Ernährung aktuell

Neuer Patienten-Leitfaden zu Vitamin-D-Mangel

Die US-amerikanische endokrinologische Gesellschaft hat aktuell einen neuen Patienten-Leitfaden veröffentlicht, der sich mit dem Thema "Vitamin-D-Mangel – Risikogruppen und Folgen" beschäftigt.

Vitamin-D3 ist ein Secosteroid, das durch Hydroxylierung über die Zwischenstufe 25-Hydroxy-Vitamin-D3 (Calcidiol) in die biologisch aktive Form, das 1,25-Dihydroxy-Vitamin-D3 (Calcitriol), überführt wird. Diese aktive Form wird auch als Vitamin-D-Hormon bezeichnet, das seine physiologische Wirkung durch Bindung an Vitamin-D-Rezeptoren ausübt, die in zahlreichen Geweben vorkommen.

Vitamin D spielt bekanntlich eine wichtige Rolle für die Integrität und Gesundheit der Knochen. Die Absorption und ossäre Verwertung von Calcium wird durch Vitamin D verbessert. Der überwiegende Anteil des Vitamin-D-Bedarfs wird in der Haut über die Einwirkung von Sonnenlicht gebildet. Nahrungsmittel enthalten dagegen nur geringe Mengen an Vitamin D, daher sind einige Lebensmittel in den USA und Kanada mit Vitamin D angereichert. Trotzdem bekommen weite Bevölkerungsgruppen nicht genug von diesem wichtigen Vitamin, sei es altersbedingt durch eine abnehmende Fähigkeit der Haut mit Hilfe von Sonnenlicht Vitamin D zu bilden oder sei es durch die häufige Verwendung von Cremes mit Lichtschutzfaktoren.

Gesundheitliche Folgen des Vitamin-D-Mangels

Ein Mangel an Vitamin D3 hat vor allem Auswirkungen auf den Calcium- und Knochenstoffwechsel und ist mit einer Abnahme der Knochendichte, vermehrten Knochenfrakturen sowie Muskelschwäche verbunden.

Schwerer Vitamin-D-Mangel kann bei Kindern Rachitis und bei Erwachsenen eine Osteomalazie auslösen. Nach aktuellen Erkenntnissen könnte ein Vitamin-D-Mangel auch die Entstehung chronischer Erkrankungen, darunter Autoimmunerkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs, begünstigen.

Begünstigende Faktoren für den Vitamin-D-Mangel

Eine Reihe von gesundheitlichen Problemen gehen mit einem erhöhten Risiko für Vitamin-D-Mangel einher. Bei diesen Faktoren sollte der Vitamin-D-Status labormedizinischen kontrolliert werden:

  • Osteoporose

  • Leber- und Nierenerkrankungen

  • Malabsorption (z. B. Morbus Crohn, Mukoviszidose)

  • Hyperparathyreoidismus

  • Sarkoidose, Tuberkulose, Histoplasmose und andere granulomatöse Erkrankungen

  • Lymphome


Weitere Risikofaktoren für einen Vitamin-D-Mangel sind:

  • Dunkle Haut

  • Schwangerschaft, Stillzeit

  • Medikamente, z. B. Cholestyramin, Antiepileptika, Corticoide, Virusstatika

  • Häufige Stürze bei älteren Personen

  • Adipositas

Vitamin-D-Mangel feststellen

Der Vitamin-D-Status kann beim Hausarzt über die labormedizinische Messung des 25-Hydroxy-Vitamin D im Serum erfasst werden. Ein Serumspiegel von < 20 ng/ml weist auf einen Mangel hin. Vitamin D sollte dann gezielt in Form von Supplementen eingenommen werden. Die Dosierung ist vor allem vom Alter und der Schwere des Vitamin-D-Mangels abhängig. Das Ziel der Vitamin-D-Therapie sollte ein 25-Hydroxy-Vitamin D Serumspiegel von > 30 ng/ml sein. Der Arzt wird häufig nach einem Behandlungszeitraum von etwa sechs bis acht Wochen die Dosierung anpassen.

