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- DAZ 5/2010
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Aus Kammern und Verbänden
Impulse durch "kollegiale Beratung"
Demographischer Wandel und längere Lebensarbeitszeit machen ein betriebliches Gesundheitsmanagement notwendiger denn je. Es handelt sich damit um die dritte Säule für ein gesundes Arbeitsumfeld. Bislang wurde der Fokus vor allem auf die Vermeidung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten gerichtet. Durch die sich wandelnden Anforderungen in der Berufswelt gewinnt das Vorbeugen arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren an Bedeutung. Hier können durch kollegiale Beratung innerhalb des Teams die gesetzlichen Vorgaben sinnvoll ergänzt werden. Der Sozialwissenschaftler Jens Maylandt von der Sozialforschungsstelle in Dortmund umschrieb diese Aufgabe als "kollegialen Berater", der mit geschultem präventivem Blick innerhalb des Teams durch kleine Tipps und Hinweise im Alltag auf mögliche Risiken oder Verbesserungsmöglichkeiten aufmerksam macht.
Mehr als nur Unfallverhütung
Über die Aufgaben der BGW und die gesetzlichen Rahmenbedingungen berichtete die BGW-Präventionsexpertin Dörte Bockermann in ihrem Vortrag. Das Arbeitsschutzgesetz schreibt für jeden Betrieb einen Betriebsarzt und eine Sicherheitsfachkraft vor – diese werden im Fall von Klein- und Kleinstbetrieben, zu denen auch die Apotheken zählen, als externe Dienstleister genutzt. Der "kollegiale Berater" für Gesundheitsmanagement in der Apotheke soll einen präventiven Blick für den Arbeitsalltag haben. Für den Betriebsarzt und Sicherheitsfachkraft, die beide den Apothekenleiter beratend in der Gesundheitsförderung unterstützen sollen, kann deshalb der "kollegiale Berater" ein wertvoller Ansprechpartner sein. Auch die BGW versteht sich in erster Linie als Berater der Betriebe. Während früher über dreihundert Unfallverhütungsvorschriften im Umlauf waren, gibt es heute nur noch acht, und es gilt das Motto "machen Sie es sicher, egal wie". Das erlaubt individuelle, auf den jeweiligen Betrieb angepasste Lösungen. Deshalb sind Unternehmer verstärkt in die Pflicht genommen, die Gefährdung ihrer Mitarbeiter im Arbeitsumfeld zu erkennen, zu bewerten und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zusätzlich soll das Arbeitsumfeld nicht nur so gestaltet sein, dass Arbeitsunfälle vermieden werden, sondern es soll bewusst für ein gesundheiterhaltendes und ‑förderndes Arbeitsumfeld gesorgt werden. Bockermann wies vor allem auf den Hautschutz hin. Rund 54 Prozent aller Fälle von Berufskrankheit begründen sich in einer Hautkrankheit. Die Verwendung latexgepuderter Handschuhe ist im Gesundheitswesen verboten. In all diesen Fragen bietet die BGW Unterstützung.
WHO und Arbeitswelt?
Ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld und die Stärkung von Ressourcen im Team und für jeden einzelnen Mitarbeiter lassen sich als Auftrag aus der Ottawa-Charta der WHO für Betriebe ableiten. Danach soll in allen Lebensbereichen eine gesundheiterhaltende und -fördernde Umwelt entwickelt werden und alle Entscheidungen sowie Veränderungen unter diesen Gesichtspunkten geprüft werden. Zudem soll die Teilhabe des Einzelnen gestärkt werden. Dies machte die Apothekerin Ilka Fleer, die eine Zusatzqualifikation in Gesundheitsförderung an der Universität Magdeburg erworben hat, in ihrem Beitrag deutlich. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, reichen die bereits sehr gut implementierten Arbeitsschutzmaßnahmen allein nicht aus, sondern müssen durch flankierende psychosoziale Maßnahmen wie Zeitmanagement und Kommunikationsfähigkeit unterstützt werden. Unter Gesundheit und Wohlbefinden wird heute nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit verstanden. Der moderne Gesundheitsbegriff beschreibt ein Fließgleichgewicht von gesundheitsförderlichen (salutogenetischen) und gesundheitsschädlichen (pathogenetischen) Einflüssen, dem jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt unterliegt.
Offener Umgang im Betrieb
Beispiele für die Umsetzung in die Praxis stellte Apothekerin Elke Jungbluth vor, die bereits seit einigen Jahren mit ihrem Team verschiedene Ansätze ausprobiert und – wenn sie zum und ins Team passen – in den Alltag integriert. Nur wenn die Ideen zum Team passen und von allen angenommen werden, funktionieren sie auch. Gerade in Stresssituationen helfen Erinnerungen an Begebenheiten, die alle im Team zum Lachen bringen; häufig wird eine solche Erinnerung durch ein Stichwort ausgelöst, und schon herrscht Heiterkeit. Diese Methode wird als Ankertechnik bezeichnet. Aber auch ein Teller mit mundgerecht vorbereiteten Obststücken, wo jeder im Vorbeigehen zugreifen kann, sorgt für Vitamine, einen angenehmen Duft und gute Laune. Weitere Ansätze sind gut vorbereitete Teambesprechungen, die bei Bedarf auch ohne den Chef stattfinden, damit die Mitarbeiter auftretende Probleme mit dem Apothekenleiter offen im Team miteinander besprechen können. Eine Meckerbox, in die anonym Kritik geschrieben werden kann, ermöglicht weitere Chancen. Insgesamt sprach sie sich für einen sehr offenen Umgang im Team aus, was auch für den Chef bedeutet, ehrlich und umfassend über die betrieblichen Belange zu informieren.
Dr. Constanze Schäfer
Internetadressen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement
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