Neuer Online-Masterstudiengang in Klinischer Pharmazie

Haben wir nicht alle nach abgeschlossenem Pharmaziestudium die gleichen Erfahrungen gemacht? Als Pharmaziepraktikant wird man das erste Mal mit einem Patienten konfrontiert und kommt sich dabei vor, als könne man das ganze Wissen, das man sich über vier Jahre angeeignet hat, nicht anwenden. Wie baut man ein Beratungsgespräch auf? Wie erkennt man Interaktionen? Welche Fragen sollte man dem Patienten stellen? Was sollte man ihm mit auf den Weg geben? Speziell darin werden amerikanische Pharmaziestudenten schon sehr früh ausgebildet. Während deutsche Pharmaziestudenten Stunden im Labor stehen, Arzneistoffe synthetisieren oder Nachweise durchführen, trainieren amerikanische Studenten Beratungsgespräche mit ihren Professoren in der Rolle des Patienten. Sie lernen somit schon frühzeitig arzneimittelbezogene Probleme wie Überdosierungen, Interaktionen und Falscheinnahmen zu erkennen. Klinische Pharmazie heißt Patienten-orientierte Pharmazie. Aufgrund der guten Ausbildung in der Patientenversorgung und der engen Zusammenarbeit mit der Medizin sind die Einsatzgebiete amerikanischer Apotheker sehr vielseitig. Sie begleiten Ärzte auf ihrer Visite im Krankenhaus und sind durch ihre klinischen Fachkenntnisse in der Lage, die Medikation mitzubestimmen und Ärzte auf mögliche Interventionen hinzuweisen. Zu ihren Verantwortungen gehören unter anderem das Anpassen von Dosierungen anhand von Blutspiegeln, das sogenannten Drug Level Monitoring. Die University of Florida hat diese Aspekte in die Ausbildung integriert und stellt ihr neues Online-Masterprogramm mit dem Schwerpunkt in Klinischer Pharmazie nun auch international vor. Dieses zweijährige Programm bietet Pharmazeuten nach dem 2. Staatsexamen eine gute Gelegenheit, von ihrem Standort aus ihre klinischen Pharmaziekenntnisse und somit ihre Berufschancen im Bereich der Patientenversorgung zu verbessern. Fernunterricht, das sogenannte Distance Learning, gehört in den USA zum Stundenplan eines jeden Studenten. Die Universität in Gainesville verzeichnet große Erfolge im Unterrichten über das Internet. Das College of Pharmacy stellt Vorlesungen für Studenten von anderen Standorten bereit, die nicht vor Ort angeboten werden. Im Masterstudiengang erfolgt die Ausbildung mithilfe von Online-Lehrmaterial, wobei dieses nach eigenem Lerntempo und Zeitplan angesehen werden kann. Der Online-Zugriff auf die Universitätsbibliothek erleichtert das Bearbeiten von Hausaufgaben und Fallbeispielen. Es kann mit einem Zeitaufwand von ca. zehn Wochenstunden gerechnet werden. Die Teilnehmer "treffen" sich einmal wöchentlich mit Kommilitonen und regelmäßig mit ihren Professoren in einem Online-Klassenraum. Dann können Fragen direkt gestellt und diskutiert werden. Das Programm erstreckt sich über sechs Trimester mit je 16 Wochen und deckt alle wichtigen Gebiete der Klinischen Pharmazie ab: Grundlagen der Klinischen Pharmazie inklusive Pharmakokinetik, Pharmakotherapie, Infektionskrankheiten, renale und gastrointestinale Dysfunktionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, endokrinologische und rheumatische Erkrankungen, neurologische Störungen und Krebserkrankungen. Zwei vierwöchige Praktika, die entweder zu Hause oder auch in den USA absolviert werden können, bieten den Teilnehmern eine gute Chance, Patientengespräche zu führen, Patientendaten auszuwerten, einen Therapieplan zu erstellen und klinisch relevante Interventionen zu dokumentieren. Das Masterprogramm wird durch eine Abschlussklausur im letzten Trimester beendet. Voraussetzungen für das Online-Masterprogramm sind ein abgeschlossenes Pharmaziestudium (bestandenes 2. Staatsexamen) sowie angemessene Ergebnisse in GRE (Graduate Record Examination, amerikanischer Aufnahmetest) und TOEFL (Test of English as a Foreign Language, Sprachtest). Ein Einstieg in das Masterprogramm wird dreimal jährlich angeboten. Die erste Bewerbungsfrist für Januar 2012 ist der 15. November 2011. Weitere Bewerbungsfristen und Informationen finden Interessierte unter http://online.cop.ufl.edu/clinicalpharmacy.

Eva Kremser, Gainesville, Florida

DAZ 2011, Nr. 42, S. 94