Arzneimittel und Therapie

Lungenerkrankung im CT bei starken Rauchern erkennbar

Rauchen gilt als gesicherter Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen. Neben Lungenkrebs und Lungenemphysemen, Herzinfarkten und Herzgefäßerkrankungen sowie einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind zahlreiche weitere Erkrankungen bekannt, die auf Tabakrauchen zurückzuführen sind. Eine neue Studie, die nach genetischen Risikofaktoren für die COPD sucht, konnte jetzt auch das häufige Vorkommen einer interstitiellen Lungenerkrankung bei vielen starken Rauchern durch hochauflösende Computertomografie (CT) zeigen.

Unter der Bezeichnung "interstitielle Lungenerkrankung" (engl. ILD, interstitial lung disease) wird eine Gruppe von mehr als 100 Lungenerkrankungen zusammengefasst, die das Alveolarepithel, das Endothel der Lungenkapillaren, die Basalmembran sowie die perivaskulären und perilymphatischen Gewebe der Lunge befallen. Die Entzündungen verlaufen meist chronisch. Hauptsymptom ist eine zunehmende Atemnot, im frühen Krankheitsstadium zunächst während körperlicher Belastung, bei fortgeschrittener Erkrankung auch in Ruhe. Die Ursachen für die Erkrankung sind zum Teil unbekannt.

Nachweis der Erkrankung durch hochauflösende CT

Eine neue Studie, deren primäres Ziel die Suche nach genetischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer COPD bei Rauchern ist (COPDGene® Study) fand jetzt mithilfe der hochauflösenden Computertomografie eine interstitielle Lungenkrankheit bei zahlreichen starken Rauchern. Entsprechende charakteristische Veränderungen sind bei starken Rauchern vielfach schon im Röntgenbild erkennbar (sogenannte dirty lungs). Mit der jetzt optimierten Auflösung werden diese Veränderungen auch in der Computertomographie deutlich sichtbar. An der Studie nahmen 2416 Probanden teil. Bei 8% von ihnen (194 Teilnehmer) wurde eine interstitielle Lungenerkrankung diagnostiziert.

Die Bedeutung der Erkrankung wird beim Vergleich der Lungenfunktion offensichtlich: Raucher, für die im CT eine interstitielle Lungenkrankheit nachgewiesen wurde, hatten 2,3-fach häufiger eine auf unter 80% abgefallene totale Lungenkapazität. Die Autoren weisen auf die Möglichkeit einer Fehldiagnose durch diesen Befund hin: Die Bildung eines Lungenemphysems, an dem ebenfalls viele Raucher erkrankt sind, ist mit einem Anstieg der Lungenkapazität verbunden. Somit erfüllten viele Patienten mit interstitieller Lungenerkrankung vielfach die diagnostischen Kriterien einer COPD nicht. Im Endstadium der Erkrankung kommt es dann häufig zur Ausbildung eines Lungenemphysems.

Eine gleichzeitig bestehende interstitielle Erkrankung könnte daher auch erklären, warum bei verschiedenen Rauchern mit einem Emphysem die spirometrische Lungenfunktionsprüfung einen "scheinbar" normalen Wert für die Lungenkapazität zeigt.


Quelle:

Washko, G.R.; et al.: Lung volumes and emphysema in smokers with interstitial lung abnormalities. N Engl J Med 364(10): 897 – 906 (2011).


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 11, S. 46

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