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Not lindern in Kenia

MÜNCHEN (gg). Im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab sind die Menschen aus Somalia vor dem Bürgerkrieg sicher, aber sie leiden große Not. Hunger, Unterernährung und Krankheit herrschen auch außerhalb des riesigen Lagers. Die Hilfsorganisation "Apotheker Helfen e. V." besuchte Dadaab sowie Krankenhäuser und Ernährungscamps in Kenia.
Foto: G. Gensthaler
Ankunft der Hilfesendung für das Kenyatta-Hospital (v. l.): Mohamed Hussein Gabbow, Minister für spez. Programme der Kenianischen Regierung, Michael Hasenau, Ständige Vertreter der Deutschen Botschaft in Nairobi, Hans Glagow, Lufthansa Cargo, Frank Franke, Präsident von Luftfahrt-ohne-Grenzen, Dr. Gerhard Gensthaler, Geschäftsführer von Apotheker Helfen e. V.

"Wir haben unbeschreibliches Elend gesehen", fasst Dr. Gerhard Gensthaler, Geschäftsführer von Apotheker Helfen e. V., seine Eindrücke zusammen. Eine Woche lang reiste der Apotheker Mitte September mit Vertretern der humanitären Hilfsorganisation "Luftfahrt ohne Grenzen e. V." durch Kenia, um den Bedarf vor Ort zu prüfen und die nächsten Hilfsaktionen vorzubereiten. "Zudem konnten wir unser Netzwerk mit internationalen Kooperationspartnern stärken und ausbauen."

Erste Station war das Kenyatta Hospital in der kenianischen Hauptstadt. Hier werden die Brandopfer der Pipeline-Explosion versorgt, die kurz zuvor den Sinai-Slum in Nairobi verwüstet und Hunderte von Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt hatte. Das Apothekerhilfswerk stellte gemeinsam mit der Deutschen Botschaft Medikamente und spezielles Verbandmaterial im Wert von etwa 20.000 Euro für die in Intensivbehandlung befindlichen Brandopfer zur Verfügung.

60 Tonnen Hilfsgüter

Mit dem zweiten Hilfsflug von Luftfahrt ohne Grenzen kamen rund 60 Tonnen Hilfsgüter nach Nairobi. Sie enthielten große Mengen von Nahrungsmitteln wie Pflanzenöl, Mehl und Trockengebäck, aber auch Decken und Zelte. Mit an Bord: etwa zwei Tonnen Medikamente, drei Tonnen Plumby Nuts (Spezialnahrung für unterernährte Kinder) und fünf Tonnen Infusionslösungen, gespendet von Apotheker Helfen.

Vertreter der Deutschen Botschaft in Nairobi sowie Repräsentanten der kenianischen Regierung, an ihrer Spitze der stellvertretende Minister für Spezielle Programme, Mohamed Hussein Gabbow, nahmen die Hilfssendung am Flugfeld in Empfang. In Zusammenarbeit mit dem International Medical Corps (IMC) wurden diese dann nach Dadaab und in einige Ernährungs-Camps (Nutrition Camps) gebracht.

Flüchtlingselend in Dadaab

Mit einer Sondergenehmigung der kenianischen Regierung konnte Gensthaler mit einem UN-Flug auch in das Lager Dadaab fliegen. Hier sind derzeit mehr als 450.000 Flüchtlinge aus Somalia untergebracht. "Alle Hilfslieferungen werden hier dringend gebraucht, da sich die Hungersnot in Ostafrika nach Expertenaussagen weiter zuspitzen wird", sagt Gensthaler. Mit einem Ende des Flüchtlingsstroms sei nicht zu rechnen. Derzeit werden täglich etwa 1000 Menschen nach Dadaab eingelassen. Vor den Toren warten mehrere Zehntausend auf die Registrierung und damit auf den Zugang zu den Flüchtlingslagern. "Es herrscht jetzt schon unglaubliches Elend. Frauen und Kleinkinder sind besonders gefährdet."

Apotheker Helfen kooperiert mit dem Hospital der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Dadaab. Zusammen mit I.S.A.R. Germany wurden dringend benötigte Medikamenten und medizinische Geräte geliefert. Ziel ist vor allem die Versorgung von traumatisierten Frauen und stark unterernährten Kindern. Jetzt soll ein im Bau befindliches Hospital des IMC ebenfalls mit Medikamenten ausgestattet werden.

"Wir stehen regelmäßig in Mail- und Telefonkontakt mit den Ärzten, um frühzeitig auf die verschiedenen Erkrankungen reagieren zu können", sagt Gensthaler. Durchfall, Bronchialerkrankungen und Hautkrankheiten plagen viele Flüchtlinge. Ein Ausbruch von Masern konnte ebenso eingedämmt werden wie vereinzeltes Auftreten von Cholera und Dengue-Fieber.


Foto: G. Gensthaler
Es fehlt an allem Mehr als 450.000 Flüchtlinge sind derzeit in Dadaab untergebracht. Und vor dem Toren des Lagers warten mehrere Zehntausend auf die Registrierung.

Hunger und kaum Wasser

Schwere Unterernährung trafen die Helfer auch in ländlichen Gebieten Kenias an, in denen die Dürre fast alle Felder und Tiere vernichtet hat. Viele Brunnen sind versiegt, Trinkwasser ist extrem knapp. "Nachts hatte es ein bisschen geregnet. Wir sahen Menschen und Tiere, die aus Pfützen auf der Straße getrunken haben", schildert Gensthaler.

Viele Mütter und Kinder sind unterernährt. In Nutrition Camps, die Apotheker Helfen e. V. zusammen mit dem IMC betreut, werden Kinder im Alter von sechs Wochen bis drei Jahren in einem speziellen Programm betreut. Sie erhalten medizinische Versorgung und Zusatznahrung, meist Plumby Nuts, da dieses verzehrsfertig abgepackt ist. Die Mutter braucht also weder Wasser noch Brennholz für die Zubereitung. "Der Ernährungszustand der Kinder wird nach dem Umfang des linken Oberarms bewertet", berichtet Gensthaler. Dieser entscheide, ob das Kind weiter in dem Programm ernährt werden kann oder einem anderen, noch schwächeren Kind Platz machen muss. Eine schwere Entscheidung für alle Helfer vor Ort.

Spendenkonto


Apotheker Helfen e. V. wird sein Engagement in Kenia zusammen mit Luftfahrt ohne Grenzen und dem IMC weiter ausbauen. Hierzu bitten wir dringend um Ihre Spende:

Apotheker Helfen e. V.

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

Konto 4 793 765

BLZ 300 606 01



DAZ 2011, Nr. 42, S. 36

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