Arzneimittel und Therapie

Neues Therapieziel bei Brustkrebs

Da das Wachstum der meisten Mammakarzinome durch das Sexualhormon Östrogen gefördert wird, hat der Therapieansatz mit Östrogen-Rezeptor-Modulatoren die Behandlung von Brustkrebs revolutioniert. Es kommt jedoch oft zu Resistenzen, deren Ursache das Enzym Lemur-Tyrosin-Kinase-3 (LMTK-3) ist. Jetzt ist es im Tierversuch gelungen, die Bildung dieses Proteins zu blockieren und die Tumorgröße zu verringern.

Jährlich erkranken fast 60.000 Frauen in Deutschland neu an einem Mammakarzinom. Wird der Tumor in einem sehr frühen Stadium entdeckt, lässt sich die Erkrankung in mehr als 90% der Fälle dauerhaft heilen. An den Folgen von Brustkrebs sterben jährlich dennoch etwa 18.000 Patientinnen.

Etwa zwei Drittel aller Brustkrebserkrankungen wachsen unter dem Einfluss von Hormonen (Östrogenen und/oder Progesteron). An Rezeptoren dieser hormonsensitiven oder hormonrezeptorpositiven Tumoren binden sich die Östrogene und bewirken die Teilung der Krebszellen. Eine Therapie mit Antihormonen wie z. B. Antiöstrogenen, die den Östrogen-Rezeptor blockieren, ist daher in vielen Fällen erfolgreich. Zu den selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERMs) gehört Tamoxifen, das als Antagonist spezifisch in den Brustzellen wirkt.

LMTK-3 verantwortlich für Resistenzen?

Die Zunahme von Resistenzen bei einer Therapie mit Antiöstrogenen zeigt jedoch die Notwendigkeit neuer Therapieansätze auf. Entscheidender Faktor für eine Resistenzbildung bei einer Brustkrebstherapie unter Tamoxifen ist offensichtlich das Enzym Lemur-Tyrosin-Kinase-3 (LMTK-3), dem wahrscheinlich auch eine Schlüsselfunktion bei der Regulation des Östrogen-Rezeptors alpha zukommt. Bislang war die genaue Funktion dieses Proteins weitgehend unbekannt. Untersuchungen an Mäusen zeigten bei erkrankten Tieren eine deutliche Reduzierung der Tumorengröße, wenn das Enzym gehemmt wurde.

Eine Analyse der Gewebeproben von Frauen mit Mammakarzinom ergab einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Enzymspiegel der Tumorzellen und dem Therapieverlauf. Das Fehlen von LMTK-3 oder genetisch bedingte Veränderungen des Enzyms waren mit einem deutlich besseren Therapieergebnis, mit weniger Resistenzen und einer vergleichsweise längeren Überlebenszeit assoziiert. Damit könnte das Enzym Lemur-Tyrosin-Kinase-3 ein mögliches neues Target für eine Brustkrebstherapie sein. Die Wissenschaftler gehen jedoch von einer ca. zehnjährigen Entwicklungszeit entsprechend sicherer Arzneimittel aus.


Quelle

Giamas, G.; et al.: Kinome screening for regulators of the estrogen receptor identifies LMTK3 as a new therapeutic target in breast cancer. Nature Medicine (2011)

doi:10.1038/nm.2351 vom 22. Mai 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 23, S. 40

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