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Deutschland schröpft Alleinerziehende und Geringverdiener
Im Vergleich der Industrieländer fordert der deutsche Staat von seinen Arbeitnehmern nach wie vor weit überdurchschnittliche Steuern und Sozialabgaben. In der Rangliste liegt Deutschland 2010 bei unverheirateten Durchschnittsverdienern auf dem dritten Platz, hinter Belgien und Frankreich.
In der OECD-Studie heißt es: "Besonders weit über dem OECD-Mittel liegt die Belastung bei alleinstehenden Geringverdienern und Alleinerziehenden." Dies sei beschäftigungsfeindlich, hatte die OECD schon mehrfach moniert. Drei Beispiele:
• Eine alleinerziehende, geringverdienende Mutter mit zwei Kindern kommt auf 29,7 Prozent Steuern und Sozialabgaben und liegt damit um 13,9 Prozentpunkte über dem OECD-Schnitt (15,8 Prozent).
• Alleinstehende Geringverdiener müssen 44,9 Prozent ihres Einkommens abgeben; im OECD-Durchschnitt sind es nur 31,3 Prozent.
• Bei einem Ehepaar mit einem Durchschnittsverdiener und zwei Kindern liegen die Abgaben mit 32,6 Prozent um 7,8 Prozent über dem OECD-Schnitt.
OECD-Studie
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Wer hat, dem wird gegeben
Während sich die Situation für alleinerziehende Berufstätige von 2000 bis 2010 nicht nennenswert verbessert hat, konnten Gut- und Spitzenverdiener im vergangenen Jahrzehnt ihre Belastung um 4 bzw. 5 Prozent verringern. Bei Durchschnittsverdienern betrug der Rückgang 2 Prozent.
Dr. Sigrid Joachimsthaler
Kommentar: Sozial geht andersArbeit soll sich lohnen, darüber sind sich alle mehr oder weniger einig. Aber wer einer niedrig bezahlten Arbeit nachgeht, ist doppelt bestraft, weil die hohen Abgaben und Steuern ihn verhältnismäßig stärker treffen. In anderen Industrienationen ist das gerechter gelöst – Deutschlands Politiker haben dagegen traditionell schon immer die Besserverdienenden gehätschelt. Ähnlich gelagert ist die schier unverwüstliche finanzielle Förderung der Ehe – mit Ausrichtung auf das Alleinverdienermodell und unabhängig von vorhandenen Kindern. Alleinerziehende Eltern, die schon lange eine unübersehbare und wachsende Bevölkerungsgruppe darstellen, haben dagegen keine große Lobby. Sie stehen deshalb immer noch auf dem Stand von vor zehn Jahren trotz vieler vollmundiger Versprechungen zur Unterstützung von Familien. Hier ist die Politik gefragt. Nach der eingeleiteten Energiewende stände Deutschland jetzt auch eine soziale Wende gut an! Neben Abgaben und Steuern spielt aber auch die Höhe der Bruttogehälter eine zentrale Rolle dabei, ob sich Arbeit lohnt. Wenn die Standesorganisationen von der Gesundheitspolitik eine bessere Honorierung fordern, täten sie gut daran, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ins Boot zu holen. Manche Arbeitgeber haben das erkannt, andere bis jetzt nicht. Tanja Kratt, ADEXA, Zweite Vorsitzende |
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