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ADEXA: "Apothekenvergütung anheben!"

Am 5. Juli besuchten Vertreterinnen von ADEXA die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Ulrike Flach (FDP). Die Apothekengewerkschaft hatte zahlreiche Themen im Gepäck, etwa die Gefährdung etlicher Arbeitsplätze durch das AMNOG und die zahlreichen Vorgängerreformen. Außerdem wurden Defizite im Referentenentwurf zur neuen Apothekenbetriebsordnung hinsichtlich Versorgungsqualität und Arzneimittelsicherheit diskutiert.
Foto: ADEXA
Staatssekretärin Ulrike Flach,ADEXA-Vorsitzende Barbara Neu­setzer und Fachgruppenleiterin Eva-Maria Plank (von links).

Erste Gespräche fanden bereits am Rande des ABDA-Sommerfests statt. "Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zu seinem Amtsantritt erklärt hat, sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller im Gesundheitswesen Tätigen einzusetzen", so Barbara Neusetzer, Erste Vorsitzende von ADEXA. Diesen Dialog wolle man nun mit Ulrike Flach auf Arbeitsebene fortführen.


Jobkiller Gesundheitsreformen

Gleich zu Beginn des Gesprächs stellte Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende von ADEXA, klar: "Die knapp 130.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten im Arzneimittelbereich eine hervorragende Versorgung der Bevölkerung, und das trotz der gestiegenen Belastungen durch Rabattverträge, die Packungsgrößenverordnung oder die Mehrkostenregelung." Allerdings müsse ihre Leistung auch honoriert werden. Und das wird zunehmend schwieriger: Sinken die Erträge, bekommen das in erster Linie die Angestellten zu spüren, sei es über Stellenstreichungen oder über eine magere Entlohnung.

Exemplarisch berichtete Barbara Neusetzer von Umfragen zweier Landesapothekerverbände, die deutliche Stellenkürzungen erwarten lassen: Rund 26 Prozent aller Apotheken in Baden-Württemberg planen, Arbeitsplätze für Approbierte zu streichen, bei den PTA sind Kürzungen in 43% der Fälle nicht auszuschließen, und 36% aller Befragten werden bei PKA-Jobs den Rotstift ansetzen. Aus Bayern kommen vergleichbare Zahlen: 16% der Chefs haben vor, Apothekerstellen abzubauen, bei den PTA sind es 24% und bei den PKA 17%. Neusetzer: "Die Belastungen, die die Apothekenleiter tragen, werden schlussendlich durch Personalkürzungen aufgefangen." Damit seien nicht in erster Linie die Chefs betroffen, ausbaden müssten das die Kollegen – bundesweit droht der Verlust von bis zu 10.000 Jobs.

Mageres Salär

Wer Arbeit hat, kämpft mit knappen Lohnsteigerungen. Unter diesen Voraussetzungen sei es schwierig, so Kratt, neue Tarifverträge abzuschließen. In Nordrhein kam es zu keiner Einigung der Tarifparteien, und in Sachsen existiert bereits seit 1997 keine Tarifbindung mehr. Hingegen betrug die Gehaltssteigerung im restlichen Bundesgebiet zwei Prozent, wobei die Inflationsrate sogar darüber lag. Und summa summarum stehen Kollegen mit anderen akademischen Berufen und ähnlicher Verantwortung, etwa Ärzte, nach einigen Berufsjahren weitaus besser da als Apotheker. Abhilfe kann nur ein neues Vergütungsmodell für Apotheken schaffen. ADEXA fordert deshalb eine Dynamisierung, die sich sowohl an den allgemeinen Preissteigerungen als auch am steigenden Arbeitsaufwand orientiert. Ulrike Flach erklärte, dass sie sich dieses Problems bewusst sei. Angesichts der Tatsache, dass es seit 2004 keine Anpassung der Apothekenzuschläge gegeben habe, befasse sie sich derzeit mit der Thematik, bei der das Wirtschaftsministerium federführend ist. Ein Zurückrudern der Bundesregierung beim AMNOG halte sie aber für unwahrscheinlich. An dem Gesetz werde nach der derzeitigen Faktenlage fest-gehalten. Aber auch Patienten tragen schwer an den entsprechenden Sparpaketen. Flach will sich "die pharmazeutischen Bedenken beim Austausch von retardierten Opiaten und die Möglichkeit, durch Aufdrucken der speziellen PZN bei pharmazeutischen Bedenken keine Retaxierung der Krankenkasse zu erhalten, nochmals genau ansehen".

Die Apothekenzukunft hat begonnen

Andererseits müssen auch die Berufsbilder überarbeitet, die Lehrpläne modernisiert werden. Mit der Novellierung der PKA-Ausbildung ist ADEXA bereits gut vorangekommen. Auch befürwortet die Apothekengewerkschaft eine dreijährige Ausbildung bei PTA. Zugleich müsse man aber bei allen Bestrebungen die Attraktivität des Berufes im Auge behalten. "Kompetenzbeschränkungen durch eine geänderte Apothekenbetriebsordnung sind da kontraproduktiv", betonte Kratt.

Ulrike Flach erklärte, sie werde die noch nicht fertiggestellte Apothekenbetriebsordnung im Hinblick auf dieses Anliegen kritisch prüfen.

Beratungspflicht – den Spieß umkehren

Allerdings gebe es bei der Novellierung "keine Eile", so die Politikerin. Mit einem "gründlich überarbeiteten Entwurf" sei frühestens nach der Sommerpause zu rechnen. Dennoch schade es nichts, sich bereits jetzt Gedanken zu machen. Hier spricht sich ADEXA als Vertretung der Angestellten klar gegen "Apotheken light" aus. "Weder eine Reduzierung der Rezepturen noch eine Umverteilung der Notdienste auf die Hauptapotheke macht aus Sicht der Arzneimittelversorgung und der Sicherheit Sinn", sagte Eva-Maria Plank, Leiterin der ADEXA-Fachgruppe ApothekerInnen.

Die Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und die diskrete Beratung in der Apotheke mit Augenmaß liegen der Staatssekretärin am Herzen. Angesprochen auf das im Koalitionsvertrag festgelegte Pick-up-Verbot, unterstrich Flach: "Geben Sie mir eine Formulierung an die Hand, die verfassungskonform ist." Als Königsweg rät die Apothekengewerkschaft, die Beratungspflicht konsequent umzusetzen, also auch bei den Versandapotheken. Das Charmante daran: Nicht die Patienten haben nachzufragen, sondern die Apotheke, auch in ihrer Online-Form, muss Beratungsangebote unterbreiten.

Flach zeigte sich "interessiert", das Bundesgesundheitsministerium werde "die Impulse aufnehmen". Allen Beteiligten steht sicher noch viel Arbeit bevor. Barbara Neusetzer wertete das Gespräch als "Beginn eines konstruktiven Dialogs, den wir weiter fortsetzen".


Michael van den Heuvel



DAZ 2011, Nr. 28, S. 93

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