Arzneimittel und Therapie

Reaktivierung des Enzyms Telomerase verjüngt Mäuse

Forever young? Das Enzym Telomerase stellt die Endstücke der Chromosomen, die Telomere, wieder her. Bei vielen Zellen geht im Alter auch die Fähigkeit verloren, die Telomerase zu bilden. Dieser Verlust ist mit zahlreichen altersbedingten Erkrankungen in Verbindung gebracht worden. US-Wissenschaftler haben in genetisch manipulierten Mäusen das entsprechende Gen zunächst abgeschaltet, anschließend die Telomerase dann reaktiviert [1]. Der Alterungsprozess der Tiere wurde dadurch nicht nur gestoppt, sondern sogar altersbedingte Veränderungen rückgängig gemacht.

Das Enzym Telomerase wurde erst 1985 von den beiden Forscherinnen Elizabeth Blackburn und Carol Greider in einem Wimpertierchen entdeckt, die dafür im Jahre 2009 den Nobelpreis erhielten. Es stellt die Telomere wieder her und verhindert dadurch, dass die Chromosomen mit jeder Zellteilung kürzer werden, denn bei diesem Prozess geht immer ein Stück der Chromosomenendstücke verloren. Bei vielen Zellen geht jedoch im Alter auch die Fähigkeit verloren, die Telomerase zu bilden. Da es zahlreiche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen einer Verkürzung von Telomeren und altersbedingten Funktionsstörungen und Erkrankungen gibt, ist es ein mögliches Ziel regenerativer Therapiestrategien. Ein Abschalten der Telomerase im Alter könnte allerdings bei langlebigen Menschen möglicherweise eine Krebsentwicklung verhindern.

Genmanipulierte Mäuse als Modell für die Altersforschung?

Zur Bedeutung der Telomerase für altersbedingte Veränderungen verschiedener Körperfunktionen untersuchten US-Wissenschaftler jetzt genetisch manipulierte Mäuse [1]. Die Telomerase-defizienten Tiere wurden mit einem Schalter gekoppelt, der das Gen nur bei der Zufütterung eines bestimmten Wirkstoffes aktiviert. Das Gen blieb in der ersten Lebensphase zunächst ausgeschaltet. Dadurch kam es zu beschleunigten Alterungsprozessen wie Osteoporose, Diabetes und Hirnleistungsschwächen sowie eine Infertilität.

Anschließend wurde das Gen für einen Monat aktiviert. Dadurch wurden offensichtlich nicht nur die altersbedingten Veränderungen gestoppt. Die Tiere waren wieder fortpflanzungsfähig und die Hirnfunktionen erholten sich. Sie gewannen ihre Riechfähigkeit zurück und begannen bestimmte Gerüche wieder zu meiden. An Krebs soll keine der Labormäuse erkrankt sein.

Die Ergebnisse werden jedoch auch skeptisch gesehen. Es gebe durchaus widersprüchliche Studien zu einem Zusammenhang zwischen kurzen Telomeren und frühzeitigem Tod. Menschen mit verkürzten Telomeren oder Telomerase-Mutationen altern offensichtlich früher, obwohl Gewebe in unterschiedlicher Weise beeinflusst werden [2]. Altern sei auch keineswegs von nur einem Faktor wie der Telomerase abhängig; beispielsweise können auch die Aktivität des Immunsystems und verschiedene genetische Varianten Alterungsprozesse beim Menschen beeinflussen. Zudem wird hinterfragt, ob Mäuse überhaupt ein geeignetes Modell für menschliche Alterungsvorgänge sind.


Quelle

[1] Jaskelioff, M.; et al.: Telomerase reactivation reverses tissue degeneration in aged telomerase-deficient mice. Nature 2010; doi:10.1038/nature09603, 28. 11. 2010.

[2] Callaway, E.: Telomerase reverses ageing process. Nature News (28 November 2010) doi:10.1038/news.2010.635 News.


Dr. Hans-Peter Hanssen

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