Die Vitamin-D-Therapie ist in der Regel sehr sicher. Patienten mit einer chronischen granulomatösen Erkrankung und einige Patienten mit Lymphom können in seltenen Fällen unter der Vitamin-D-Therapie zu hohe Calciumspiegel im Blut entwickeln. Eine enge regelmäßige Kontrolle des Vitamin-D-Status kann diese Probleme vermeiden.

Wie viel Vitamin D brauchen wir?

Das US-amerikanische Institut of Medicine hat im Jahr 2010 neue tägliche Zufuhrempfehlungen (RDAs) für Kinder und Erwachsene herausgegeben. Jedoch können einige Personengruppen trotzdem einen höheren Bedarf an Vitamin D aufweisen. Die US-amerikanische endokrinologische Gesellschaft hat daher ihre Zufuhrempfehlungen entsprechend angepasst (siehe Tabelle).

Zufuhrempfehlungen in den USA für Vitamin D

Alter
Allgemeinbevölkerung1
Risikogruppen für
Vitamin-D-Mangel2
RDA
(IE/Tag)
Obergrenze
(IE/Tag)
RDA
(IE/Tag)
Obergrenze
(IE/Tag)
Säuglinge und Kinder
0 – 6 Monate
1000
400 – 1000
2000
6 – 12 Monate
1500
400 – 1000
2000
1 – 3 Jahre
600
2500
600 – 1000
4000
4 – 8 Jahre
600
3000
600 – 1000
4000
9 – 18 Jahre
600
4000
600 – 1000
4000
Erwachsene
19 – 70 Jahre
600
4000
1500 – 2000
10.000
> 70 Jahre
800
4000
1500 – 2000
10.000
Schwangere und Stillende
14 – 18 Jahre
600
4000
600 – 1000
4000
19 – 50 Jahre
600
4000
1500 – 2000
10.000

1 Empfehlung vom Institute of Medicine aus dem Jahr 2010 

2 Empfehlung der Endocrine Society, Juli 2011 1 IE Vitamin D entspricht 0,025 µg Vitamin D3

Kann man Vitamin D überdosieren?

Eine Überdosierung ist möglich, wenn die tägliche sichere Zufuhr (Upper safe limit) überschritten wird. Es ist daher wichtig, die Vitamin-D-Menge einzuhalten, die vom Arzt empfohlen wurde. Zu viel Vitamin D kann Calciumablagerungen, Übelkeit, Erbrechen, gesteigertes Durstgefühl, erhöhten Harndrang, Schwäche und Nierenversagen auslösen.


Apotheker Uwe Gröber


Literaturtipp


Unser tägliches Leben findet meist in geschlossenen Räumen statt. Sei es zu Hause oder bei der Arbeit. Aufgrund der geografischen Lage hat Deutschland keinen Platz an der Sonne, die Folge ist eine Unterversorgung mit Vitamin D. Neue wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass mit einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung vielen Krankheiten wie grippalen Infekten und selbst Krebserkrankungen wie Darm- und Brustkrebs vorgebeugt werden kann. Die Ansprechrate von Arzneimitteln bei einer Krebstherapie wird verbessert, Nebenwirkungen werden verringert. Vitamin D senkt den Blutdruck und kann eine Hypertonie-Behandlung sinnvoll unterstützen.

Klären Sie auf! Und verhelfen Sie mit dem Multitalent Vitamin D und einer gezielten Vitamin-D-Supplementierung vielen Patienten zu mehr Lebensqualität!


Gröber, U, Kisters, K

Vitamin D: Die Heilkraft des Sonnenvitamins.

Ein Patientenratgeber.

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2011.


Dieses Buch können Sie einfach und schnell bestellen unter der Postadresse:

Deutscher Apotheker Verlag, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart

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DAZ 2011, Nr. 29, S. 67

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