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Arzneimittel und Therapie
Neue Erkenntnisse zu Remodeling bei Asthma
Beim Remodeling kommt es unter anderem zu einer Erhöhung der Zahl schleimproduzierender Epithelzellen und zum Anstieg der Vaskularisierung. Elastische Fasern werden zunehmend durch Kollagenfasern ersetzt, wodurch sich die Bronchialwände verdicken. Diese und weitere Umbauprozesse führen dazu, dass sich die Lungenfunktion immer weiter verschlechtert. Die Ursachen dafür sind jedoch noch nicht genau bekannt. Sie aufzuklären könnte dazu beitragen, das Therapiemanagement des Asthma bronchiale zu verbessern.
Studie untersucht Einfluss der Bronchokonstriktion
In die prospektive, randomisierte kontrollierte Studie wurden 48 Patienten (mittleres Alter 23 Jahre) mit mildem atopischen Asthma (positiver Prick-Test auf Hausstaubmilbenkot) eingeschlossen. Sie wurden in zwei Interventions- und zwei Kontrollgruppen eingeteilt. Die Teilnehmer der ersten Interventionsgruppe inhalierten ein Hausstauballergen, die der zweiten den Bronchokonstriktor Metacholin, jeweils dreimal im Intervall von 48 Stunden. Im gleichen Intervall wurde in der ersten Kontrollgruppe Kochsalzlösung inhaliert, in der zweiten das Beta-2-Sympathomimetikum Salbutamol, gefolgt von Metacholin. Durch das Mitführen dieser Kontrollgruppe sollten spezifische Metacholin-Effekte (außer Bronchokonstriktion) ausgeschlossen werden. Nach der jeweiligen Inhalation wurden in festgelegten Intervallen bis zehn Stunden nach der letzten Anwendung die FEV1 -Werte (forcierte Einsekundenkapazität) ermittelt. Zusätzliche bronchienerweiternde Medikamente waren nicht erlaubt. Die Asthmasymptome wurden in Tagebüchern dokumentiert. Primärer Endpunkt der Studie war das Ausmaß des Remodelings. Mittels Bronchoskopie und Untersuchung der bronchoalveolären Spülflüssigkeit wurden dafür Parameter wie die subepitheliale Kollagenschicht-Dicke, die Expression des Wachstumsfaktors TGFβ oder das Proliferationsmarker-Protein Ki-67 bestimmt.
Ergebnisse der Studie
In beiden Interventionsgruppen wurde ein signifikantes Remodeling der Atemwege beobachtet, jedoch nicht in den Kontrollgruppen. Auch bezüglich der in den Asthmatagebüchern dokumentierten Symptome zeigten sich keine Unterschiede bei den Behandlungsgruppen. Die FEV1 nahm in der Allergengruppe um 21% ± 7,6% ab, in der Metacholingruppe um 22% ± 7,4%. Die Kochsalz-Inhalationen waren nicht mit FEV1 -Veränderungen verbunden. Eine Salbutamol-Vorbehandlung vor der Metacholin-Applikation erhöhte den Basis-FEV1 -Wert signifikant (p < 0,001) und verhinderte die Bronchokonstiktion nach Metacholingabe.
Die Autoren ziehen aus diesen Ergebnissen die Schlussfolgerung, dass nicht nur entzündliche Prozesse, sondern auch wiederholte Bronchokonstriktionen das Remodeling der Atemwege vorantreiben können. Wenn auch die Zahl der Studienteilnehmer gering und der Beobachtungszeitraum kurz war, so könnten diese Ergebnisse dennoch dazu anregen, das Therapiemanagement bei Asthmapatienten zu überdenken. Bisher liegt ein Schwerpunkt der Empfehlungen der entsprechenden Leitlinien in der Kontrolle der Inflammation durch Gabe inhalativer Glucocorticoide. Kommentatoren der Studie regen unter anderem an zu prüfen, ob die Beobachtungen aus diesen Untersuchungen auch auf andere Asthmaformen und -schweregrade oder sogar auf Patienten ohne Asthma (z. B. mit chronischem Husten) übertragen werden können.
Quelle Grainge, CL, et al.: Effect of bronchoconstriction on airway remodeling in asthma. N Engl J Med 364: 2006 – 2015 (2011).Tschumperlin, DJ: Physical forces and Airway remodeling in asthma. N Engl J Med 364: 2058 – 2059 (2011).
Apothekerin Dr. Claudia Bruhn
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