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Gesundheitspolitik
Perspektiven?
Apotheker jammern immer – eine weit verbreitete Meinung. Immer, wenn neue Gesetze im Gesundheitswesen anstehen, der Kassenzwangsrabatt erhöht wird, Arzneimittelpreise gekappt werden oder Apothekenbestimmungen verschärft werden: Apotheker jammern. Einkommensverluste, Apothekensterben, Arbeitsplatzabbau – solche Szenarien werden dann schnell aufgebaut. Sogar von Raubbau war schon die Rede. Stöbert man in alten DAZ-Ausgaben vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, ist bereits dort zu lesen, dass der Apothekerstand vor dem Aussterben, vor dem Untergang steht. Wie wir heute alle wissen, ist bis heute nichts von dem eingetreten. Im Gegenteil – seit der Niederlassungsfreiheit haben sich die Apotheken munter vermehrt, Ansehen und Einkommen wuchsen, vor allem in den goldenen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Zahl der Apotheken stieg bis nahezu auf 22.000 …
Doch damit ist jetzt Schluss. Die goldenen Jahre, in denen von der Goldgrube Apotheke die Rede war, sind schon lange vorbei. AMNOG, Zwangsrabatte an Kassen, Rabatt- und Skontokürzungen des Großhandels, Preiskämpfe, gesetzliche Auflagen und mehr – das verlangt den Apotheken heute das Äußerste ab. Das Jammern und Klagen sollte die Politik jetzt ernst nehmen. Dass es heute kein rituelles Jammern auf hohem Niveau ist wie z. T. früher, zeigen Zahlen des ersten Halbjahres. Betriebswirtschaftliche Auswertungen für eine typische Apotheke, hochgerechnet aufs Jahr, lassen das Einkommen für einen Apothekenleiter unter das eines angestellten Apothekers schrumpfen. Das Institut für Medizinische Statistik (IMS) meldet Monat für Monat Einbrüche des Umsatzes auf dem Apothekenmarkt: - 6,4% im März, - 5,7% im April. Im Großhandelsbereich sind Rabatte und Skonti drastisch geschrumpft. Es gibt mehr Apothekenschließungen als Neueröffnungen, Arbeitsplätze werden abgebaut, Stundenzahlen der Mitarbeiter reduziert – und das, obwohl aufgrund von Rabattverträgen und notwendiger Beratungsleistung eine Erhöhung notwendig wäre. Aber Apotheken können sich keine komfortable Personaldecke mehr leisten.
Und die Perspektiven? Rosig sieht anders aus. Während Ärzte in den letzten Jahren deutliche Honorarzuwächse verzeichnen konnten und jetzt Ärzte, die aufs Land gehen, sich erneut über Honorarzuschläge freuen dürfen, kämpfen viele Apotheken ums Überleben – und das ist dieses Mal wirklich kein Jammern. Die Arbeit des Apothekers muss endlich wieder leistungsgerecht honoriert werden.
Peter Ditzel
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