiche des Medikationsprozesses mit Schwerpunkt auf der Arzneimittelverordnung und -anwendung ab.

2. Preis Wissenschaft Prof. Dr. Thilo Bertsche und Laudatorin Prof. Dr. Kristina Leuner.

Den 3. Preis erhielt das Projekt "Go! Gesundheit und Optimismus für Lehrer", durchgeführt von Alexandra Wieser, Graz. Ziel war neben der Erarbeitung der theoretischen Grundlagen zur Mental Health Problematik die Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines Präventionsprogramms für Lehrer/innen (GO!-L), das primär-präventiv gegen Stress, Angst, Depressivität und Burn-out eingesetzt werden kann. Bei diesem Projekt werden in 32 Einheiten sowohl theoretische Informationen weitergegeben als auch vorbeugende Maßnahmen und Strategien erarbeitet und anhand individueller Problemlagen ausprobiert und eingeübt. Dadurch sollen nicht nur individuelle Belastungsfaktoren aufgedeckt und minimiert, sondern auch Ressourcen und Optimismus aufgebaut werden. Die Rückmeldungen von den Teilnehmern in der Pilotphase bestätigen einerseits den generellen Bedarf an primären Präventionsprogrammen zur Förderung und Erhaltung des psychischen Wohlbefindens (im Lehrberuf) und andererseits die Anwendbarkeit des vorliegenden Programms im Alltag.


Bereich Idee einer professionellen Einrichtung.

Die Deutsche Diabetes Stiftung (DDS) beabsichtigt ein Projekt unter dem Namen "Xund in Baden-Württemberg" durchzuführen, das die Früherkennung von Diabetes mellitus zum Ziel hat. Die Initiative zielt darauf ab, Aufmerksamkeit für die Problematik des Metabolischen Syndroms und des Typ-2-Diabetes zu erzeugen, die Risikofaktoren hierfür in der Bevölkerung zu reduzieren, die Anzahl der Diabetes-Neuerkrankungen zu verringern, unentdeckte Krankheitsfälle aufzudecken und die Versorgung mit dem Schwerpunkt Ver haltensänderung ("Lebensstilintervention") zu verbessern.

Es handelt sich um ein erweitertes Konzept – zur Risiko-Erkennung und Vorsorge – zur Entwicklung und Umsetzung im Rahmen der Vision: "Prävention vor Kuration" der DDS. Die Projektstruktur gliedert sich in drei Phasen, die sich zeitlich überschneiden.

  • Phase 1 = Pilotprojekte – regional: (Hoch-)Risikopersonen erkennen, für Prävention motivieren und begleiten; Erkrankte früh erkennen, informieren und in Behandlung bringen.

  • Phase 2 = Experten – regional übergreifend / landesweit: Flächendeckende Ausweitung und Intensivierung der Aktivitäten, Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit, verstärkte Einbeziehung aller Experten, Meinungsbildner und Multiplikatoren vor Ort, Ausbau der bestehenden Netzwerke.

  • Phase 3 = Bevölkerung – landesweit: Awareness-Kampagne über alle möglichen Medien mit Aufklärung über gesundheitliches Risiko, adressiert an die gesamte Bevölkerung – Fokussierung auf Primärprävention durch Information mit der Bereitstellung möglicher Maßnahmen. Den Preis nahm Frau Beate Huber für die DDS in Empfang.

1. Preis Ideen Beate Huber (für die Deutsche Diabetes Stiftung) und Laudator Peter Ditzel.

Bereich Ideen aus der Apotheke.

"mediTimer – Ordnung ist das halbe Leben" , so die Idee, die eine Steigerung der Compliance zum Ziel hat, wie Apothekerin Angelika Schulten, Dortmund, ihre Idee erklärte. Der medi Timer, strukturierte Systemkästen, sollen dabei helfen, Doppel-, Nicht- und Falscheinnahmen zu vermeiden. Die Non-Compliance ist eine der "weitverbreitetsten Krankheiten". Jede Maßnahme zur Steigerung der Compliance ist Prävention. Der mediTimer besteht aus einfach strukturierten Systemkästen mit Erinnerungsfunktion und Reservefach für angebrochene Arzneimittelpackungen. Durch die "Vorsortierung" wird es dem Patienten leicht gemacht, eine ausreichende Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu erreichen. Bei der Einrichtung des Systems erhält der Patient Hilfe von seinem Apotheker. Vorher füllt der Apotheker erst anhand der Patientendaten den beiliegenden AMTS-Medikationsplan aus. Der Apotheker entscheidet auch, ob die Einrichtung eines zusätzlichen Notfall- oder Diabetikerkastens vonnöten ist. Der mediTimer ist ein durchdachtes, aber in der Handhabung simples und kostengünstiges Kastensystem in das alle Medikamente nach Anwendungs- und Einnahmezeitpunkten pro Tag für den Patienten einsortiert werden.

