Arzneimittel und Therapie

Informationsquellen für die öffentliche Apotheke

Wie sucht man Information und wie bewertet man Information? Nützliche Hinweise und Hintergrundinformationen wurden beim 2. ADKA-Kongress für Arzneimittelinformation in Köln vermittelt.
Die Rote Liste allein reicht oft nicht mehr aus, um Fragen zu Arzneistoffen und Anfragen von Kunden schnell und richtig zu beantworten. Bei der Informationsflut aus dem Internet sind Glaubwürdigkeit, Genauigkeit, Autorenschaft, Objektivität, Aktualität und Ausrichtung zu überprüfen!   Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com

Bei einer ständig anwachsenden Daten- und Informationsflut wird das Finden und Werten einer Information immer schwieriger, zumal im Apothekenalltag nicht unbegrenzt Zeit zur Verfügung steht. Um die Suche nach einer bestimmten Information möglichst effektiv zu gestalten, sollte man vorab den Inhalt der Frage und den Wunsch des Fragenden überdenken. Was will der Fragende und welche Informationsquelle bietet sich an? Es hat sich bewährt, für bestimmte Themengebiete wie etwa neue Arzneimittel, unerwünschte Wirkungen und Interaktionen, Nahrungsergänzungsmittel, Alternativmedizin, Schwangerschaft und Stillzeit, Arzneimittel für Kinder etc. bestimmte "Favoriten" (deren Aufbau, Umfang, Aussagekraft etc. bekannt sind) zu konsultieren und nicht wahllos im Uferlosen zu navigieren. Mit einigen wenigen validen Quellen lässt sich die Mehrzahl der Fragen innerhalb kurzer Zeit beantworten. Bei umfangreichen oder komplexen Recherchen, die nicht durch die Konsultation einiger wenige Werke bzw. Datenbank- oder Internetadressen zum Ziel führen, sollte die Suche in einem kurzen Protokoll festgehalten werden.


Empfehlungen zur Informationsrecherche


  • Mut zur Beschränkung
  • wenig oder nichts ist besser als irgendetwas
  • bei aufwendigen Recherchen Anfertigen eines Suchpfads
  • Wertung komplexer Information nach dem Vier-Augen-Prinzip

Bewertung von Informationsquellen

Die Qualität einer Informationsquelle kann nach verschiedenen Kriterien eingeschätzt werden. Studienergebnisse müssen genau gelesen werden, um zwischen ähnlichen, im Einzelfall aber unterschiedlichen Parametern zu unterscheiden. Hierzu einige Beispiele: Wird das relative oder das absolute Risiko aufgeführt? Handelt es sich um einen Vergleich mit einem Placebo oder mit dem Therapiestandard? Welchen Evidenzgrad besitzt die Studie? Wird von einer statistischen oder einer klinischen Relevanz gesprochen?


Hinweise auf unseriöse Informationen


  • Werbung mit nebenwirkungsfreier Therapie
  • Erfolgsgarantie
  • vielseitige Wirkung
  • exotische Herkunft
  • Hinweis "besser als Schulmedizin"
  • Erfahrungsberichte als Wirksamkeitsbelege
  • Personenkult um den Behandler
  • Betonung auf "Ausgleich von Mängeln in der Ernährung"


Bei Informationen aus dem Internet sind Glaubwürdigkeit, Genauigkeit, Autorenschaft, Objektivität, Aktualität und Ausrichtung zu überprüfen. Die Frage "wer steckt dahinter?" kann durch Abfragen des öffentlich zugänglichen Hintergrundes einer Domain erfolgen (Beispiele: www.allwhois.com, www.info.info/whois, www.denic.de, www.switch.ch). Eine Möglichkeit zur Eingrenzung der Information auf transparente, glaubwürdige Angaben ist die Verwendung eines Filters. Am bekanntesten ist die Suche nach Seiten mit einem HON-Code (www.hon.ch/HONcode/German).


Website-Check für valide Informationen


  • Von wem stammt das Angebot?
  • Wer finanziert die Website?
  • Wie seriös ist der Inhalt dargestellt?
  • Wer hat die Information erstellt?
  • Gibt es besondere Qualitätsmerkmale des Angebots?
  • Wann wurde die Information erstellt bzw. aktualisiert?
  • Welche wissenschaftlichen Nachweise belegen die Angaben?

Valide Informationen zu Nahrungsergänzungsmittel

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist unüberschaubar. Der jährliche Umsatz wird auf 766 Millionen Euro geschätzt und pro Jahr drängen rund 5000 neue Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt, deren Nutzen für den Verbraucher in den meisten Fällen bezweifelt werden muss. Wie und wo verschafft man sich einen ersten Überblick und filtert im Vorfeld unseriöse Informationen aus? Bestimmte Kriterien (siehe Kasten "Hinweise") deuten auf unseriöse Angaben hin, die nicht weiter verfolgt werden müssen. Eine weitere Möglichkeit zur Selektion ist das Eingrenzen der Informationen mithilfe eines Filters (z. B. Gütesiegel HON-Code) Für die gezielte Recherche bieten sich dann mehrere Quellen an (Auswahl):

  • www.minerba.de (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH); die Mikronährstoff-Produktdatenbank enthält Einträge zu rund 4600 Nahrungsergänzungsmitteln, ergänzenden bilanzierten Diäten, diätetischen Lebensmitteln und peroralen Medizinprodukten.
  • Amino Datenbank; Zugang über die Internet-Seite der Landesapothekerkammern; sie gibt über Nahrungsergänzungsmittel und Randprodukte sowie über die Verkehrsfähigkeit eines Produktes Auskunft.
  • www.gutepillen-schlechtepillen.de; hinter dieser Datenbank steht ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Zeitschriften (arzneimittelbrief, arzneitelegramm, Pharma-Brief und Arzneiverordnung in der Praxis). Bestimmte Artikel sind nur für Abonnenten zugänglich, für Nicht-Abonnenten sind alle Artikel frei zugänglich, die älter als zwei Jahre sind. Ferner sind bestimmte Rubriken wie "Gepantschtes" und "Werbung-Aufgepasst!" frei zugänglich.


Informationsmöglichkeiten im Internet


Im Folgenden sind einige wenige Informationsmöglichkeiten im Internet angegeben. Umfangreiche Zusammenstellungen sind u. a. in der BAK-Leitlinie "Arzneimittelinformation in der Apotheke" (Kommentar) sowie im Kammerhandbuch der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg aufgeführt.

Literaturdatenbanken


Neue Arzneimittel, unerwünschte Wirkungen und Interaktionen


Schwangerschaft und Stillzeit



Quelle

Nach Vorträgen von Dr. Ralf Goebel, Berlin, und Dr. Sonja Mayer, München; 2. Kongress für Arzneimittelinformation, Köln, 14. und 15. Januar 2011.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 4, S. 49

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.