Arzneimittel und Therapie

Zulassung für Somatostatin-Analogon Pasireotid beantragt

Morbus Cushing zählt zwar zu den seltenen Erkrankungen, unbehandelt hat er aber schwere kardiovaskuläreund Stoffwechselstörungen zur Folge und führt zum Tod. Ursache ist ein Hypophysenadenom. Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA (European Medicines Agency) wurde jetzt die Zulassung für das Multirezeptor-Somatostatin-Analogon Pasireotid zur Behandlung von Morbus Cushing beantragt, wie Novartis mitteilte.

Morbus Cushing zählt zu den seltenen Erkrankungen: Die Anzahl der neu Erkrankten liegt bei ca. zwei Patienten pro Million Einwohner und Jahr. Am häufigsten tritt M. Cushing zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf und betrifft in mehr als 70% der Fälle Frauen. Typisch für die Erkrankung sind ein rundes, volles Gesicht, Gewichtszunahme mit einer zentralen Adipositas sowie ein dorso-zervikales Fettpolster im Nacken. Auffällig sind auch purpurrote Dehnungsstreifen, die häufig breiter als ein Zentimeter sind. Mit der Erkrankung gehen zahlreiche Komorbiditäten einher. Dazu zählen Osteoporose, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Hypertonie, Infektionen, Nierensteine oder Depressionen. Ursache für Morbus Cushing ist ein Adenom der Hypophyse oder der Nebenniere, das zu einem erhöhten Spiegel an adrenocorticotropem Hormon (ACTH) und somit zu einer erhöhten Cortisolbildung führt (Hypercortisolismus). Die Resektion des zugrunde liegenden Adenoms ist Standard bei neu diagnostizierten Patienten. Ist die Erkrankung nach Entfernung des Adenoms unkontrolliert persistent oder ist eine Operation bzw. Reoperation nicht möglich, so stehen bisher nur begrenzte Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, eine zugelassene medikamentöse Therapie gibt es noch nicht.

Cortisolbildung gehemmt

Ein Therapieansatz ist es, die ACTH-Ausschüttung und damit die Cortisolbildung zu hemmen. Pasireotid (SOM230) ist ein Somatostatin-Multirezeptorligand und bindet mit 40-fach höherer Affinität als bislang verfügbare Somatostatin-Analoga an den Somatostatin-Rezeptor sst5. Dieser Rezeptor sst5 wird verstärkt von den corticotrophen Zellen des Hypophysenadenoms produziert. Basis des Zulassungsantrags sind die Ergebnisse einer randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie, in der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pasireotid bei 162 Patienten mit persistierendem oder rezidiviertem sowie neu diagnostiziertem Morbus Cushing, die für eine Hypophysen-Operation nicht infrage kommen, getestet wurde. Die Patienten bekamen entweder 600 µg oder 900 µg Pasireotid zweimal täglich subkutan injiziert. Die Wirksamkeit der Behandlung wurde primär anhand des UFC-Wertes – der Konzentration des freien Cortisols im Urin – nach sechs Monaten beurteilt. Sekundäre Zielparameter waren unter anderem die Zeit bis zum Ansprechen, Sicherheit und Verträglichkeit sowie Wirkung auf ACTH- und Cortisol-Serumspiegel. Der primäre Endpunkt, die Normalisierung des freien Cortisols im Urin nach sechs Monaten ohne zwischenzeitliche Dosiserhöhung, wurde mit der höheren Dosis 900 μg Pasireotid erreicht. Insgesamt war das Verträglichkeitsprofil von Pasireotid vergleichbar mit dem anderer Somatostatin-Analoga, mit der Ausnahme einer höheren Häufigkeit an Hyperglykämien. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren: Diarrhö, Nausea, Hyperglykämie, Cholelithiasis, Bauchschmerzen und Diabetes. Pasireotid wird auch für die Langzeittherapie von Patienten mit Akromegalie untersucht.


Quelle

M. Cushing: Zulassung für SOM230 beantragt. Mitteilung der Novartis Pharma GmbH vom 28. April 2011.


ck



DAZ 2011, Nr. 18, S. 44

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