1. Preis Ideen Apothekerin Angelika Schulten und Laudator Manfred Krüger.

Bereich Projekte von professionellen Einrichtungen.

Den 1. Platz gewann das Projekt "Klasse2000, Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung in der Grundschule. Thomas Duprée, Geschäftsführer von Klasse2000 e.V., konnte den Preis stellvertretend entgegennehmen. Klasse 2000 ist das bundesweit größte Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung in der Grundschule. Seit 1991 hat es über 825.000 Kinder erreicht. Das Programm begleitet die Kinder von Klasse 1 bis 4 und begeistert sie für eine gesunde Lebensweise. Lehrkräfte und externe, speziell geschulte Klasse2000-Gesundheitsförderer gestalten pro Schuljahr ca. 15 Unterrichtsstunden zu den wichtigsten Gesundheitsthemen: gesund essen und trinken, bewegen und entspannen, sich selbst mögen und Freude haben, Probleme Konflikte lösen, kritisch denken und nein sagen, vor allem zu Tabak und Alkohol. Träger von Klasse2000 ist ein gemeinnütziger Verein, die Finanzierung erfolgt über Spenden in Form von Patenschaften für einzelne Klassen. Viele Apothekerinnen und Apotheker engagieren sich als Klasse2000-Paten (im vergangenen Schuljahr ca. 100 Apotheken), einige sind auch als Gesundheitsförderer für Klasse2000 tätig und gestalten Unterrichtsstunden mit den Kindern.

1. Preis Projekte (professionelle Einrichtung) Thomas Duprée von Klasse2000 e.V. und Laudatorin Cynthia Milz.

Jeweils einen 2. Platz gewannen die Landesver einigung für Gesundheit, Sachsen-Anhalt, Magdeburg, mit der Aktion "Mitgehen am Mittwoch mit ihrer Apotheke" und "Prävention bei Hochbetagten", eine Aktion des Bürgermeisters von Rödental. Die Aktion "Mitgehen am Mittwoch mit Ihrer Apotheke" ist ein Teilprojekt im Zentrum für Bewegungsförderung Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern und greift eine Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit zur Aktivierung von mehr Alltagsbewegung auf. Sie wurde zielgerichtet an Apotheken in Sachsen-Anhalt angelagert, da diese für ihre Akzeptanz und Kompetenz von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern besonders geschätzt wird. Am Projekt nahmen 82 Apotheken in ganz Sachsen-Anhalt teil. Es konnten rund 800 Bürgerinnen und Bürger zum 3000 Schritte-Rundgang gewonnen werden. Martina Kolbe konnte den Preis in Empfang nehmen.

2. Preis Projekte (professionelle Einrichtung) Martina Kolbe (li.) und Laudatorin Gabriele Regina Overwiening.

Das Projekt "Prävention bei Hochbetagten", eingereicht von Gerhard Preß, setzt sich aus mehreren Punkten zusammen:

1. Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung: Befragung aller Seniorengruppen der Stadt, wie sie sich ihre Stadt vorstellen, in der sie leben möchten und so lange wie möglich selbstständig bleiben können.

2. Häusliche Hilfen als innovative Versorgungsstruktur mit vier Bereichen: häusliche Versorgung, Wohnungssicherheit, soziale Begleitung sowie Mobilitätstraining.

3. Übungsgruppen: Kurse in Fitnessräumen mit seniorengerechten Übungsgeräten

4. Gewinnen, schulen und begleiten von Ehrenamtlichen

5. Modellprojekt Seniorenwohnkonzept: Generationenübergreifende Hausgemeinschaften

6. Aufbau eines Seniorentreffs mit zahlreichen Möglichkeiten für Gemeinschaft und Lernen

7. Subkutane Infusionen: Prävention der Exsikkose (Austrocknung)

Die Apotheke wurde eingebunden durch die Erstellung von Broschüren über Selbstmedikation bei Senioren, Information zu Fachthemen wie z. B. Inkontinenz und Einlagen, Stellen der Wochenmedikation sowie Beratung zu Neben- und Wechselwirkungen.

