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Bei Zytostatika nicht nur auf den Preis sehen
Der Name NZW geht auf die frühere Bezeichnung als Norddeutscher Zytostatika Workshop zurück. Doch die Tagung ist schon längst international ausgerichtet. Zum umfangreichen Programm gehören auch der englischsprachige NZW Europe und mittlerweile zum achten Mal ein spezieller NZW für PTA.
Thema für alle Apotheken
Als Repräsentantin der Apothekerkammer Hamburg gratulierte Prof. Dr. Dorothee Dartsch den NZW-Initiatoren zu einem "Kongresswochenende der Superlative". Der NZW spiegele stets den jeweiligen Entwicklungsstand der onkologischen Pharmazie wider. Daher gehe es um verschiedene Tumorarten, die Supportivtherapie, besondere Patientengruppen und weiterhin um die Sicherheit bei der Herstellung. Außerdem zeige der NZW die vielfältigen Organisationsstrukturen der onkologisch tätigen Pharmazeuten, dabei wende er sich an alle in Apotheken tätigen Berufsgruppen, stelle aber den Patienten in den Mittelpunkt.
Der NZW spricht onkologisch tätige Pharmazeuten in Krankenhausapotheken und öffentlichen Apotheken an. Klaus Meier, Initiator des NZW und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP), habe schon frühzeitig erkannt, wie wichtig die gemeinsame Fortbildung für beide Berufsgruppen im Interesse der Patienten ist, so Dartsch. Nach dem Schritt der Onkologie in die ambulante Versorgung zeichne sich nun ein weiterer Wandel ab. Da viele Zytostatika inzwischen oral eingesetzt werden, kommen sie nun in allen Apotheken vor. Daher benötigen jetzt Apotheker in allen Apotheken das diesbezügliche Spezialwissen, folgerte Dartsch. Ein Fortbildungsprogramm für alle Apotheker hat daher bereits im Dezember begonnen.
Qualität wichtiger als Preis
Kongresspräsident Klaus Meier erklärte, bei der Tumortherapie gehe es nicht nur um die Arzneimittelherstellung oder einzelne medizinische Fragen, sondern um die "Person als Ganzes". Ziel der DGOP und des NZW sei daher die "Versorgung mit den besten Möglichkeiten". Meier erinnerte daran, dass die vorherige Bundesregierung gegenüber der DGOP erklärt habe, die Ziele dieser Gesellschaft seien "unterstützenswert und sollten fortgeschrieben werden". Doch in jüngster Zeit zeichne sich eine ganz andere Entwicklung ab. Die AOK Berlin-Brandenburg habe Zubereitungen aus Fertigarzneimitteln für die Onkologie ausgeschrieben und den niedrigsten Preis zum Zuschlagskriterium gemacht. Die DGOP habe in ihren Qualitätsstandards für den pharmazeutisch-onkologischen Service (QuapoS) jedoch andere Kriterien definiert. Dies sei den Entscheidungsträgern der jüngsten Ausschreibung offenbar nicht bekannt. Bei Zytostatika sollten nicht geringe Preisunterschiede, sondern die festgelegten Qualitätsstandards entscheidend sein. "Für eine sichere Krebstherapie ist eine Ausschreibung alleine über den niedrigsten Preis ein sehr schlechter Ratgeber", so Meier. Zugleich kritisierte Meier den Begriff der "Herstellungspauschale" im Zusammenhang mit der Zytostatikazubereitung. Diese Pauschale decke allenfalls die reinen Herstellungskosten, gefragt sei aber eine komplexe Dienstleistung, die auch Beratung und Betreuung umfasst. Daher sollte eine "Dienstleistungspauschale" vereinbart werden.
Unterschriftenaktion
Vor diesem Hintergrund startete die DGOP beim NZW eine Unterschriftensammlung (siehe Kasten). Die DGOP ruft alle Apotheker, onkologischen Fachverbände und Patientenorganisationen auf, sich an der Aktion zu beteiligen. Den aktuellen Anlass bildet die Ausschreibung der AOK für Berlin, nach der künftig nicht mehr etwa 30, sondern nur noch 13 Apotheken oder Bietergemeinschaften für die Zytostatikazubereitung in Berlin zuständig sein werden. Die Zubereitungen können auch in fremden Produktionsstätten hergestellt werden. Die Ausschreibungsgewinner werden jeweils festen Gebietslosen zugeordnet.
Die DGOP befürchtet, mit dieser Politik könnten bewährte Versorgungsstrukturen zerschlagen werden. Vielerorts würden Apotheken und onkologische Praxen vertrauensvoll und auf hohem Qualitätsniveau zusammenarbeiten. Dies sei nun gefährdet. Die Behandlung aus einem Guss könnte immer schwieriger werden, insbesondere wenn weitere Krankenkassen in Deutschland so vorgehen sollten. Durch die Vertragslaufzeit von nur einem Jahr seien zudem ständige Umstrukturierungen der onkologischen Versorgungsstrukturen erforderlich, Planungssicherheit für die Apotheken gäbe es nicht mehr.
UnterschriftenaktionKrebspatienten brauchen Sicherheit! Der niedrigste Preis ist die teuerste Lösung Eine sichere Krebstherapie muss höchstes Ziel in der Patientenversorgung sein. Die zunehmende Individualisierung in der Behandlung von Krebspatienten stellt immer höhere Anforderungen an alle Akteure in unserem Gesundheitswesen. Deshalb fordern wir:
Auch Sie können – wie bereits jeder zweite Mensch – an Krebs erkranken! Unterstützen Sie uns bei der Erhaltung und Verbesserung der qualitätsgesicherten Versorgung von Krebspatienten! Risiken minimieren – Folgekosten reduzieren. (Anm. d. Red.: Hier folgt beim Original dann eine Tabelle, in die Personen, die sich an der Unterschriftenaktion beteiligen möchten, mit Angabe von Name und Wohnort unterzeichnen können. Auf der Internetseite www.dgop.org sind weitere Einzelheiten zur Unterschriftenaktion dargestellt.) |
Zum WeiterlesenBerichte über die fachlichen Inhalte des NZW finden Sie hier in dieser Ausgabe der DAZ in der Rubrik Arzneimittel und Therapie sowie in der nächsten Ausgabe der DAZ |
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