Arzneimittel und Therapie

Erhöhtes Hautkrebsrisiko unter topischem Tacrolimus

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) nimmt den Fall eines 43-jährigen Neurodermitis-Patienten zum Anlass, auf ein potenzielles Hautkrebsrisiko bei hochdosierter topischer Langzeitanwendung von Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus hinzuweisen. Bei dem Patienten wurde nach einer knapp dreijährigen Therapie mit Protopic® 0,03% Salbe eine multiple aktinische Keratose diagnostiziert.
Foto: Hautkrankheiten im Blick, WVG
Aktinische Keratosen nach Anwendung von Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus sind nicht auszuschließen. Daher muss bei topischer Therapie die Haut vor UV-Licht geschützt werden. 

Tacrolimus zählt wie Pimecrolimus zu den Calcineurininhibitoren. In topischer Zubereitung sind sie zur antiinflammatorischen Therapie bei mittelschweren und schweren topischen Ekzemen indiziert, wenn andere Therapien nicht infrage kommen.

Aktinische Keratosen sind Präkanzerosen der Haut, die durch Lichteinwirkung induziert werden und vor allem nach hoher Sonnenlichtexposition auftreten. In dem beschriebenen Fall wird jedoch die Ursache in einer langandauernden hochdosierten Anwendung der Tacrolimus-Salbe gesehen. Die AkDÄ verweist darauf, dass die FDA aufgrund entsprechender Verdachtsfälle schon 2005 die Aufnahme einer entsprechenden Warnung in die Produktinformationen der topischen Calcineurininhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus verfügt hat.

Erhöhtes T-Zell-Lymphomrisiko

In einer retrospektiven Kohortenanalyse konnte zwar ein erhöhtes Risiko für aktinische Keratosen nach topischer Anwendung der Calcineurininhibitoren nicht bestätigt werden, doch fand sich ein erhöhtes Risiko für T-Zell-Lymphome unter Tacrolimus und tendenziell auch unter Pimecrolimus.

Nur Zweit-Linien-Behandlung

Die AkdÄ empfiehlt daher vor dem Hintergrund eines wahrscheinlich erhöhten Lymphom- und nicht auszuschließenden Hautkrebsrisikos, sich bei der Behandlung strikt an den zugelassenen Indikationen und Dosierungen zu orientieren. Beide Substanzen sollten nur zur Zweitlinienbehandlung eingesetzt werden. Eine Therapie von Kindern unter zwei Jahren und immungeschwächten Patienten müsse vermieden werden. Während der Therapie darf die Haut weder natürlichem noch künstlichem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Bei längerfristiger Anwendung empfiehlt die AkdÄ regelmäßige Untersuchungen auf suspekte Hautveränderungen.


Quelle

AkdÄ-Drug Safety Mail: Multiple aktinische Keratosen (Carcinoma in situ der Haut) nach langjähriger topischer Anwendung von Tacrolimus (Protopic®) (aus der UAW-Datenbank). 11. März 2011.


du



DAZ 2011, Nr. 11, S. 39

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