2. Preis Projekte (professionelle Einrichtung) Gerhard Preß und Laudatorin Gabriele Regina Overwiening.

Bereich Projekte von Apotheken.

Den 1. Preis gewann das Projekt "HIV-Beratung in der Apotheke", das Apothekerin Isolde Meyer aus München durchgeführt hat. Im Rahmen dieses Projektes wurden kurze, praxisnahe Beratungshilfen für die HIV-Beratung in der Apotheke zusammengestellt, mit dem Ziel, die Beratung der deutschen Apotheken zum Thema HIV zu optimieren. Anfängliche Zielgruppe waren nur Apotheker, danach folgte eine Weiterentwicklung in Form von Vorträgen, die Zusammenarbeit mit Ärzten und individuelle HIV-Beratung von Betroffenen in der Apotheke. Hintergrund dieses Projekts ist, dass der Apotheker vor Ort den Patienten kennt und ihn vor allem präventiv beraten kann. Wichtige Themen sind hierbei z. B. die Compliance, gesunde Ernährung, Sport, Rauchen und Vorsorgeimpfungen. Der Apotheker stellt aber auch eine Vertrauensperson dar, z. B. wenn es Schwierigkeiten mit dem Partner gibt oder bei einer beginnenden Depression.

1. Preis Projekte Apotheke Apothekerin Isolde Meyer (li.) und Laudatorin Cynthia Milz.

Den 2. Platz belegte der Qualitätszirkel Diabetes der Apothekerkammer Hamburg (Georgia Aslanidou, Kerstin Dienemann, Sibylle Fiedler, Ronald Hitz, Maja Huber, Antonie Marqwardt, Uta Simonsen) zum Thema "Beratungsfächer Diabetes". Im Rahmen der Arbeit des Qualitätszirkels Diabetes der Apothekerkammer Hamburg, entstand u. a. als Arbeitsthema die Entwicklung von Wirkstoffkarten zu den einzelnen oralen Antidiabetika. Die Wirkstoffkarten (Format 7 x 21 cm) fassen sowohl in inhaltlicher wie optisch ansprechender Form kurz und knapp die für das Apothekenteam relevanten Informationen zu oralen Antidiabetika zusammen. Die 11 Wirkstoffkarten werden ergänzt durch eine Übersichtskarte zu den Wirkstoffen und eine allgemeine Hinweiskarte. Die Karten werden durch eine Buchschraube verbunden und bilden somit den Beratungsfächer. Die Entwicklung des Beratungsfächers verfolgte mehrere Ziele: Zum einen bietet der Fächer auch den Mitarbeitern, die keine Diabetesspezialisten sind, einen schnellen Überblick über die Vielfalt der Wirkstoffe. Außerdem erleichtert der Fächer einen schnellen Vergleich einzelner Wirkstoffe, da diese farblich unterschiedlich dargestellt sind. Praxisrelevante Wirkstoffbesonderheiten sind herausgearbeitet und bewertet worden, ebenso wie Hinweise, die für alle Wirkstoffe gelten. Der Beratungsfächer bietet Anfängern einen optimalen Einstieg und Experten eine schnelle Möglichkeit Wissen aufzufrischen. Durch diese praxisrelevanten Aspekte kann der Diabetiker leichter angesprochen werden. Fragen, die sich während eines Gespräches ergeben, können mithilfe des Fächers gemeinsam geklärt werden.

2. Preis Projekte Apotheke Qualitätszirkel Diabetes der Apothekerkammer Hamburg und Laudator Mathias Arnold.

Als 3. Platz wählte die Jury "Give me five", ein Projekt von Apotheker Christian Lindinger aus Passau. Im Rahmen dieser wiederholt durchgeführten Screening-Aktion hat für Laien auf anschauliche Weise anhand von Surrogatparametern, Infoblättern, kleinen Ratgebern, Leihvideos bzw. mittels eines selbst konzipierten Vortrags eine Sensibilisierung für das Thema "(Herz) gesunde Lebensweise" stattgefunden. Der jeweilige Klient hat Informationen und Anregungen bekommen, wie er, betreut durch seine Apotheke, Eigenver antwortung übernehmen konnte und kann. Eine sehr wichtige Zielsetzung war die Aufklärung ohne erhobenen Zeigefinger. Gleichzeitig wurde dem Interessenten vermittelt, dass die in dieser Aktion ermittelten Werte lediglich eine gewisse Aussagekraft hinsichtlich eines eventuell bestehenden Risikos, z. B. an einer KHK zu erkranken, besitzen. Natürlich wurde nicht versäumt, den Kunden erforderlichenfalls zum jeweiligen Arzt zu schicken.

