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Ernährung aktuell
Salz? Ja, bitte!
Ein Team um Jan Staessen von der Universität Leuven hat die Daten der "Flemish Study on Genes, Environment and Health Outcomes" sowie des "European Project on Genes in Hypertension" ausgewertet. Im Rahmen dieser Studien war bei den knapp 3700 Teilnehmern unter anderem die Kochsalzzufuhr über die Bestimmung der Natriumausscheidung im 24-Stunden-Urin erfasst worden. Staessen und Kollegen untersuchten diese Werte nun im Hinblick auf die Entwicklung einer Hypertonie und setzten sie darüber hinaus in Relation zu den im Studienzeitraum dokumentierten Infarkten und Schlaganfällen sowie dadurch verursachten Todesfällen. Die Ergebnisse entsprachen nur teilweise den Erwartungen. So wirkte sich eine höhere Kochsalzzufuhr blutdrucksteigernd aus. Der systolische Blutdruck nahm pro 2,5 g Salz um 1,71 mmHg zu. Allerdings ließ sich kein derartiger Effekt auf den diastolischen Blutdruck feststellen. Auch spielte die Höhe der Kochsalzzufuhr für die Entwicklung einer Hypertonie keine Rolle: Von den rund 2000 Studienteilnehmern, deren Blutdruckwerte zu Studienbeginn noch im Normbereich gelegen hatten, entwickelten im Tertil der geringsten Kochsalzzufuhr (ca. 2,5 g/Tag) 27 Prozent im Studienzeitraum eine Hypertonie, im mitteren Tertil (ca. 3,9 g Salz/Tag) waren es 26,6 Prozent und im Tertil mit dem höchsten Salzkonsum (ca. 6 g/Tag) 25,4 Prozent. Völlig entgegen den Erwartungen fielen die Ergebnisse zur kardiovaskulären Mortalität aus. Während im Tertil mit der höchsten Salzzufuhr zehn kardiovaskuläre Todesfälle verzeichnet waren, starben 24 Teilnehmer des mittleren Tertils und 50 Probanden aus dem niedrigsten Kochsalz-Tertil an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das würde bedeuten, dass eine Kochsalzrestriktion das Risiko der kardiovaskulären Sterblichkeit nicht nur nicht senken, sondern vielmehr deutlich erhöhen würde. Allerdings, so Kritiker der Studie, handelte es sich bei den Probanden der ausgewählten Studien um jüngere Menschen (das Durchschnittsalter betrug etwa 40 Jahre), bei denen kardiovaskuläre Todesfälle vergleichsweise selten vorkommen. Weiterhin könne bei einer prospektiven Beobachtungsstudie wie der aktuellen Untersuchung eine Verzerrung durch Kofaktoren nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt sei die Studie nicht aussagekräftig genug, um die derzeitigen Empfehlungen zum Salzkonsum zu ändern. Es werden also weitere Studien folgen müssen, um den Streit um das Salz irgendwann einmal beilegen zu können.
ral
Quelle: Stolarz-Skrzypek, K. et al.: JAMA 2011; 305 (17):1777 – 178
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