Aus Kammern und Verbänden

Tagung in Quedlinburg

Es ist bereits eine 20-jährige Tradition, dass sich die Mitglieder des Fördervereins des Deutschen Apotheken-Museums alle zwei Jahre in Heidelberg oder einer anderen kulturhistorisch interessanten Stadt Deutschlands treffen. Dieses Jahr hatte der Vorstand vom 15. bis 17. April nach Quedlinburg eingeladen.

Quedlinburg mit seinen vielen Fachwerkhäusern und engen, verkehrsberuhigten Straßen hat sich in den letzten 20 Jahren zu einer sehenswerten Museumsstadt gemausert, die von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurde.

Baudenkmäler des frühen Mittelalters

Eine Führung über den Münzenberg bot neben der großartigen Aussicht auf den Schlossberg auch die Besichtigung eines echten Kleinods: die Reste der 986 errichteten Klosterkirche St. Marien, in der sich noch heute alle Elemente einer ottonischen Basilika mit Apsis, Querhaus, dreischiffigem Langhaus und Westbau ablesen lassen.

Nach Aufhebung des Klosters (1536) wurde die Kirche aufgeteilt und ihre Mauern für Wohngebäude genutzt. Es ist dem persönlichen Einsatz von Professor Siegfried Behrens, der seit 1994 Haus für Haus erworben hat, zu verdanken, dass die Kirchenreste heute als Museum zugänglich sind, das mit dem Romanikpreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet wurde.

Am Samstag lernten die 64 Teilnehmer dieser Tagung bei einer mehrstündigen Stadtführung die interessantesten Gebäude und Straßenzüge Quedlinburgs kennen. Außer vielen Kirchen und Museen (u. a. auch das Klopstock-Museum) ist der Schlossberg besonders interessant, der während der Regierungszeit König Heinrichs I. (919 – 936) ausgebaut und befestigt wurde. Quedlinburg wurde zur Lieblingspfalz des Königs und 936 zu seiner letzten Ruhestätte.

Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung fand nachmittags im Palais Salfeldt statt. Im Kassenbericht spiegelte sich die Wirtschaftskrise der Jahre 2008/09 wider: Der Mitgliederschwund von 497 (Dez. 2008) auf 461 (Dez. 2010) ist in erster Linie auf den Austritt von Industriebetrieben aus dem Förderverein zurückzuführen. Der Verein kann aber weiterhin mit etwa 25.000 Euro jährlich das Deutsche Apotheken-Museum unterstützen, das nach dem Bericht seiner Direktorin Dr. Elisabeth Huwer wieder mehrere Exponate, darunter zwei Ölgemälde, erwerben konnte. Ebenfalls unterstützte der Verein das Museum bei der Restaurierung des Schongauer Schrankes und der Offizin der Kronen-Apotheke Ulm sowie mit der Digitalisierung der Diasammlung, der Errichtung eines Fotoarbeitsplatzes und der Anschaffung eines Grafikschrankes. Erfreulicherweise ist im Deutschen Apotheken-Museum nach einem geringfügigen Rückgang (2009) die Besucherzahl im Jahre 2010 auf über 550.000 wieder angestiegen.

Der gesamte Vorstand wurde wiedergewählt:

Vorsitzender: Volker Articus, Husum;

Stellvertr. Vorsitzender: Dr. Gerhard Gensthaler, München;

Geschäftsführerin: Rotraud Mörschner, Berlin;

Beisitzer: Dr. Christiane Eckert-Lill, Berlin, und Dr. Hartmut Meyer-von Froreich, Freiburg.


Internet


www.foerderverein-dam.de

Apothekerbriefe

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung hielt Prof. Dr. Christoph Friedrich, Direktor des Marburger Instituts für Geschichte der Pharmazie, einen Vortrag über "Apothekerbriefe aus musealer und wissenschaftlicher Sicht". Apothekerbriefe sind wissenschaftshistorische Quellen; einige befinden sich in Museen, so im Deutschen Apotheken-Museum Heidelberg, im Deutschen Museum München und auch in Museen pharmazeutischer Firmen. Im Unterschied zu Briefwechseln von Literaten sind diejenigen von Apothekern noch überwiegend unerschlossen. Friedrich stellte den in den Acta Historica Leopoldina in elf Lieferungen erschienenen, vollständig transkribierten und kommentierten Briefwechsel des Erfurter Apothekers und Hochschullehrers Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770 – 1837) vor. Mit Auszügen aus den Briefen präsentierte er sehr anschaulich die einzelnen Tätigkeitsbereiche Trommsdorffs – sein Wirken als Lehrer, Zeitschriftenredakteur, Wissenschaftler, praktischer Apotheker und Großhändler – sowie sein Privatleben.

Gleimhaus und Dom in Halberstadt

Am Sonntag besichtigten die Teilnehmer das Gleimhaus und den Dom in Halberstadt. Das ehemalige Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803) beherbergt mit seiner Bildersammlung, dem "Freundschaftstempel", die größte erhaltene Porträtgalerie von Dichtern und Gelehrten des 18. Jahrhunderts, ferner aus derselben Zeit zahlreiche Bücher und Briefe. Der auf einem romanischen Vorgängerbau ab 1236 errichtete gotische Halberstädter Dom besitzt einen wertvollen Domschatz mit Teppichen, Messgewändern und Reliquien.

Die nächste Tagung des Fördervereins Deutsches Apotheken-Museum findet vom 26. bis 28. April 2013 in Görlitz statt.


Dr. Peter Hartwig Graepel, Gladenbach



DAZ 2011, Nr. 18, S. 111

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