3. Preis Projekte Apotheke Apotheker Christian Lindinger (li.) und Laudator Mathias Arnold.

Sonderkategorie Kooperation Arzt/Apotheker.

Den 1. Platz erhielt die "Laufgruppe fit für 5 km" von Jutta Doebel und Dr. Heinz-Albert Brüne, Erfstadt. Im März 2009 gründete die Inhaberin der "Apotheke im Erftstadt Center" gemeinsam mit dem in Erftstadt niedergelassenen Internisten und Sportmediziner die Laufgruppe mit dem Namen "Fit für fünf km". Ziel des Projektes ist es, Patienten im Rahmen eines von den Krankenkassen zertifizierten Präventionsprogrammes die Möglichkeit zur gesundheitsfördernden Bewegung innerhalb einer Laufgruppe anbieten zu können. Neben gesunden Menschen (Sportmedizinische Vorsorgeuntersuchung) nehmen auch Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen wie leichten Behinderungen, Herz-Kreislauf-Störungen, leichtem Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht teil. Einige Teilnehmer sind in ihrem Leben noch nie richtig gelaufen und schafften es zu Beginn des Trainings nicht, eine Distanz von 200 m weit zu laufen! Durch die Anwesenheit von Arzt und Apotheker fühlen sich die Teilnehmer in der Laufgruppe sicher. Der Erfolg des Projekts lässt sich an der Anzahl der Teilnehmer und dem Ergebnis messen. Bisher schafften es alle Kursteilnehmer am Ende des Kurses die Strecke von 5 km durchzulaufen.

1. Preis Sonderkategorie Kooperation Arzt/Apotheker Jutta Doebel (2.v.li.). Außerdem im Bild (v.li.): Michael Höhenberger, Jutta Rewitzer, Dr. Heidemarie Lux.

Den 2. Platz (ohne Preis) belegte die Teddyklinik Regensburg, ein Projekt der Fachschaften Pharmazie und Medizin Universität Regensburg. Seit 2005 findet jährlich in einer Kooperation von Medizin-, Pharmazie- und Zahnmedizinstudenten dieses Projekt statt, bei dem bis zu 1000 Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren in einem simulierten Krankenhaus als "Teddyeltern" ihrer erkrankten Kuscheltiere einen Arztbesuch aus einer anderen Perspektive erleben. Als "Teddydocs" kommen Medizinstudenten zum Einsatz. Pharmaziestudenten besetzen eine Apotheke und bieten in einem Aktionszelt darüber hinaus spielerische Erlebnismöglichkeiten. Zahnmedizinstudenten kümmern sich um die orale Hygiene der kleinen, haarigen oder auch glitschigen Patienten. In der "Teddy schule" können die Kinder beim "Verrückten Professor" ihr erworbenes Wissen noch einmal austauschen. Dahinter steckt die Idee, die Sensibilisierung für Gesundheit und Krankheit im Rahmen der Teddyklinik bereits von klein auf zu verfolgen und durch Verständnisvermittlung einen Beitrag zur Gesundheitsaufklärung zu leisten. Einhergehend damit soll der Angst der Kinder vor den "Weißkitteln" entgegengetreten werden.

Auf den 3. Platz (ohne Preis) wurden die Pasinger Gesundheitstage (eingereicht von Robert Scheerer, München) gewählt. Das Projekt, mitinitiiert von Apotheker Martin Dürrfeld, München, beinhaltet Präventionsangebote durch Screenings und Vorträge in Zusammenarbeit mit Apotheken, Ärzten und Kliniken im Kernbereich des Stadtteils Pasing in München. Dabei wirken vier Apotheken im Pasinger Gesundheitsforum als ausführende ARGE mit dem Praxisnetz München-West und Umgebung, dem Pasinger Krankenhaus, dem Pasinger Infertilisationszentrum, dem Lebercentrum München der LMU GK Großhadern, den Praxen, mit der Diabetiker-Selbsthilfegruppe von Dr. Straube und einem Fitnesspark mit Rehabilitationsabteilung sowie weitere Gesundheitsdienstleister zusammen.

Fotos: DAZ/Schelbert

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