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Selbstmedikation
Antioxidanzien können männliche Fruchtbarkeit steigern
Als oxidativen Stress bezeichnet man eine Stoffwechsellage, bei der die Konzentration reaktiver Sauerstoffverbindungen (ROS, reactive oxygen species, frühere Bezeichnung Sauerstoffradikale) das normale physiologische Ausmaß überschreitet. Dies führt zu einer Schwächung der zellulären Reparatur- und Entgiftungsfunktion. Daher werden reaktive Sauerstoffverbindungen vielfach als pathogenetischer Faktor bei verschiedenen Störungen angesehen, auch bei männlicher Subfertilität. Dem negativen Einfluss reaktiver Sauerstoffverbindungen wirken Antioxidanzien entgegen, die als Radikalenfänger die Oxidation empfindlicher zellulärer Moleküle verhindern können.
Im Gegensatz zu gesunden fertilen Männern wurden bei subfertilen Männern niedrigere Spiegel von Antioxidanzien gemessen. Dafür fanden sich in den Spermaproben dieser Männer mit eingeschränkter Zeugungsfähigkeit höhere ROS-Level. Daher wird angenommen, dass sich in vielen Fällen unklarer männlicher Subfertilität durch die Einnahme von Antioxidanzien im Rahmen künstlicher Befruchtung die Chance auf einen Schwangerschaftseintritt erhöht.
Viele Studien mit verschiedenen Antioxidanzien
Um diese Vermutung eines Zusammenhangs von männlicher Infertilität oder unerklärlicher Subfertilität und Antioxidanzien zu bestätigen, wurden in einer Cochrane-Analyse 34 randomisierte und kontrollierte Studien aus 39 Ländern geprüft. Die insgesamt 2876 Paare im Alter von 20 bis 52 Jahren unterzogen sich alle einer assistierten Reproduktionsmaßnahme wie z. B. einer In-vitro-Fertilisation (IVF). Die subfertilen Männer litten zumeist an einer verminderten Anzahl von Spermien (Oligospermie) oder an einer verminderten Motilität der Spermien im Ejakulat (Asthenospermie).
Von den männlichen Probanden wurden – teilweise einzeln, teilweise kombiniert – verschiedene Antioxidanzien eingenommen, z. B. die Vitamine C, E, und B, L-Carnitin, L-Acetyl-Carnitin, N-Acetyl-Cystein, Zink (als Monosubstanz, mit Vitamin E bzw. C), Selen, Magnesium, Pentoxifyllin. Primärer Zielparameter war die Rate der Lebendgeburten, zu den sekundären zählten die Rate eingetretener Schwangerschaften und Fehl- oder Totgeburten, die Spermienkonzentration und -motilität sowie Nebenwirkungen.
Als wichtigstes Resultat der gepoolten Daten ergab sich, dass nicht nur die Zahl der eingetretenen Schwangerschaften (96 von 964 Paaren), sondern auch die Zahl der Lebendgeburten (20 von 214 Paaren) signifikant anstieg, wenn der männliche Partner vor der Zeugung Antioxidanzien eingenommen hatte.
Die meisten Daten für die Spermienmotilität und -konzentration konnten wegen Heterogenität nicht gepoolt werden, bei der Spermienkonzentration nach neun Monaten konnte jedoch eine signifikante Erhöhung bei Männern mit Antioxidanzien-Einnahme nachgewiesen werden.
Keine Empfehlung für einzelne Substanzen
Basierend auf diesen Ergebnissen empfehlen die Autoren subfertilen Männern, antioxidativ wirksame Substanzen einzunehmen, wenn das Paar an einer Maßnahme zur künstlichen Befruchtung teilnimmt.
Allerdings beruhen die zugrunde liegenden Daten auf zahlreichen Einzelstudien mit Messungen verschiedener Arten von Antioxidanzien, Kombinationen und Dosierungen, so dass reproduzierbare Vergleiche im Sinne einer Metaanalyse nicht möglich sind. Vor allem um festzustellen, welche Antioxidanzien bei männlicher Subfertilität wirksamer sind als andere, sind weitere kontrollierte Studien erforderlich, vor allem im direkten Head-to-Head-Vergleich von Substanzen.
Dennoch ziehen die Autoren den Schluss, dass die Einnahme von Ergänzungsmitteln mit Antioxidanzien dazu beitragen kann, die Chance eines Paares auf eine erfolgreiche Befruchtung zu erhöhen.
QuelleShowell M.G; et al.: Antioxidants for male subfertility. Cochrane Database of Systematic Reviews (2011) 1: Art. No.: CD007411. DOI: 10.1002/14651858.CD007411.pub2.
Medizinjournalist Clemens Bilharz
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