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"Wir wollen keine Apotheke light"
Fink beklagte, dass es nicht nur durch die neue Packungsgrößenverordnung zu einem erheblichen Chaos in den Apotheken gekommen sei. Durch die Rabattverträge sei zudem ein erheblicher Mehraufwand entstanden – auch bei der Beratung der Patienten. Doch leider habe diese Beratung rein gar nichts mehr mit Pharmazie zu tun. Es sei eine Beratung über die Auswirkungen sozialrechtlicher Bestimmungen. Und diese Fachleuten zu erklären, sei schon eine Herausforderung – wie solle man sie erst den Patienten erläutern? Patienten hielten sich nun zwar länger in der Apotheke auf, seien hinterher aber unzufrieden. Nur allzu oft werde vergessen, dass die Menschen in die Apotheke kommen, weil es ihnen nicht gut geht und sie einfach "nur" ein Arzneimittel erhalten möchten, das ihnen hilft. "Wir sind daher froh, dass die für Mitte 2013 geplante Umstellung der Packungsgrößen auf Reichdauerorientierung nicht erfolgen soll", so Fink.
Doppelte finanzielle Belastung
Die Folgen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) belasten die Apotheken finanziell doppelt, wie Fink ausführte: Der Apothekenabschlag wurde auf 2,05 Euro festgelegt und der Großhandelsabschlag entpuppte sich als zweiter Apothekenabschlag. Bedauerlicherweise, so Fink, werde es aber ein Korrekturgesetz wohl nicht geben. Wenn aber die gute Versorgung der Bevölkerung mit Gesundheitsleistungen weiter verbessert werden solle, wie alle Beteiligten in der Politik und auch die Regierungskoalition stets betonen, dann dürften die Leistungserbringer nicht ständig mit neuen Kostendämpfungsgesetzen überzogen werden. Fink forderte einen verlässlichen finanziellen Rahmen, der es Apothekern ermöglicht, die geforderten Leistungen zu erbringen.
Verbesserung der Arzneimittelsicherheit
Dass die Apotheker aktiv zu einer verbesserten Arzneimittelsicherheit und zu Einsparungen beitragen wollen, haben sie mit dem Konzept für die Verbesserung der Arzneimittelversorgung gezeigt, das die ABDA gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entwickelt und im April vorgestellt hat. Mit diesem ABDA/KBV-Modell können Fink zufolge Arzneimittelrisiken vermindert, die Compliance gesteigert und über zwei Milliarden Euro eingespart werden.
Rezeptur in jeder Apotheke!
Auch auf die Diskussion um die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung ging Fink ein. Mit Unverständnis reagierte sie auf den Vorschlag im Positionspapier des Bundesgesundheitsministeriums, dass nur noch eine der Betriebsstätten eines Filialverbundes ein Labor und eine Rezeptur haben müsse. Gehe man von einer maximalen Filialisierung aus, so könne dies 15.000 Light-Apotheken bedeuten. Da die Betriebsstätten einer Apotheke durchaus weit voneinander entfernt sein können, kämen auf die Patienten unter Umständen weite Wege und erhebliche Wartezeiten zu. Wenige zentralisierte Betriebe könne man nicht wirklich als eine "Verbesserung der Versorgung der Patienten im Nahbereich der Apotheke" bezeichnen, wie sie als Ziel für die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung formuliert wurde, kritisierte Fink. Und Rezepturen seien im Rahmen einer Arzneimitteltherapie unverzichtbar, auch wenn ihr Anteil gemessen an der Anzahl der abgegebenen Arzneimittel vergleichsweise gering sei. Es gebe gute Gründe, warum ein Arzt eine individuelle Rezeptur verordnet: Verzicht auf bestimmte Hilfsstoffe oder Konservierungsmittel, angepasste Konzentrationen, Rezepturen für Kinder – ganz zu schweigen vom positiven Effekt eines eigens für den Patienten hergestellten Arzneimittels auf die Compliance. Für Fink gibt es daher keinen Grund, an der Rezeptur zu rütteln. "Wir wollen, dass alle Apotheken Vollversorger bleiben."
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