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Arzneimittel und Therapie
Antikörper gegen Adalimumab gefährden Therapieerfolg
Adalimumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper gegen den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α). Das Zytokin spielt eine wichtige Rolle bei der entzündlichen Gelenkzerstörung. Adalimumab bindet spezifisch an TNF-α und neutralisiert dessen Interaktion mit den zellständigen p55- und p75-TNF-Rezeptoren. Die Behandlung mit Adalimumab, aber auch mit anderen Biologika wie beispielsweise Infliximab und Natalizumab, kann zur Bildung von Autoantikörpern führen. Über deren Auswirkung auf das Therapie-Ansprechen gibt es nicht nur Berichte bezüglich der rheumatoiden Arthritis, sondern auch für andere Erkrankungen wie zum Beispiel Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und multiple Sklerose. Die Beobachtungszeiträume derartiger Untersuchungen waren mit sechs bis zwölf Monaten jedoch relativ kurz. In den Niederlanden konzipierte man daher eine Studie, mit deren Hilfe erstmalig der Verlauf der Antikörper-Bildung und dessen klinische Relevanz über einen Beobachtungszeitraum von drei Jahren verfolgt werden konnte.
Adalimumab als Monotherapie oder in Kombination
In die Studie wurden 272 ambulante Patienten mit rheumatoider Arthritis eingeschlossen. Die Behandlung erfolgte entweder mit einer Adalimumab-Monotherapie oder einer Kombination aus Adalimumab und einem DMARD (disease modifying anti-rheumatic drug, z. B. Methotrexat). Die Adalimumab-Dosis lag bei 40 mg s.c. jede zweite Woche und konnte bei ungenügendem Ansprechen auf 40 mg einmal wöchentlich erhöht werden.
Die Krankheitsaktivität bestimmte man zu Studienbeginn und nach 4, 16, 28, 40, 52, 78, 104, 130 und 156 Wochen Therapie mithilfe des DAS28-Scores (siehe Kasten). Zu Studienbeginn lag dieser bei mindestens 3,2. Ein klinisches Ansprechen war gegeben, wenn die Krankheitsaktivität anhaltend niedrig war (DAS28-Score unter 3,2) oder eine Remission eintrat (DAS28 unter 2,6, jeweils bei aufeinanderfolgenden Messungen).
Zu den oben genannten Zeitpunkten wurden den Patienten außerdem Blutproben zur Bestimmung der Adalimumab-Serumkonzentrationen sowie der Konzentrationen der Anti-Adalimumab-Antikörper entnommen.
DAS28-ScoreZur Bestimmung der Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis wird der DAS28– Score (disease activity score) herangezogen, ein von der europäischen Rheumaliga (EULAR) entwickeltes Messinstrument zur Krankheitsaktivität bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Es handelt sich um ein Punktesystem, das sich aus folgenden Einzelkriterien zusammensetzt:
Der nach Abschluss der Untersuchungen ermittelte DAS28-Punktwert liegt zwischen 1 und 10:
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Ergebnisse der Studie
Nach drei Jahren Behandlung hatten 28% der Patienten (76 von 272) Anti-Adalimumab-Antikörper entwickelt, 57 von ihnen (67%) während der ersten 28 Behandlungswochen. Patienten ohne Antikörper-Bildung wiesen signifikant höhere Adalimumab-Konzentrationen auf als Patienten, in deren Serum Anti-Adalimumab-Antikörper nachgewiesen wurden (Median 12 mg/l vs. 5 mg/l, (p < 0,001)).
Bei Patienten mit sehr hohen Antikörper-Titern (über 100 AU/ml) konnte fast kein Adalimumab mehr nachgewiesen werden (Median 0 mg/l). Unter den Patienten mit Anti-Adalimumab-Antikörpern brachen signifikant mehr (38%) wegen eines Therapieversagens die Behandlung ab als bei den Patienten ohne Antikörper-Bildung (14%, p < 0,001).
Eine anhaltend niedrige Krankheitsaktivität wurde bei Patienten mit Anti-Adalimumab-Antikörpern signifikant seltener als bei Patienten ohne Antikörperbildung ermittelt (13% vs. 48%, p < 0,001). Drei von 76 Patienten (4%) mit Adalimumab-Antikörpern erreichten eine anhaltende Remission im Vergleich mit 67 von 196 (34%) Antikörper-negativen Patienten.
Patienten mit Antikörpern hatten im Vergleich mit Antikörper-negativen Patienten seltener einen DAS28 unter 3,2 (HR 3,6, 95% KI 1,8 bis 7,2, p < 0,001). Ebenso gelangten Patienten mit Antikörper-Bildung seltener in eine Remission (DAS28 < 2,6) als solche ohne Anti-Adalimumab-Antikörper (HR 7,1, 95% KI 2,1 bis 23,4, p < 0,001).
Autoantikörper minderten Therapieerfolg
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, die drei Jahre lang mit Adalimumab behandelt worden waren, die Bildung von Antikörpern gegen Adalimumab zu einem negativen Outcome führen kann. Im Vergleich mit Patienten ohne Antikörper-Bildung brachen Patienten mit Anti-Adalimumab-Antikörpern im Serum die Behandlung häufiger und früher ab, hatten eine höhere Krankheitsaktivität und gelangten nur selten in eine Remission. Zwar empfahlen die Autoren, das Signifikanzniveau der Ergebnisse wegen der vielen multiplen Vergleiche mit Vorsicht zu betrachten. Dennoch gehen sie davon aus, dass die Studienergebnisse Konsequenzen für die klinische Praxis haben können.
Sie weisen beispielsweise darauf hin, dass in der Studie die Patienten mit Anti-Adalimumab-Antikörpern – der größte Teil der Patienten – nach 52 Wochen die Studie abbrach, obwohl die Antikörperbildung bereits innerhalb der ersten 28 Behandlungswochen einsetzte. Hier könnte eventuel eine frühzeitige Antikörperbestimmung und Therapieanpassung eine (kosten-)effektivere Behandlung ermöglichen.
Quelle
Apothekerin Dr. Claudia Bruhn
DAZ 2011, Nr. 23, S. 34
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