Arzneimittel und Therapie

Risikobestimmung durch Metabolom-Analyse

Fettleibigkeit und erhöhte Glucosewerte sind bekannte Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes. Für effektive Präventivmaßnahmen wäre es jedoch wertvoll, Risikopersonen schon zu einem früheren Zeitpunkt zu erkennen. Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern unter der Führung von Forschern des Massachusetts General Hospital ist diesem Schritt jetzt ein Stück näher gekommen. Ihre Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen einem frühen vermehrten Auftreten verschiedener Aminosäuren und der späteren Entwicklung der Stoffwechselkrankheit.

In einigen früheren Studien waren erhöhte Werte für bestimmte Aminosäuren bei Personen gefunden worden, die fettleibig waren oder eine Insulinresistenz zeigten. Es gab allerdings keine weiteren Untersuchungen, inwieweit derartig erhöhte Werte von Aminosäuren oder anderen Stoffwechselprodukten auf die spätere Entwicklung eines Typ-2-Diabetes bei gesunden Personen hinweisen könnten.

Fünf Aminosäuren zeigen Entwicklung eines Diabetes

Im Rahmen ihrer Metabolom-Forschung ist eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern unter der Führung von Forschern des Massachusetts General Hospital zu Ergebnissen gelangt, die eine frühzeitige Erkennung von Risikopersonen für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes möglich machen könnte. Als Metabolom wird die Gesamtheit aller Stoffwechselprodukte (Metabolite) bezeichnet, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Organismus nachzuweisen sind. Aufgrund der Vielzahl der Metabolite ist eine vergleichende Analyse nur in begrenztem Maße möglich.

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse gehen von Daten früherer Studien (Framingham Heart Study und Framingham Offspring Study) aus, die zwischen 1991 und 1995 durchgeführt worden waren.

Von den früheren 2422 Studienteilnehmern entwickelten rund 200 Personen einen Typ-2-Diabetes in den folgenden 12 Jahren. Die ursprünglichen Blutproben von 189 dieser Patienten wurden mit denen von ebenfalls 189 früheren Studienteilnehmern, die nicht an einem Typ-2-Diabetes mellitus erkrankten, verglichen. Dabei wurden die Werte für 61 Stoffwechselprodukte bestimmt, wobei Alter, Geschlecht und Risikofaktoren in beiden Gruppen gleichmäßig verteilt waren. Die Werte für die Aminosäuren Isoleucin, Leucin, Valin, Tyrosin und Phenylalanin waren signifikant erhöht und zeigten ein deutliches Risiko auf einen späteren Typ-2-Diabetes mellitus an.

Auffällig ist vor allem die gleichzeitige Veränderung mehrerer Aminosäuren. Dabei gehen bestimmte Kombinationen von erhöhten Aminosäurewerten mit einem um den Faktor 4 bis 5 erhöhten Diabetesrisiko einher. Diese Ergebnisse wurden inzwischen in einer weiteren Studie, der Malmö Diet and Cancer Study, an der 326 Probanden teilnahmen, bestätigt.

Option für die Früherkennung

Da der Nachweis von Aminosäuren im Blut keines großen Aufwands und keiner großen Kosten bedarf, eignet er sich möglicherweise zur Frühdiagnostik. Die Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen einem gestörten Aminosäurestoffwechsel und der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes mellitus in der Frühphase der Stoffwechselerkrankung. Möglichweise sei diese dann durch präventive Maßnahmen zu stoppen.


Quelle

Wang, T.J.; et al.: Metabolite profiles and the risk of developing diabetes. Nature Medicine 2011; doi:10.1038/nm.2307, 20. 03. 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 13, S. 41

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