DAZ aktuell

Neues Jahr – neue Notdienstregelung

BERLIN (jz). Zum neuen Jahr startet in Westfalen-Lippe das über ein Jahr entwickelte neue Notdienstsystem: Aus 95 autark organisierten Bezirken entsteht dann ein von der Apothekerkammer erarbeitetes, programmgesteuertes Notdienstsystem, das die bisherigen Bezirke auflöst. Die Kammer will damit eine bedarfsgerechte, flächendeckende Versorgung erreichen – aber auch die derzeit ungleiche Belastung der Apotheken besser verteilen.

Bisher sei die Schere sehr weit auseinandergegangen, erklärte Stefan Lammers von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe gegenüber der DAZ. Apotheken in der Stadt und auf dem Land waren im Verhältnis eins zu drei betroffen: Apotheken in der Stadt sind dreimal weniger für den Notdienst eingeteilt als Apotheken in ländlichen Gebieten. Das soll mit der neuen Regelung ebenfalls etwas besser werden, so Lammers.

Die Apothekerkammer entwickelte über ein Jahr ein Programm, das mit Parametern und den entsprechenden Geodaten der Apotheken gefüttert wurde. Es wurden außerdem "komplexe Überprüfungsmechanismen" eingearbeitet, die zu weite Distanzen für die Kunden verhindern sollen. Die dafür eingearbeiteten maximal zulässigen Entfernungen variieren je nach Gebiet – im städtischen Bereich sind dies 10 Kilometer, im mittelstädtischen 16 Kilometer und im ländlichen 25 Kilometer. "Diese Zahlen galten auch bisher schon", so Lammers, "allerdings eben nur innerhalb eines Notdienst-Bezirks".

Weil die neue Planung diese Bezirksgrenzen nicht mehr kennt, sondern sich rein am jeweiligen Standort orientiert, kann es ab Januar 2012 durchaus sein, dass ein Kunde zu einer Apotheke im Nachbarort fahren muss, bestätigte Lammers. Das geschieht ihm zufolge allerdings nur dann, wenn die Apotheke im Nachbarort kilometermäßig näher ist als die nächste Apotheke innerhalb des Ortes. Die Wege werden somit nicht weiter, sondern nur anders.

Auch wenn das neue System erst im neuen Jahr startet, wurden die westfälisch-lippischen Apotheker über die neue Regelung bereits informiert und verfügen daher schon jetzt über die konkreten standortbezogenen Notdienstpläne für das kommende Jahr. Einige äußerten leisen Unmut, weil laut neuem Plan einige Städte an manchen Tagen im Jahr gänzlich unbesetzt sind – beispielsweise die rund 100.000-Einwohner-Stadt Gütersloh. Susanne Gehring, Apothekerin in Gütersloh und Apotheken-Sprecherin im Kreis Gütersloh, schlug daher vor, an den nicht besetzten Sonn- und Feiertagen jeweils einen zusätzlichen Dienst in der Kernzeit anzubieten.

Lammers sagte gegenüber der DAZ, man habe sich mit Frau Gehring darauf geeinigt, dem neuen System, so wie es jetzt ist – und ohne zusätzliche Dienste – eine Chance zu geben. Sollte sich herausstellen, dass sich die Situation in manchen Kreisen oder Städten tatsächlich problematisch entwickelt, sei ein Nachjustieren des Programmes natürlich möglich. Am neuen System wird indes konstant weiter gearbeitet, um die bestmögliche, bedarfsgerechte Lösung zu finden, versicherte Lammers. Laufend werden Daten gesammelt und aufgearbeitet und fließen bereits in die Planung für das Jahr 2013 ein.



DAZ 2011, Nr. 47, S. 36

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