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Union will Verblisterung für Heime vorantreiben

BERLIN (ks). Die Bundestagsfraktion der Union nimmt sich in ihren Eckpunkten für die anstehende Pflegereform auch dem Thema Verblisterung an. Das Verblistern stelle "eine Möglichkeit dar, Pflegekräfte zu entlasten und ihnen mehr Raum für die Arbeit am Patienten zu geben", heißt es dort. Form und Finanzierung der Verblisterung seien zu "diskutieren" – konkrete Vorgaben hierzu enthalten die Eckpunkte nicht.
Foto: Blisterpharm
Als Entlastung für das Pflege­personal betrachtet die Union die Verblisterung. Sie soll daher ausgeweitet werden.

Auf elf Seiten und in 21 Unterpunkten legte die Union bereits Mitte April dar, in welche Richtung die Pflegereform gehen soll. Dazu zählt unter anderem, dass die Pflege von alten und kranken Menschen aufgewertet und berufstätigen Angehörigen die Betreuung zu Hause erleichtert werden soll. Unter Punkt IX. findet sich aber auch ein Abschnitt zum Verblistern.

Die Verblisterung entlaste nicht nur die Pflegekräfte, heißt es in dem Papier, sie ermögliche dem Apotheker auch die Möglichkeit Wechselwirkungen besser zu erkennen – insbesondere bei multimorbiden Patienten. Aus diesem Grunde sei bereits mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz die Möglichkeit geschaffen worden, dass Heime und Apotheken Verträge zur Verblisterung abschließen. Besteht ein Versorgungsvertrag nach § 12a Apothekengesetz, kann sich die Apotheke verpflichten, Arzneimittel patientenindividuell zu verblistern. Krankenkassen und Apotheker könnten dabei auch Vereinbarungen zur Vergütung treffen, so die Union. Allerdings würden diese Instrumente bisher kaum oder nur in geringem Umfang genutzt bzw. zeigten faktisch kaum Wirkung.

Um das Verblistern insbesondere für Heime und ambulante Pflegeanbieter attraktiver zu machen, sollten die Vertragsgrundlagen auf ambulante Pflegeanbieter übertragen werden, schlägt die Union vor. Darüber hinaus solle geprüft werden, wie der Aufwand des Verblisterns reduziert und kostengünstiger gestaltet werden kann. "Dabei wollen wir grundsätzlich auch die Form und Finanzierung der Verblisterung von Arzneimitteln diskutieren", heißt es in den Eckpunkten. Die Einhaltung von Rabattverträgen der Kassen sei in jedem Fall auch beim Verblistern zu gewährleisten.

Ob den Partnern bisheriger Modellprojekte diese Pläne ausreichen, mag bezweifelt werden. Ein Pilotprojekt der AOK Nordost (vormals Berlin) mit 7x4 Pharma in Berliner Pflegeheimen ist kürzlich ausgelaufen. Die Beteiligten haben von der Politik ausdrücklich bessere Rahmenbedingungen – auch hinsichtlich der Vergütung – erbeten.

Nun wird sich zeigen, wie die Diskussion um diesen Eckpunkt verlaufen wird. Die schwarz-gelbe Regierung hat sich vorgenommen, ihre Pläne zur Pflegereform vor der Sommerpause zu veröffentlichen. Der FDP-Abgeordnete Heinz Lanfermann hatte bereits im April erklärt, in vielen Punkten deckten sich die Vorschläge der Union mit denen von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP).



DAZ 2011, Nr. 18, S. 16

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