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- DAZ 13/2011
- Was grünt so grün
Feuilleton
Was grünt so grün?
grün ist eine Farbe
grün ist mehr als eine Farbe
grün ist die Hoffnung
grün ist das Chlorophyll
grün ist – bei Hermann Löns – die Heide
grün ist – in Goethes "Faust" – des Lebens goldener Baum
grün sind Gift und Galle
grün ist das Schweinfurter Grün
grün ist einer der Knollenblätterpilze
grün ist eine Weltanschauung
grün ist manchmal die Ampel
grün ist ein gewisser Heinrich
grün ist eine bestimmte Mamsell
grün ist eine große Insel
grün ist eine verheiratete Witwe, doch die Jungfer ist im Grünen
grün ist ein Donnerstag der Karwoche
grün sind Patina, Grünspan und Malachit
grün ist der Smaragd
grün ist eine Seife.
Grünes ist meistens unreif und ungenießbar, aber es gibt Ausnahmen. Wir essen und trinken:
grüne Minze, grüne Nudeln, grüne Salate
grüne Soße, grüne Tomaten, grünen Pfeffer
grünen Veltliner zu grünem Spargel
Grünkern, Grünkohl und Suppengrün.
Dabei sollten wir gelegentlich in das Verzeichnis diätetischer Produkte schauen – bis 1995 hieß es die "Grüne Liste"!
Das Grünfutter sollten wir allerdings den landwirtschaftlichen Nutztieren überlassen.
Wir wollen hoffen,
dass unser großes Bundesland im Südwesten weiter grünen und gedeihen möge
dass die neue Regierung einen grünen Daumen hat
dass nicht zu viele Grünschnäbel mitreden
dass das grüne Gemüse heranreift
dass wir weiterhin unbekümmert ins Grüne fahren können
dass wir nicht von grünen Männchen unterwandert werden
dass sich die Grünen stets von ihrer grünen Seite zeigen werden.
Vorsicht!
Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen! (altes deutsches Sprichwort)
Nicht jeder hat’s Grün so gern! (siehe Schuberts "Schöne Müllerin")
Die Nächte sind noch zu kalt, um bei Mutter Grün zu schlafen!
Wer garantiert, dass die Grünen uns auch nach der Wahl noch grün bleiben?
Hoffentlich sagen wir nicht bald: "Ach du grüne Neune!"
Noch gibt es keinen Anlass, sie über den grünen Klee zu loben.
Sollen wir jetzt schon grünes Licht für zukünftige Entscheidungen geben?
Man kann nicht alles vom grünen Tisch aus entscheiden!
Autor
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. Hermann J. Roth
Friedrich-NaumannStr. 33, 76187 Karlsruhe
www.h-roth-kunst.com
DAZ 2011, Nr. 13, S. 135
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