Feuilleton

Was grünt so grün?


grün ist eine Farbe

grün ist mehr als eine Farbe

grün ist die Hoffnung

grün ist das Chlorophyll

grün ist – bei Hermann Löns – die Heide

grün ist – in Goethes "Faust" – des Lebens goldener Baum

grün sind Gift und Galle

grün ist das Schweinfurter Grün

grün ist einer der Knollenblätterpilze

grün ist eine Weltanschauung

grün ist manchmal die Ampel

grün ist ein gewisser Heinrich

grün ist eine bestimmte Mamsell

grün ist eine große Insel

grün ist eine verheiratete Witwe, doch die Jungfer ist im Grünen

grün ist ein Donnerstag der Karwoche

grün sind Patina, Grünspan und Malachit

grün ist der Smaragd

grün ist eine Seife.


Grünes ist meistens unreif und ungenießbar, aber es gibt Ausnahmen. Wir essen und trinken:

grüne Minze, grüne Nudeln, grüne Salate

grüne Soße, grüne Tomaten, grünen Pfeffer

grünen Veltliner zu grünem Spargel

Grünkern, Grünkohl und Suppengrün.


Dabei sollten wir gelegentlich in das Verzeichnis diätetischer Produkte schauen – bis 1995 hieß es die "Grüne Liste"!

Das Grünfutter sollten wir allerdings den landwirtschaftlichen Nutztieren überlassen.


Wir wollen hoffen,

dass unser großes Bundesland im Südwesten weiter grünen und gedeihen möge

dass die neue Regierung einen grünen Daumen hat

dass nicht zu viele Grünschnäbel mitreden

dass das grüne Gemüse heranreift

dass wir weiterhin unbekümmert ins Grüne fahren können

dass wir nicht von grünen Männchen unterwandert werden

dass sich die Grünen stets von ihrer grünen Seite zeigen werden.

Vorsicht!

Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen! (altes deutsches Sprichwort)

Nicht jeder hat’s Grün so gern! (siehe Schuberts "Schöne Müllerin")

Die Nächte sind noch zu kalt, um bei Mutter Grün zu schlafen!

Wer garantiert, dass die Grünen uns auch nach der Wahl noch grün bleiben?

Hoffentlich sagen wir nicht bald: "Ach du grüne Neune!"

Noch gibt es keinen Anlass, sie über den grünen Klee zu loben.

Sollen wir jetzt schon grünes Licht für zukünftige Entscheidungen geben?

Man kann nicht alles vom grünen Tisch aus entscheiden!


Autor
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. Hermann J. Roth
Friedrich-NaumannStr. 33, 76187 Karlsruhe
www.h-roth-kunst.com

info@h-roth-kunst.com



DAZ 2011, Nr. 13, S. 135

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