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Arzneimittel und Therapie
COX-2-Hemmer zur Lungenkrebs-Prophylaxe?
95% aller Patienten mit Bronchialkarzinom sind Raucher. Nach Schätzungen der WHO werden in diesem Jahrhundert etwa eine Milliarde Menschen aufgrund des Tabakrauchens sterben. In Deutschland wurden 2008 rund 5,2% aller Sterbefälle auf für Raucher symptomatische Krebserkrankungen zurückgeführt. Allein Lungenkrebs forderte mehr als 42.000 Todesopfer, darüber hinaus nahezu 2000 Patienten infolge weiterer Krebserkrankungen, die auf den Konsum von Tabak zurückgeführt werden konnten. 30 bis 40 Jahre nach Beginn des Rauchens ist das Erkrankungsrisiko bis 60-fach höher als beim Nichtraucher. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Rauchern ist im Vergleich zu Nichtrauchern um etwa sechs bis zehn Jahre niedriger. Auch nach einer Rauchentwöhnung bleibt ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko von etwa 60% nach fünf Jahren das Risiko und 10% nach 15 bis 20 Jahren.
Reduktion von Tumormarkern bei Ex-Rauchern
Die Cyclooxygenase 2 (COX-2) ist ein Enzym, das freie Arachidonsäure aus Membranlipiden zu Prostaglandin H2 oxidiert. Aus diesem entsteht durch die Wirkung eines weiteren Enzyms dann Prostaglandin E2 (PGE2). Für verschiedene Tumorarten konnte eine Überproduktion dieses Signalstoffs nachgewiesen werden. So ist eine COX-2-Expression auch ein Indikator für eine schlechte Prognose beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC). In Tierversuchen führte eine Hemmung von COX-2 und damit der PGE2-Synthese zu einer Hemmung des Tumorwachstums. Es lag daher nahe, das Potenzial von COX-2-Hemmern zur Lungenkrebs-Prävention auch am Menschen zu untersuchen. An einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-IIb-Studie unter dem selektiven COX-2– Inhibitor Celecoxib, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden, nahmen 137 Ex-Raucher teil. Die Studienteilnehmer waren alle über 45 Jahre alt und seit mehr als einem Jahr rauchfrei. Sie erhielten zweimal täglich 400 mg Celecoxib oder Placebo. Zu Studienbeginn und sechs Monate danach wurden die Teilnehmer bronchoskopiert und neben weiteren Biomarkern der Ki-67-Index des Gewebes bestimmt. Ki67 ist ein Kernantigen, das über einen spezifischen Antikörper nachgewiesen werden kann. Als ein proliferationsassoziiertes Antigen ist es in Zellen zu finden, die sich der Zellteilung befinden. Der monoklonale Antikörper Ki-67 gilt als ein wichtiger Proliferationsmarker und ein Maß für unkontrolliertes Zellwachstum. In der Verumgruppe nahm dieser Index um 34%, in der Placebogruppe hingegen nur um etwa 4% ab. Die Abnahme des Ki-67-Index war gleichzeitig mit einer Reduzierung von Knötchen in der Lunge, möglichen Vorstufen eines Bronchialkarzinoms, assoziiert. In weiteren Studien soll jetzt geklärt werden, ob Celecoxib die Kanzerogenese aus Krebsvorstufen rückgängig machen kann, da – so die Autoren – auch bei früh erkannten Tumoren die Fünfjahres-Überlebensrate lediglich etwa 15% betrage.
QuelleMao, J. T.; et al.: Lung Cancer Chemoprevention with Celecoxib in Former Smokers. Cancer Prev. Res. 2011 4(7): 949 – 953.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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