Arzneimittel und Therapie

Exemestan zur Prävention

Auf dem diesjährigen amerikanischen Krebskongress wurde eine Studie zur Primärprävention des Mammakarzinoms mit dem Aromatasehemmer Exemestan vorgestellt. Ihr Fazit: Die Primärprävention mit Exemestan reduziert bei postmenopausalen Frauen mit hohem Risiko das Auftreten invasiver Karzinome.

Der Therapieansatz, durch Hemmung der körpereigenen Estrogenproduktion das Brustkrebsrisiko zu reduzieren, ist nicht neu und seit nahezu 20 Jahren werden Tamoxifen und Raloxifen (letzteres weniger lange) zur Chemoprävention eingesetzt. Die fünfjährige Einnahme von Tamoxifen reduziert bei Hochrisikopatientinnen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um nahezu 50% (Daten aus vier randomisierten Studien), die Einnahme von Exemestan um 38%. Doch werden beide Estrogenrezeptor-Modulatoren kaum präventiv eingenommen. Warum, ist nicht ganz klar. Vielleicht sind es potenzielle, sehr selten auftretende Nebenwirkungen wie venöse Thromboembolien oder ein erhöhtes Risiko für Endometriumkarzinome unter einer Tamoxifentherapie, die gegen eine häufigere Anwendung sprechen. Möglicherweise liegt es auch daran, dass weder für die Therapie mit Tamoxifen noch für die Behandlung mit Raloxifen eine Reduktion der Sterblichkeit belegt ist.

Risikofaktoren für ein Mammakarzinom

In dieser Studie wurde zur Einschätzung des Brustkrebsrisikos auf das Breast Cancer Risk Assessment Tool zurückgegriffen (www.cancer.gov/bcrisktool/). Hier wird mithilfe von sieben Fragen (u. a. Alter, ethnische Zugehörigkeit, Alter bei der Menarche, Familienanamnese, Geburten) das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, ermittelt. Weitere Risikofaktoren sind u. a. Adipositas, regelmäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsarmut, Hormonersatztherapie, Rauchen, genetische Faktoren, hohe Brustdichte.

Foto: Werner Heiber – Fotolia.com
Gesenktes Mammakarzinomrisiko Obwohl eine geringe Zahl an Mam- makarzinomen während der dreijährigen Studie auftraten, konnte ein klarer Nutzen für eine Prävention mit Exemestan gezeigt werden. Wünschenswert ist eine verbesserte individuelle Risikoeinschätzung, um dann eine Präventi- on gezielt durchführen zu können.

Eine weitere Möglichkeit zur Unterdrückung der Estrogenproduktion in der Postmenopause ist die Hemmung der körpereigenen Aromatase durch Aromatase-Inhibitoren. Mit dem Aromatase-Hemmer Exemestan wurde eine weitere Chemopräventionsstudie durchgeführt, deren Ergebnisse auf dem diesjährigen amerikanischen Krebskongress vorgestellt wurden. Zeitnah wurde die Studie im New England Journal of Medicine publiziert.



Studie mit Risikopatientinnen

An der multizentrischen, doppelblinden, randomisierten und placebo-kontrollierten Studie nahmen 4560 gesunde postmenopausale Frauen teil, die aufgrund ihres Alters, eines erhöhten Risiko-Scores oder zurückliegender Neoplasien in der Brust als Risikopatientinnen eingestuft wurden. Die Teilnehmerinnen erhielten täglich entweder ein Placebo oder 25 mg Exemestan. Der primäre Studienendpunkt war die Inzidenz invasiver Mammakarzinome. Sekundäre Studienendpunkte ermittelten unter anderem die Inzidenz invasiver und nicht invasiver Mammakarzinome, die Sicherheit der Therapie und die Lebensqualität der Frauen. Nach einem medianen Follow-up von 35 Monaten waren in der Exemestan-Gruppe elf invasive Mammakarzinome festgestellt worden, in der Placebo-Gruppe 32. Das entspricht einer relativen Reduktion der jährlichen Brustkrebsinzidenz um 65% unter der Exemestan-Therapie (Hazard ratio 0,35; 95% Konfidenzintervall 0,18 bis 0,70; p = 0,002). Die jährliche Inzidenz invasiver und nicht invasiver Karzinome (sekundärer Studienendpunkt) wurde unter der Exemestan-Gabe um 53% reduziert (Hazard ratio 0,47; 95% Konfidenzintervall 0,27 bis 0,79; p = 0,004). Unerwünschte Wirkungen traten bei 88% der Frauen unter einer Exemestan-Gabe und bei 85% der Teilnehmerinnen unter der Placebo-Therapie auf. Lediglich Hitzewallungen, Diarrhö und Arthritis kamen in der Exemestan-Gruppe etwas häufiger vor als in der Placebo-Gruppe. Im Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse, Knochenbrüche oder Malignome gab es keine Unterschiede zwischen den zwei Gruppen. Die Unterschiede bei der Beurteilung der Lebensqualität waren marginal.

Welcher Nutzen?

Nach drei Jahren wurde die Studie entblindet und den Teilnehmerinnen der Placebo-Gruppe ein Wechsel in die Exemestan-Gruppe ermöglicht. Daher liegen für weitere Analysen nur begrenzte Daten vor. Aus diesen errechnet sich nach drei Jahren eine Number Needed to Treat (NNT) von 94, das heißt 94 Frauen müssen Exemestan einnehmen, um nach drei Jahren eine Brustkrebserkrankung zu verhindern. Die extrapolierte NNT für fünf Jahre liegt bei 26.

Ein Kommentator hält fest, dass trotz der geringen Zahl an Mammakarzinomen, die während der dreijährigen Studiendauer auftraten, ein klarer Nutzen für eine Prävention mit Exemestan gezeigt werden konnte. Wünschenswert sei eine verbesserte individuelle Risikoeinschätzung, um dann eine Prävention gezielt durchzuführen.


Quelle

Goss P., et al.: Exemestane for breast-cancer prevention in postmenopausal women. N Engl J Med vom 4. Juni 2011 (10.1056/NEJMoa1103507)

Davidson N., et al.: "MAPping" the course of chemoprevention in breast cancer N Engl J Med vom 4. Juni 2011. (10.1056/NEJMe1106052).

ASCO 2011 Abstract LBA504.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 26, S. 44

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