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ApoBank schreibt wieder schwarze Zahlen

BERLIN (lk). Die von der Finanzmarktkrise hart getroffene Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) schreibt wieder schwarze Zahlen. Damit sind die Folgen der Finanzkrise zwar noch nicht ausgestanden. Nach knapp 300 Millionen Euro Verlust im Jahr 2009 schrieb die ApoBank aber im vergangenen Jahr wieder schwarze Zahlen und kann wieder eine Dividende zahlen.

Nach den am 11. April veröffentlichten Finanzdaten betrug der Jahresüberschuss 2010 53,4 Millionen Euro (2009: - 283,1 Mio. Euro). Daraus will die Bank den rund 100.000 Mitgliedern vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlung eine Gewinnbeteiligung in Höhe von vier Prozent auszahlen. Darüber hinaus stärkt die ApoBank im Zuge der Dotierung der Ergebnisrücklagen ihre Kapitalbasis. Zusätzlich fließen 40 Millionen Euro in den Fonds für allgemeine Bankrisiken. Ohne diese Rücklagen hätte der Überschuss 113 Millionen Euro betragen können.

Im Zuge der Finanzkrise musste die ApoBank 1,2 Milliarden für "toxische" Wertpapiere abschreiben. Circa 900 Millionen Euro davon sind laut ApoBank "unwiederbringlich" verloren. Es wird noch mehrere Jahre dauern, bis alle finanziellen Folgen der Finanzkrise verdaut sein werden.

Gute Nachrichten für die Mitglieder

"Wir haben gute Nachrichten für unsere Mitglieder. Denn wir haben unser vorrangiges Ziel der Dividendenfähigkeit erreicht. Den Grundstein für diesen Erfolg bilden die Ergebnisse in unserem Kerngeschäft. Hier haben wir trotz vielfältiger Herausforderungen im letzten Jahr ordentliche Zuwächse erzielt. Darüber hinaus zeigen über 14.000 neue Kunden, dass wir über eine starke Position im Gesundheitswesen verfügen. Und schließlich konnten wir auch die Belastungen aus unseren Finanzinstrumenten deutlich reduzieren", erklärte Herbert Pfennig, Sprecher des Vorstands der ApoBank.

Konzentration auf das Kerngeschäft

Im Jahr 2010 habe die ApoBank somit erfolgreich die Ende 2009 beschlossene Strategie, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und den Abbau ihrer strukturierten Finanzprodukte voranzutreiben, umgesetzt. Als Teil dieser Strategie habe sich die ApoBank im vergangenen Jahr von Aktivitäten außerhalb des Kerngeschäfts getrennt. So wurden beispielsweise die gesamten IT-Aktivitäten an den Verbunddienstleister GAD ausgelagert. Gleichzeitig hat die Bank in den Ausbau und die Stärkung des Kerngeschäfts investiert. "Wir werden diesen eingeschlagenen Kurs im Jahr 2011 beibehalten, so dass wir davon ausgehen, auch im laufenden Jahr trotz der deutlichen Mehraufwendungen für unsere IT-Migration von der Stärke unseres Geschäfts zu profitieren und eine Dividende ausschütten zu können", so Pfennig weiter.

Die strategische Ausrichtung der Bank richtet sich auch im Jahr 2011 unverändert auf die wirtschaftliche Förderung der Heilberufler und ihrer Organisationen. Um ihre Marktposition zu festigen und um auf die sich ändernden Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen zu reagieren, will die Bank die Geschäftsaktivitäten bei angestellten Heilberuflern und Studenten der Heilberufe durch eigens spezialisierte Berater ausbauen. Zudem will die ApoBank sich ihren Kunden stärker als Alternative im Anlagegeschäft präsentieren. Nach der Existenzgründungsphase suchen sich viele ApoBank-Kunden andere Geldinstitute, um das verdiente Geld zu investieren. Das soll sich ändern.

Licon-Affäre aufgearbeitet

Unabhängig von den fortlaufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sieht die ApoBank die negativen Schlagzeilen um die Leipziger Immobilienfirma Licon als aufgearbeitet an. Im Zusammenhang mit von der ApoBank vermittelten Immobiliengeschäften sollen sich führende Mitarbeiter der Bank persönliche Vorteile verschafft haben. Um künftig solchen Entwicklungen vorzubeugen, wurde seit November 2010 die Vertriebsstruktur neu geordnet. Das Filialnetz der ApoBank ist jetzt in sieben Regionen mit jeweiligen Gebietsleitern unterteilt (siehe auch Kasten). Herbert Pfennig: "Die Geschehnisse rund um Licon/Medicon betreffen aus heutiger Sicht erfreulicherweise einen kleineren Kreis von Personen als zunächst befürchtet. Wir haben aus den Vorfällen unsere Schlüsse gezogen und die Bank mit optimierten Organisationsstrukturen und zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen weiter abgesichert."

