DAZ aktuell

Schlechte Zeugnisse

KÖLN (apo/daz). Das zu Jahresbeginn in Kraft getretene Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) sorgt bei Apothekerinnen und Apothekern für schlaflose Nächte. In den kommenden sechs Monaten rechnen die Heilberufler für ihre Apotheken mehrheitlich mit einer negativen Geschäftsentwicklung. Den für das Gesetz verantwortlichen Gesundheitspolitikern stellen die Apothekerinnen und Apotheker für das Jahr 2010 ein entsprechend schlechtes Zeugnis aus. Doch auch die Standesvertretungen der Apothekerschaft werden von ihren Mitgliedern abgestraft. Zu diesen Ergebnissen kommt der vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) monatlich durchgeführte Apotheken-Konjunkturindex Apokix in seiner aktuellen Ausgabe, an der sich 363 Apothekerinnen und Apotheker aus ganz Deutschland beteiligt haben.

Zukunftserwartungen verschlechtern sich weiter

Die deutschen Apothekerinnen und Apotheker blicken pessimistisch in die Zukunft. Die über den Apokix gemessenen Zukunftsaussichten verschlechterten sich im Vergleich zu den Vormonaten deutlich. Waren es im September noch 62%, die für die nächsten sechs Monate eine ungünstigere Geschäftsentwicklung erwarteten, sind es im Dezember bereits 87%. Lediglich 4% gehen von einer zukünftig günstigeren Geschäftssituation aus, 10% erwarten gleichbleibende Verhältnisse. Die Unsicherheiten im Markt übertragen sich damit auch auf die Zukunftsprognosen für die Branche insgesamt. Derzeit wird die Geschäftssituation von rund zwei Dritteln der Apothekerinnen und Apotheker noch als "befriedigend" bewertet. 21% bewerten sie als "gut", 15% sehen sich bereits aktuell mit einer "schlechten" Geschäftssituation konfrontiert.

Gesundheitspolitik durchgefallen

Das Jahr 2010 war für Apothekerinnen und Apotheker turbulent und richtungsweisend. Es wurden wichtige gesundheitspolitische Entscheidungen getroffen, die nicht zuletzt auch die Apothekerschaft betreffen. Zufrieden sind die Apothekerinnen und Apotheker mit den Leistungen der Gesundheitspolitiker aber nicht: Über 80% der Apokix-Teilnehmer bewerten die Leistung der Gesundheitspolitiker im Jahr 2010 mit den Noten "mangelhaft" oder "ungenügend". Nur knapp jeder Fünfte vergibt bessere Noten. Aus Sicht der Apothekerschaft sind die verantwortlichen Gesundheitspolitiker damit auf hohem Niveau durchgefallen.

Standesvertretungen versetzungsgefährdet

Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und ihre 34 Mitgliedsorganisationen aus Landesverbänden und -kammern haben die Aufgabe, die Interessen der knapp 60.000 Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland gegenüber Politik und Öffentlichkeit zu vertreten. Im vergangenen Jahr ist ihnen dies nach Ansicht vieler Apothekerinnen und Apotheker jedoch nur eingeschränkt gelungen: Auch sie erhalten von zahlreichen Mitgliedern schlechte Noten. Fast zwei Drittel der Apokix-Teilnehmer benoteten die Leistungen ihrer Standesvertretungen im Jahr 2010 mit den Noten "mangelhaft" oder "ungenügend". In der Schule kommt dieses Urteil einer ernsthaften Gefährdung der Versetzung gleich.

Das Stimmungsbarometer


Mit dem Apothekenkonjunkturindex (Apokix) ermittelt das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) monatlich die Einschätzungen der deutschen Apothekerinnen und Apotheker zur Geschäftslage und zu den Geschäftserwartungen im deutschen Apothekenmarkt. Mit der "Frage des Monats" werden Einschätzungen zu aktuellen Marktthemen erhoben. In der aktuellen Januar-Erhebung des Apokix bewertet die deutsche Apothekerschaft die durch das AMNOG hervorgerufenen Belastungen der Apotheken. Die Januarumfrage ist bis zum 15. Januar geöffnet.


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Unsicherheit abbauen und Visionen entwickeln

Nach Ansicht des Leiters der am IFH angesiedelten Forschungsstelle für Arzneimitteldistribution, Dr. Markus Preißner, sind die Umfrageergebnisse ernst zu nehmen. "Die in der aktuellen Apokix-Erhebung gewonnenen Erkenntnisse zeigen, dass sich viele Apothekerinnen und Apotheker in ihrer Existenz bedroht fühlen. Die Geschäftserwartungen haben sich kontinuierlich verschlechtert. Dies zeugt von großer Unsicherheit und Existenzangst", so Preißner. Den Standesvertretungen rät er: "Die schlechten Umfrageergebnisse für das Jahr 2010 sollten zum Anlass genommen werden, es 2011 besser zu machen. Ziel muss es zunächst sein, die Unsicherheit und Existenzangst vieler Apothekerinnen und Apotheker abzubauen und Maßnahmen zu ergreifen, die die Rentabilität der Apothekenführung sichern. Hierzu zählen sowohl politisch orientierte Initiativen als auch Maßnahmen, die unmittelbar in der Apotheke vor Ort greifen." Zudem fehle es noch an einer Vision zur zukünftigen Positionierung der öffentlichen Apotheke innerhalb des Gesundheitssystems.



DAZ 2011, Nr. 1, S. 27

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