Fachmedien

Apothekenalltag in der DDR aus Sicht der "Basis"

Ulrich Vater und Christoph Friedrich (Hrsg.) Die Entwicklung des Apothekenwesens in der DDR 504 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildungen, Personenregister, 17 Autorenbiografien, 29,90 Euro. Verlag Bussert & Stadeler, Jena-Quedlinburg 2010.ISBN 978-3-942115-05-6

"Es ist doch (in der DDR) nicht alles schlecht gewesen." So hört man immer wieder mit nostalgischem Blick auf damals. Der Satz verdunkelt und führt zum Vergessen, weil vieles schlecht, ja schlimm gewesen ist. Aber das Pauschalisieren eines "Alles schlecht", wie es vor allem in den ersten Jahren nach der friedlichen Revolution uns Kollegen im Osten und damit unser pharmazeutisches Engagement traf, stimulierte zwangsläufig Veröffentlichungen, wie es nach Ansicht der jeweiligen Autoren wirklich war.

Im Eigenverlag erschienen "50 Jahre IfAp (Institut für Apothekenwesen) – Streiflichter aus der Geschichte der Pharmazie in Deutschland" und "45 Jahre Pharmazie in Deutschland Ost", beide Werke mit einem Vorwort und Geleitwort von Professor Friedrich aus Greifswald/Marburg. Die Autoren dieser zwei großformatigen kiloschweren Bücher waren als leitende Persönlichkeiten zumeist in für das ganze Land bedeutungsvollen Institutionen, Wissenschaftsbereichen, Gremien etc. tätig. Anliegen des Quedlinburger Kollegen Oberpharmazierat Dr. Vater war es, danach ein Buch über die Geschehnisse des Apothekenalltags aus Sicht der Basis herauszugeben. Hierzu konnte er ein Autorenkollektiv von 17 Kolleginnen und Kollegen gewinnen. Dank Professor Friedrich als Mitherausgeber entstand ein in sich geschlossenes pharmaziehistorisches Werk.

Nach einleitender Übersicht der Geschichte der DDR folgen die Berichte zu einer Fülle von Themen wie die Situation nach Kriegsende, Anfänge arzneimittelrechtlicher Bestimmungen, allgemeine Entwicklung, erste Perspektivpläne, Apothekertage, Zentrale Kreisapothekertagungen, Bildung Pharmazeutischer Zentren, halbindustrielle Produktion, Standardisierung von Rezepturarzneien, Aus- und Weiterbildung, Krankenhauspharmazie, Labordiagnostika, Arzt- und Patienteninformation, Medizintechnik, Zivilverteidigung, zentrale Buchhaltung, Institut für Apothekenwesen, Großhandel, Apothekenmuseum und andere bis hin zu Pharmazierattiteln und Einigungsvertrag. Bilder und Zeichnungen ergänzen den Text.

Akribisch mit vielen Literaturzitaten wird erläutert, wie alles entstand und gemeistert wurde. Das Buch ist wie aus einem Guss geschrieben, wissenschaftlich fundiert und sehr informativ. Erfrischend lesenswert sind die eingestreuten unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen, Erlebnisse, Meinungen aus Städten, Kreisen und Bezirken.

Man könnte das Buch fast als eine Art Rechenschaftsbericht auslegen, denn Stolz auf Erreichtes in und trotz der DDR ist ableitbar. Selten ist der Apotheker auf derart breiter Basis qualifizierten pharmazeutischen Wirkens so gefordert und aktiv gewesen. Dies hat Freude bereitet und Anerkennung gefunden. Manch Apotheker der Jetztzeit, gequält durch AMNOG, Rabattschlachten, Krankenkassen und weitere unverständliche Bürokratismen, könnte schon auf das damalige Berufsfeld neidisch blicken. Aber er sei getröstet. Der Nebenwirkungen gab es viele. Sie sind im Buch erkennbar, wenn auch nicht expressis verbis angesprochen.

Die Pharmazeutischen Zentren, so beindruckend ihre Struktur auch war, führten zu Beschränkungen selbstständigen Handelns der Apothekenleiter. Das Berichts-, Melde-, Planungswesen wurde immer erdrückender, von der politischen Indoktrination ganz zu schweigen. So gilt für uns Apotheker, ob wir in Ost oder West mit großer Liebe zu unserem schönen Beruf gearbeitet haben und jetzt glücklich vereint sind, das Schiller-Wort "Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil."


Oberpharmazierat Dr. Hans Feldmeier, Rostock-Warnemünde


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DAZ 2011, Nr. 18, S. 147

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