Die Zahlen im Detail

Das operative Ergebnis, d. h. das Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge, lag mit 341,0 Mio. Euro über dem guten Vorjahresergebnis (2009: 317,8 Mio. Euro). Hierzu hat vor allem der Ausbau des Zins- und Provisionsüberschusses im Kundengeschäft beigetragen. Die Bank erwirtschaftete einen Zinsüberschuss von 679,2 Mio. Euro, der den Vorjahreswert um 9,9 % übertraf (2009: 618,2 Mio. Euro). Getragen wurde der Zins-überschuss vom Kredit- und Einlagengeschäft sowie vom strategischen Zinsrisikomanagement der Bank. Zudem hat die Bank ihr Darlehenswachstum fortgesetzt. Im Neugeschäft hat sie mit 4,0 Mrd. Euro Neuausleihungen nahezu an das Rekordergebnis des Vorjahres angeknüpft (2009: 4,1 Mrd. Euro). Auch bei den Kundeneinlagen verzeichnete die Bank einen deutlichen Anstieg der Volumina.

Der Provisionsüberschuss ist von 111,6 Mio. Euro kräftig um 13,9% auf 127,1 Mio. Euro gestiegen. Ergebnistreiber waren vor allem das Wertpapiergeschäft sowie das Kredit- und das Lebensversicherungsgeschäft. So konnte die Bank vor allem in der Depotverwaltung, bei den Wertpapierumsätzen der Kunden sowie in der Vermögensverwaltung Zuwächse verzeichnen.

Ihren Verwaltungsaufwand hat die Bank 2010 plangemäß vor allem für weitere strategische Investitionen ausgeweitet: Hierzu zählten in erster Linie Aufwendungen im Rahmen ihrer IT-Migration auf das genossenschaftliche Verbundrechenzentrum der GAD sowie Investitionen in den Vertrieb. Im Ergebnis lag der Verwaltungsaufwand inklusive Abschreibungen bei 452,4 Mio. Euro und damit über dem Wert des Vorjahres (2009: 422,6 Mio. Euro).

Im Bereich der Risikovorsorge hat die Bank für das Kundenkreditgeschäft vor allem dank der guten Kreditqualität deutlich geringere Risikokosten als im Vorjahr aufgewendet. Insgesamt beliefen sich die Risikokosten und Vorsorgemaßnahmen für das Kundenkreditgeschäft auf 69,9 Mio. Euro (2009: 103,3 Mio. Euro).

Für Finanzinstrumente und Beteiligungen hat die Bank Risikokosten und Vorsorgemaßnahmen in Höhe von 201,6 Mio. Euro aufgewendet. Dies stellt eine deutliche Reduzierung gegenüber dem Vorjahreswert dar (2009: 485,1 Mio. Euro). Der Schwerpunkt der Risikokosten bei den Finanzinstrumenten lag wie im Vorjahr bei den strukturierten Finanzprodukten der Bank.


Foto: ApoBank
Eckhard Lüdering übernimmt im ApoBank-Vorstand die Ressorts Risiko und Bankbetrieb.

ApoBank ordnet Vorstand


Die Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) hat den Umbau des Vorstandes als Folge der Licon-Immobilien-Affäre abgeschossen: Eckhard Lüdering (50) wurde neu in den Vorstand der Bank berufen und wird die Ressorts Risiko und Bankbetrieb verantworten. Der Aufsichtsrat der Bank hat der Berufung bereits zugestimmt.

Lüdering arbeitet bereits seit Januar 2000 in der ApoBank und leitet seit Ende des vergangenen Jahres das Ressort Risiko. In seiner bisherigen Tätigkeit trug Lüdering nach Angaben der ApoBank maßgebend dazu bei, dass die Bank nur sehr unterdurchschnittliche Ausfallquoten im Kreditgeschäft aufweist.

Gleichzeitig hat der Aufsichtsrat den Vorstand beauftragt, Ulrich Sommer (49), der aktuellals Bereichsvorstand das Ressort Standesorganisationen, Großkunden und Märkte leitet, zu ermöglichen, die Geschäftsleiterbefugnis gemäß § 33 Kreditwesengesetz (Banklizenz) zu erlangen. Dies ist Voraussetzung, um nach zwei Jahren zum ordentlichen Vorstandsmitglied berufen werden zu können.

Wie bereits berichtet, wurde Harald Felzen im Februar in den Vorstand des Düsseldorfer Instituts berufen. Harald Felzen (46), der zum 1. Juli 2011 zur ApoBank wechseln soll, wird für das Privatkundengeschäft verantwortlich sein.

Mit Abschluss der Neuaufstellung trennt sich die ApoBank wieder von Bernd Span, der im vergangenen November den Vorstand auf dem Höhepunkt der Licon-Krise kurzfristig ergänzt hatte, um den aufsichtsrechtlichen Vorgaben zu genügen. "Der Bank ist es früher als vorgesehen gelungen, den Vorstand der Bank umfassend und mit langfristiger Perspektive neu zu besetzen, wodurch sich die kurzfristig realisierte Interimstätigkeit von Herrn Span schneller als vorgesehen erledigte. Die Bank dankt Herrn Span herzlich für die tatkräftige Unterstützung in einer für die Bank nicht einfachen Zeit", heißt es in einer Erklärung der ApoBank.



DAZ 2011, Nr. 15, S. 34

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